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08:26 Uhr, 31.03.2010

Öffentliches Finanzierungsdefizit steigt auf 105,5 Mrd Euro

Wiesbaden (BoerseGo.de) - Das kassenmäßige Finanzierungsdefizit der öffentlichen Haushalte ist im Jahr 2009 auf 105,5 Milliarden Euro gestiegen. Dies teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit. Dies ist das bislang höchste Finanzierungsdefizit der öffentlichen Haushalte. Zum Vergleich: Im Jahr 2008 verzeichneten die öffentlichen Haushalte ein Finanzierungsdefizit von 5,2 Milliarden Euro und im Jahr zuvor einen Finanzierungsüberschuss von 11,1 Milliarden Euro. Die Ausgaben der öffentlichen Haushalte stiegen im Jahr 2009 gegenüber dem Vorjahr um 6,7 Prozent auf 1,127 Billionen Euro. Die öffentlichen Einnahmen gingen dagegen um 2,8 Prozent auf 1,021 Billionen Euro zurück.

Das Finanzierungsdefizit des Bundes stieg 2009 kräftig um 38,2 Milliarden Euro auf 55,9 Milliarden Euro. Von diesem Betrag entfielen 22,9 Milliarden Euro auf die Extrahaushalte Finanzmarktstabilisierungs-, Investitions- und Tilgungsfonds. Auch das Finanzierungsdefizit der Länder erhöhte sich im Berichtszeitraum beträchtlich, und zwar um 28,8 Milliarden auf insgesamt 27,8 Milliarden Euro. Im Jahr 2008 hatten die Länder noch einen Finanzierungsüberschuss von 1,0 Milliarden Euro erzielt. Für die Gemeinden und Gemeindeverbände, die im Vorjahr ebenfalls einen Finanzierungsüberschuss ausgewiesen hatten, errechnete sich im Jahr 2009 ein Finanzierungsdefizit in Höhe von 7,1 Milliarden Euro. Das Finanzierungsdefizit der Sozialversicherung erhöhte sich auf 14,7 Milliarden Euro - vor allem aufgrund des hohen Defizits bei der Bundesagentur für Arbeit.

Die öffentlichen Ausgaben stiegen beim Bund kräftig um 9,4 Prozent auf 346,5 Milliarden Euro. Auch bei den Ländern war der Zuwachs von 7,6 Prozent auf 298,8 Milliarden Euro überdurchschnittlich. Ins Gewicht fielen unter anderem stark gestiegene Ausgaben bei Bund und Ländern für Beteiligungen im Zusammenhang mit Finanzmarktstabilisierungsmaßnahmen. Bei den Gemeinden (+6,0% auf 177,2 Milliarden Euro) und der Sozialversicherung (+5,3% auf 505,6 Milliarden Euro) fielen die Ausgabenzuwächse etwas geringer aus.

Der Rückgang der Einnahmen der öffentlichen Haushalte lässt sich vor allem auf gesunkene Einnahmen aus Steuern und steuerähnlichen Abgaben zurückführen: Diese sanken im Jahr 2009 gegenüber dem Vorjahr um 3,7 Prozent auf 909,6 Milliarden Euro. Die Einnahmen des Bundes aus Steuern und steuerähnlichen Abgaben gingen dabei um 3,1 Prozent auf 252,9 Milliarden Euro zurück und die der Länder um 8,8 Prozent auf 189,4 Milliarden Euro. Ursächlich hierfür waren insbesondere geringere Einnahmen aus der Einkommen- und Körperschaftsteuer. Bei den kommunalen Steuereinnahmen fiel der Rückgang mit einem Minus von 11,4 Prozent auf 62,4 Milliarden Euro - unter anderem wegen stark rückläufiger Gewerbesteuereinnahmen - noch stärker aus.

Die Nettokreditaufnahme zur Finanzierung des Defizits der öffentlichen Haushalte stieg im Jahr 2009 auf 83,7 Milliarden Euro (2008: 10,7 Milliarden Euro). Die Kreditmarktschulden der öffentlichen Haushalte erreichten zum 31. Dezember 2009 den Stand von 1,631 Billionen Euro. Gegenüber dem Stand Ende 2008 stieg die Verschuldung der Gebietskörperschaften damit um 7,6 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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