Kommentar
12:30 Uhr, 17.04.2008

Ölfund in Brasilien, Ölschwund bei US-Vorräten und neues Rekordniveau beim Ölpreis

1. Zum zweiten Mal in Folge sanken die US-Rohöllagerbestände und trugen zu einem erneuten Rekordniveau beim Ölpreis bei. In der vergangenen Woche wurden die Ölvorräte überraschend um 2,4 Mio. Barrels reduziert (Bloomberg-Median: +1,8 Mio. Barrels). Das Niveau der Öllager bleibt aber durchschnittlich hoch. Dabei ist die US-Ölnachfrage insgesamt als eher schwach einzustufen. Allerdings befindet sich die USÖlproduktion seit einigen Monaten in der Seitwärtsbewegung, die US-Rohölimporte nehmen tendenziell sogar ab. Die Benzinvorräte schrumpften mit 5,5 Mio. Barrels sehr deutlich (Bloomberg-Median: -1,8 Mio. Barrels), während die Benzinnachfrage im Wochenvergleich zum ersten Mal seit der zweiten Kalenderwoche 2008 wieder über ihr Vorjahresniveau stieg. Die Kapazitätsauslastung der US-Raffinerien sank spürbar um 1,6 Prozentpunkte auf 81,4 % und liegt somit fast 5 Prozentpunkte unter dem 5-Jahresdurchschnitt für diese Kalenderwoche. Schließlich dürften die Heizöl- und Dieselbestände mit einer Seitwärtsbewegung langsam, aber sicher die Talsohle im Jahresverlauf erreicht haben.

2. Anfang der Woche sorgte die Nachricht von dem Ölfund namens „Carioca“ in Brasilien für Aufregung. Das Ölfeld soll inoffiziellen Angaben zufolge 33 Mrd. Barrels Rohöl enthalten. Sollte sich dies bestätigen, wäre „Carioca“ das drittgrößte Ölfeld der Welt und der größte Fund seit über 30 Jahren. Solche Mengen Öl würden die weltweiten Ölreserven um mehr als 2 % erhöhen und könnten theoretisch die Welt 400 Tage lang mit Rohöl versorgen, wenn man den jetzigen Tagesbedarf unterstellt. Die brasilianischen Ölreserven würden sich hierdurch mehr als verdreifachen, und Brasilien würde auf der Liste der weltweit größten Ölreserveländer von Platz 17 in die Top 10 aufrücken. Aber … das Ölfeld liegt in 5000 Metern Tiefe unter einer dicken Salzschicht. Derzeit ist nicht absehbar, ob, wann und zu welchen Kosten dieses Rohöl gefördert werden könnte. Deshalb ist davon auszugehen, dass dieser Fund zwar langfristig einen Hoffnungsschimmer am Ölangebotshimmel darstellt, hiervon aber in den nächsten Jahren beim Rohölpreis nichts zu merken sein wird. Zunächst erreichte der Preis für die Rohölsorte WTI am heutigen Mittwoch mit 114,95 US-Dollar pro Barrel sogar ein neues Allzeithoch. Wieder einmal schwächte sich zugleich der US-Dollar ab.

3. Nach einer dreiwöchigen Abbauphase der Netto-Long-Positionen der Rohölspekulanten an der Warenterminbörse in New York bauten die nicht-kommerziellen Händler in der Woche bis einschließlich 8. April wieder Netto-Long-Positionen auf. In der darauf folgenden Woche bis 15. April stieg der Ölpreis (WTI) im Wochenvergleich auf ein Rekordniveau von 110,8 US-Dollar pro Barrel, sodass wir davon ausgehen, dass der Aufbau der Netto-Long-Positionen sich fortgesetzt hat.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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