Kommentar
08:43 Uhr, 22.11.2007

Ob gute oder schlechte Nachrichten, der Ölpreis steigt

1. Die US-Rohöllagerbestände sind wider Erwarten in der vergangenen Woche um 1,1 Mio. Barrels gefallen (Bloomberg-Median: 0,75 Mio. Barrels). Im selben Zeitraum gingen auch die Ölimporte zurück. Zudem ist die US-Ölnachfrage angestiegen und liegt im Wochendurchschnitt das erste Mal seit Ende September wieder über dem Vorjahresniveau. Die Benzinvorräte befinden sich weiterhin in einer Seitwärtsbewegung (0,2 Mio. Barrels, Bloomberg-Median: 0,95 Mio. Barrels). Die Kapazitätsauslastung der Ölraffinerien sank um 0,7 Prozentpunkte auf 87,0 % und liegt somit eher im unterdurchschnittlichen Bereich. Die Heizöl- und Diesellagerbestände verzeichneten ein kräftiges Minus um 2,4 Mio. Barrels, das Niveau der Vorräte ist aber als relativ hoch zu bezeichnen.

2. Die anhaltend starken Ölpreisanstiege sind kaum nachvollziehbar, die Übertreibung am Ölmarkt hält an. Heute erreichte der Preis für die Sorte WTI mit 99,29 US-Dollar pro Barrel ein neues Allzeithoch. Auslöser war die erneute Abwertung des US-Dollars im Gefolge der Fed-Minutes, aus denen keine weiteren Zinssenkungen seitens der US-Notenbank abzulesen waren. Die paradoxe Reaktion sowohl des Rohöls auch als des US-Dollar verdeutlicht das folgende theoretische Gedankenspiel: Nehmen wir an, die Fed hätte weitere Leitzinssenkungen angedeutet, was wäre die logische Reaktion dieser beiden Märkte gewesen? Eine Abwertung des Dollars und ein Anstieg des Ölpreises! Genau das, was auch ohne die Andeutung der Leitzinssenkungen passiert ist. Der Ölpreis kennt noch immer nur eine Richtung, und die ist nach oben. Es sieht im Moment danach aus, dass die Märkte zunächst die magische 100-US-Dollar-Marke sehen wollen, bevor der Übertreibung am Ölmarkt ein Ende bereitet wird.

3. Die Spekulationsdaten sind immer wieder für eine Überraschung gut. Kaum hatte man in den letzten zwei Wochen einen starken Aufbau der Netto-Long-Positionierung der Spekulanten gesehen, der endlich zur Rohölpreisentwicklung passte, fällt die Netto-Long-Positionierung überraschend wie ein Stein. Zuletzt wetteten die nicht-kommerziellen Händler in nur noch 27 Tausend Kontrakten mehr auf steigende wie auf fallende Ölpreise. Die Woche zuvor waren es noch 105 Tausend Kontrakte. Dabei hat sich der Ölpreis im Wochendurchschnitt in dieser Zeit seitwärts bewegt. Zurzeit tut man sich schwer damit, eine Bestätigung für den viel zitierten spekulativen Einfluss in den harten Fakten zu finden.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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