Kommentar
09:26 Uhr, 15.12.2015

Öl: Das letzte Gefecht?

Der Ölpreis hat neue Tiefs erreicht. Viel fehlt nicht mehr und die Tiefs aus der Finanzkrise stehen auf dem Kurszettel. Das bringt nun auch die effizientesten Produzenten unter Druck.

Erwähnte Instrumente

  • Callon Petroleum Co. (Del.)
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  • Approach Resources Inc.
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Schon lange wird darauf gewartet, dass die Schieferölunternehmen in den USA ihre Produktion deutlich drosseln. Bisher ist davon noch nicht viel zu spüren. Die Gesamtproduktion in den USA ist bisher um lediglich 3% gesunken. Das ist von einem Befreiungsschlag für den Markt weit entfernt. Damit sich die Preise wieder stabilisieren und steigen können braucht es einen Abbau des Überangebots. Dafür reicht es nicht, wenn die USA 3% weniger Öl fördern.

Keiner weiß ganz genau wie hoch das Überangebot derzeit ist. Es dürfte allerdings im Bereich von 2 bis 3 Mio. Barrel pro Tag liegen. Der bisherige Rückgang der Produktion in den USA beläuft sich auf 300.000 Barrel pro Tag. Das ist zu wenig, um den Markt in ruhigeres Fahrwasser zu bringen. Gleichzeitig bereitet sich der Iran vor, im kommenden Jahr mehr zu produzieren und zu exportieren. Werden die Sanktionen gegenüber dem Iran erst einmal gelockert, können bis zu 500.000 Barrel pro Tag zusätzlich auf den Markt kommen.

Die OPEC hat vor zwei Wochen klargemacht, dass es keine Förderbeschränkungen gibt. Die offiziellen Förderquoten wurden auf 31,5 Mio. Barrel pro Tag angehoben. Damit folgen die Quoten den Mengen, die ohnehin auf den Markt gelangten. Kein einziges Land hält sich an die Quoten, insofern sind sie ohnehin nur Makulatur.

Der aktuelle Ölpreis ist nun jedoch so tief, dass eine Reduktion der Fördermengen in Nicht-OPEC Ländern bald Realität werden kann. In den USA erklärt sich das Rätsel um die ausbleibenden Kürzungen mit einer Umverteilung der Förderung. Schieferölfelder, bei denen die Produktionskosten vergleichsweise hoch sind, zeigen große Fördermengenkürzungen. Aus den Feldern Eagle Ford, Bakken und Niobrara kommt deutlich weniger Öl. Der Rückgang beträgt inzwischen 500.000 Barrel pro Tag. Im Gegenzug dazu steht eine Fördermengenausweitung im Permian Feld. Hier steigt die Produktion unaufhörlich und legte seit Beginn des Ölpreisverfalls 15% zu.

Die Fördermengenausweitung im Permian Basin hat einen einfachen Grund: die Kosten sind relativ niedrig. Die meisten Unternehmen können bei Preisen zwischen 35 und 45 Dollar je Barrel noch immer positive Margen erzielen. Das führte dazu, dass viele Unternehmen ihre Produktion in dieser Region konzentrierten. Bei Preisen unter 35 Dollar wird auch das nicht mehr viel bringen. Die letzte Bastion würde fallen.

Bisher haben die Aktienkurse der Unternehmen mit hohem Produktionsanteil im Permian Basin deutlich weniger gelitten als der Rest des Marktes. Grafik 1 zeigt 9 Produzenten, die einen erheblichen Teil ihrer Fördermengen aus dem Permian Basin erzielen. Die Kurse wurden auf 100 per 1.5.2014 normiert. Das ermöglicht einen guten Vergleich der Kursentwicklung zwischen den einzelnen Unternehmen seit Beginn der Ölpreiskrise.

Es gibt derzeit kein Unternehmen, dessen Kurs deutlich über 100 liegt. Diamondback schwankte zuletzt um die Marke von 100. Callon, Cimarex, Parsley, RSP Permian und Concho konnten Kurse zwischen 80 und 100 halten. Das steht in überhaupt keinem Vergleich zum Rest des Marktes. Selbst die großen Ölfirmen wie Exxon, die gute Margen im Raffineriegeschäft erzielen, verzeichnen höhere Kursabgaben.
Investoren hatten viel Vertrauen in die Kostenvorteile des Permian Basins. Die Aktienkurse belegen das. Das Bild ist dennoch verfälscht. Die Kurse stehen heute unter den Levels aus Mai 2014. Die Marktkapitalisierung ist hingegen bei einigen Unternehmen höher als damals. Sie nutzten das Vertrauen der Investoren, um neue Aktien auszugeben. Grafik 2 zeigt den Vergleich der Marktkapitalisierung.

Die Marktkapitalisierung aller Unternehmen zusammen ist von 75 Mrd. auf 55 Mrd. zurückgegangen. Das ist vor allem durch Pioneer Natural Resources getrieben. Dennoch: Permian Schieferölunternehmen haben im Durchschnitt lediglich 25% ihres Wertes verloren. Im Vergleich zum Gesamtmarkt ist das ein sehr guter Wert.
Mit Ölpreisen unter 40 USD wird sich das vermutlich ändern. Die Unternehmen haben zwar frisches Geld einsammeln können, doch gleichzeitig haben sie ihre Ausgaben nicht nennenswert gekürzt, sondern weiter kräftig investiert. Die Verschuldung (Grafik 3) ist bei den meisten Unternehmen gestiegen, dabei wären die Kapitalerhöhungen ein guter Weg gewesen die Verschuldung zu reduzieren.

Die Ausgangslage der 9 Unternehmen ist deutlich besser als die der meisten anderen Schieferölförderer. Doch nun, da die Preise auch für diese Unternehmen an die Schmerzgrenze sinken droht ihnen das gleiche Schicksal wie dem Rest des Marktes. Viele der Unternehmen können noch profitabel arbeiten (Grafik 4). Die Zahlen des 3. Quartals 2015 sind teilweise ziemlich gut.
Die Ergebnisse sind hochvolatil. Einige Unternehmen verzeichnen nahezu uferlose Verluste. Das liegt an hohen Abschreibungen, die ins 3. Quartal gelegt wurden. Lässt man diese einmaligen Belastungen außen vor, dann ist das Bild positiver. Unternehmen wie etwa Laredo würden allerdings auch ohne die Sonderfaktoren hohe Verluste schreiben.

Die Kosten der Ölförderung im Permian Basin sind deutlich geringer als andernorts. Die Aktienkurse der entsprechenden Unternehmen haben sich gut gehalten. Nun droht auch ihnen großer Druck. Anleger beginnen eine Verkaufswelle. Wer auf der Seitenlinie steht kann davon profitieren. Die niedrigen Förderkosten bleiben erhalten. Kommt es zu einem Rebound der Preise, dann sind es diese Unternehmen, die am meisten und am schnellsten davon profitieren werden.

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3 Kommentare

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  • Falcon
    Falcon

    Guten Abend - schliesse mich meinen Vorschreibern an Klasse Artikel C.S. ..also auf Gefechtstation bei 33 zuschlagen #LG

    22:33 Uhr, 17.12.2015
  • Bullentango
    Bullentango

    Super Artikel und sehr gut recherchiert!

    11:12 Uhr, 15.12.2015
  • Mattko
    Mattko

    guter Artikel... vor allem die Grafiken find ich intressant. Danke dafür.

    Die Frage ist, wer das Spielchen am längsten durchhält? Über kurz oder lang muss einer (Fracking - OPEC - NichtOPEC) einknicken und die Förderung drosseln, nur wann, bzw. bei welchem Ölpreis?!

    11:09 Uhr, 15.12.2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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