Ob Trump oder Biden – die USA haben Infrastrukturpotenzial für Jahrzehnte
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Wenn die US-Präsidentschaftskandidaten nach deutscher Zeit in der Nacht zum 23. Oktober erneut im TV aufeinandertreffen, wird es – jedenfalls laut Planung der zuständigen Kommission – auch um den Klimawandel gehen. Wie bei anderen zentralen Themen dieses Jahres dürften die Ansichten von Donald Trump und Joe Biden höchst konträr ausfallen. Nach Einschätzung von Alex Araujo, Fondsmanager des M&G (Lux) Global Listed Infrastructure Fund von M&G Investments, würde ein Biden-Sieg den Einsatz erneuerbarer Energien wahrscheinlich weiter vorantreiben, angesichts seines Plans, „eine moderne, nachhaltige Infrastruktur und eine gerechte Zukunft mit sauberer Energie aufzubauen“. Der Demokrat hat zwei Ziele: Netto-Null-Kohlenstoffemissionen bis 2050 und Investitionen in Höhe von 2 Billionen US-Dollar in die Infrastruktur während seiner Präsidentschaft. Alex Araujo erläutert, welche Auswirkungen die US-Wahl für die Modernisierung der Infrastruktur haben wird und wie Anleger davon profitieren können:
„Unabhängig davon, ob die Demokraten gewinnen, investieren regionale Versorgungsunternehmen und die Privatwirtschaft bereits jetzt in klimafreundliche Projekte – trotz Donald Trumps Ausstiegs aus dem Pariser Abkommen vor drei Jahren. Im Vergleich zu anderen Teilen der Welt ist das Potenzial für den Einsatz erneuerbarer Energien in den USA enorm. Die Kapazität ist aktuell nur halb so groß wie in Europa und auch deutlich geringer als in China. Amerika hat Nachholbedarf und damit Wachstumschancen über mehrere Jahrzehnte.
Der Versorgungssektor, nicht nur in den USA einer der schlimmsten Übeltäter in Bezug auf den Ausstoß von Treibhausgasen, spielt dabei eine Schlüsselrolle. Gas-, Wasser- und Elektrizitätsunternehmen haben ihre Bedeutung für die Umsetzung der Energiewende erkannt und stellen inzwischen häufig auf eine klimafreundlichere Versorgung um. Zu den Positivbeispielen zählen etwa der US-Anbieter NextEra Energy Partners, der sich auf saubere Wind- und Solarenergie konzentriert, und das italienische Unternehmen Enel, das emissionsfreie Energiequellen einsetzt und gleichzeitig den Prozess der Dekarbonisierung beschleunigt.
Doch nicht nur bei erneuerbaren Energien, auch in anderen Infrastrukturbereichen müssen die USA deutlich aufholen: Nach Angaben der American Society of Civil Engineers gaben die USA 2019 nur 2,5 % des BIP für Infrastruktur aus. Zu Zeiten des New Deals in den 1930er Jahren waren es 4,2 %. Damit wird sich der Fehlbetrag bei Infrastrukturinvestitionen zwischen 2016 und 2025 auf schätzungsweise 2 Billionen US-Dollar belaufen. Darüber hinaus ist die Infrastruktur ein wichtiger Motor für den amerikanischen Arbeitsmarkt und beschäftigt 17,2 Millionen Menschen.
Wenn es um staatliche Infrastrukturinitiativen geht, sollte man sich wohl nicht zu sehr auf die öffentlichen Versprechen der Politiker verlassen. Aber dieses Jahr ist es anders. Die Corona-Krise hat die Infrastruktur auf der Politik-Agenda nach oben gerückt. Höhere Ausgaben für Infrastruktur waren ein herausragendes Merkmal der Konjunkturpakete in China, Japan und Europa – aber sie fehlten bisher in den Vereinigten Staaten. Immerhin: Die dringende Notwendigkeit, die marode Infrastruktur Amerikas auszubauen und zu modernisieren, ist einer der wenigen Punkte, bei denen sich Republikaner und Demokraten einig sind.
Für Anleger bietet dies eine Reihe von Chancen. Denn Infrastrukturunternehmen, die den Wandel zu einer umweltfreundlicheren und nachhaltigeren Wirtschaft mitgehen, sind in einer guten Position, um in den nächsten Jahrzehnten florieren zu können. Die Konzentration auf einen grünen Aufschwung dürfte sich als starker Rückenwind für Firmen erweisen, die nachhaltige Infrastrukturanlagen wie Solarparks, Windparks und Fahrzeugaufladungsnetze besitzen und entwickeln. Das gilt ebenso für Unternehmen mit digitaler Infrastruktur, denn der Bedarf an Sendemasten und Datenzentren wird weiter steigen – auch wenn die Pandemie vorbei ist.“
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