Kommentar
07:28 Uhr, 08.02.2018

Ölmarkt im Gleichgewicht ? Behauptet Goldman Sachs!

Goldman Sachs hat schon ein ungewöhnliches Timing. Gerade scheint die Monsterrallye bei Öl zu Ende zu gehen, da platzt die Investmentbank mit dieser Meldung heraus.

Goldman Sachs steht mit seiner Meinung ziemlich allein auf weiter Flur. Die Investmentbank erklärt den Ölmarkt für bereinigt. Sprich: Angebot und Nachfrage sind wieder im Einklang. Das Überangebot der vergangenen Jahre ist Geschichte. Es gibt also keinen Grund, weshalb die Rallye nicht weitergehen sollte. Dazu passt das Preisziel von über 80 Dollar je Fass.

Woher diese Zuversicht kommt, ist nicht ganz klar. US-Produzenten förderten bereits Ende 2017 über 10 Mio. Barrel Öl pro Tag und damit so viel wie seit den 70er Jahren nicht mehr. Im März wird vermutlich ein neuer Allzeitrekord aufgestellt. Dies gelingt übrigens immer effizienter (Grafik 1). Die Bohraktivität ist seit einem halben Jahr recht konstant. Die Produktion stieg im gleichen Zeitraum um 600.000 Barrel/Tag. Das wirkt schon ein wenig wie Produktions-Alchemie.

Man kann davon ausgehen, dass die US-Förderung schön weiter nach oben marschieren wird. Je länger der Preis für ein Fass über 60 Dollar verharrt, desto wahrscheinlicher wird eine schnellere Produktionsausweitung. Jetzt ist die große Chance da, Geld zu verdienen und Investoren bei Laune zu halten.

Gute Laune ist dringend notwendig. Viele Fracker sind hochverschuldet und müssen Milliardenbeträge refinanzieren. Das geht bei anständigen Produktionsmengen und Margen deutlich einfacher. Wer die hohen Preise jetzt nicht nutzt, ist selber schuld.

Die OPEC ist das Gegengewicht zu den USA. Als die US-Produktion 2015/16 um 1 Mio. Barrel sank, warf die OPEC 1,3 Mio. Barrel zusätzlich auf den Markt. Das folgende Desaster war eine Lehre. Die Produktion wurde gedrosselt. 1 Mio. Barrel weniger fließt nun aus den OPEC Staaten in den globalen Markt. Zusammen mit Russland gleicht das den Produktionsanstieg in den USA gerade aus.

Die US-Produktion wird in diesem Jahr vermutlich um weitere 500.000 bis 800.000 Barrel/Tag zulegen. Die Ölnachfrage wird global in diesem Jahr voraussichtlich um 1 Mio. Barrel wachsen. Der Produktionsüberschuss lag nun im vergangenen Jahr weltweit bei ca. 1 Mio. Barrel. Angebot und Nachfrage sind also noch nicht wieder im Gleichgewicht. Es wird noch mindestens ein Jahr dauern bis davon die Rede sein kann. Davon geht auch die OPEC selbst aus.

Zu allem Überfluss muss damit gerechnet werden, dass nicht nur US-Produzenten ihre Fördermenge ausweiten, sondern auch so manches andere Land, z.B. Brasilien. Hier hat der halbstaatliche Ölkonzern endlich wieder etwas Luft und Zusatzeinnahmen sind dringend erforderlich.

Persönlich glaube ich nicht daran, dass wir bereits jetzt das Gleichgewicht erreicht haben. Bliebe die Produktion ab jetzt unverändert, würde das Gleichgewicht vermutlich noch im Sommer erreicht werden. Die Produktionsmengen nehmen allerdings außerhalb der OPEC und Russlands deutlich zu.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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