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08:28 Uhr, 07.06.2013

Ohne Gewinnwachstum kein Aktienanstieg

Frankfurt am Main/Boston (BoerseGo.de) – Im zweiten Quartal 2013 fragen sich Investoren Folgendes: Hat die Aktienmarktrallye noch eine Zukunft? Wo bestehen Renditechancen? Und sollten jetzt japanische Aktien gekauft werden? „Längerfristig scheinen die Märkte aufgrund der besseren Wirtschaftslage, der günstigen Bewertungen und der anhaltend expansiven Geldpolitik attraktiv. Kurzfristig raten wir hingegen zur Vorsicht“, meint Sanjay Natarajan, Institutional Equity Portfolio Manager bei MFS Investment Management.

Die technischen Indikatoren stünden seit Monaten bestenfalls auf gelb. Die Investoren machten sich mehr und mehr Sorgen und die Volatilität steige. Der AII Sentiment Survey, der die Marktstimmung in den kommenden sechs Monaten prognostiziert, sei auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren gefallen. Bei Unternehmensinsidern überwögen noch immer die Verkäufe, schreibt Natarajan in einem aktuellen Marktkommentar.

„Hinzu kommt, dass die Gewinnmeldungen der amerikanischen Unternehmen für das erste Quartal nur mittelmäßig waren. Sie sind aber noch immer besser als die Meldungen aus Europa und den Emerging Markets. Anhaltend schwach sind Energie-, der Grundstoff- und der Technologiesektor. Damit die Märkte weiter deutlich zulegen, müssen die Unternehmensgewinne steigen. Doch in den meisten Ländern ist ein Gewinnanstieg bislang ausgeblieben, mit Ausnahme von Japan“, so Natarajan.

Vielen Investoren machte der Rückgang der Anleiherenditen aufgrund des Quantitative Easing Sorgen. Sie kauften daher mehr und mehr Aktien. Die jüngste Lockerung der japanischen Geldpolitik habe die Befürchtungen rückläufiger Renditen weiter verstärkt. Anders als sonst, wenn die Markterholung bereits weit fortgeschritten ist, interessierten sich die Investoren jetzt für Aktien mit einem anleiheähnlichen Profil. Sie suchten stabile Cashflows beziehungsweise Dividenden und Schutz vor Verlusten. Daher setzten sie auf die Sektoren Konsumverbrauchsgüter, Gesundheit und Versorger. Währenddessen seien Titel mit höherem Beta sowie zyklische Aktien im letzten Jahr deutlich hinter dem Gesamtmarkt zurückgeblieben, heißt es weiter.

„Uns interessiert hingegen weniger die laufende Rendite als der Gesamtertrag. Wir berücksichtigen deshalb Fundamentaldaten wie den Cashflow, den Verschuldungsgrad, die Wachstumsperspektiven und die Erträge. Nach wie vor sind wir der Meinung, dass der Konsumverbrauchsgüter- und der Gesundheitssektor interessante Chancen bieten. Alles in allem halten wir aber den Barbell-Ansatz für interessant, der auch zyklische Titel und Industrieaktien nicht ausspart. Trotz der unsicheren Aussichten für die Weltwirtschaft dürfte der positive Langfristtrend der amerikanischen Haushalts- und Unternehmensfinanzen das Interesse an konjunktursensitiven Sektoren steigen lassen“, so Natarajan.

Unterdessen würden japanische Aktien immer teurer. Bislang sei Japan eine politische Börse, doch jetzt achteten die Investoren zunehmend auf die Fortschritte der Unternehmen. Konsens sei heute, dass die Gewinne je Aktie um 45 bis 50 Prozent steigen würden, nachdem kürzlich noch ein deutlich geringerer Zuwachs erwartet worden war. Nach Angaben von Morgan Stanley sei der Markt aus technischer Sicht um fast drei Standardabweichungen überkauft. Das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) entsprechte heute dem 8,7-fachen des KBV der Industrieländer insgesamt. Der Wert habe seinen 20-Jahres-Durchschnitt erreicht und sei so hoch wie seit fast zehn Jahren nicht mehr. Die Zeit der einfachen Gewinne gehe zu Ende. „Wir halten es deshalb für sinnvoller, nach erfolgreichen Unternehmen statt nach vielversprechenden Märkten Ausschau zu halten. Die immer volatileren Konjunkturdaten bestärken uns darin“, so Natarajan.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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