Kommentar
17:32 Uhr, 17.11.2022

Nur eines kann die Notenbanken am Erfolg hindern

Notenbanken werden den Kampf gegen die Inflation gewinnen – und das schon sehr bald. Es gibt nur eines, was sie daran hindern kann.

Ich hatte mehrfach darüber berichtet, dass die Inflationsrate kurz vor einem deutlichen Rückgang steht. Dies gilt zumindest für die USA. In Europa hängt alles vom Gaspreis ab. Hier sind Prognosen schwieriger. Derzeit sieht alles danach aus, dass es zu keiner Mangellage im Winter kommt. Der Herbst war bisher mild, die Speicher sind gut gefüllt.

Kommt ein Kälteeinbruch und hält sich dieser beharrlich, kann es vollkommen anders sein. Das Wetter sollen Meteorologen prognostizieren. Die USA sind ebenfalls vom Wetter abhängig. Auch dort steigt der Gaspreis, wenn es kalt wird. Generell sind die Faktoren, die die Inflationsrate bewegen, jedoch andere.

Viele Faktoren, die für einen raschen Rückgang sprechen, hatte ich an anderer Stelle genannt. Hier kann ich ergänzend noch weitere Aspekte nennen, die für einen Rückgang sprechen. Dazu gehört der Inflationsindex des Bureau of Economic Analysis (BEA) in den USA, die auch die Zahlen zur Wirtschaftsleistung veröffentlichen.

Das BEA berechnet eine Inflationsrate für die in der Wirtschaft tatsächlich gekauften Güter und Dienstleistungen. Diese Inflationsrate liegt bei 4 % und damit nur etwa halb so hoch wie die Inflationsrate, die vom Arbeitsministerium berechnet wird. Die Divergenz ist fast einmalig (Grafik 1) und spricht dafür, dass auch die Inflationsrate, über die am meisten berichtet wird, bald fällt.

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Auch die Notenbank selbst geht von einer zunehmend kleiner werdenden Wahrscheinlichkeit für hohe Inflation aus. Noch vor wenigen Wochen lag die Wahrscheinlichkeit für eine Inflationsrate von mehr als 2,5 % in den kommenden 12 Monaten bei 100 %. Jetzt sind es noch 80 %, Tendenz stark fallend (Grafik 2).

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Ein Inflationstreiber waren durcheinandergeratene Lieferketten. Der entsprechende Stressindex erreicht fast wieder ein Normalniveau (Grafik 3). Weniger Druck in den Lieferketten bedeutet auch geringere Preisaufschläge, nicht nur für Güter, sondern auch für den Transport.

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Transport ist fast wieder billig. Es gab Zeiten, da war der Transport eines Containers von China in die USA oder nach Europa so teuer wie ein Kleinwagen. Die Preise sind deutlich zurückgekommen. Auf dem Terminmarkt geht man von einem weiteren Rückgang und dann stabilen Preisen aus (Grafik 4).

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Einen Wermutstropfen gibt es. Der Preisindex des Einkaufsmanagerindex der US-Dienstleister stieg zuletzt wieder leicht an. Bei Dienstleistungen bleibt Preisdruck bestehen. Dennoch spricht alles für einen Inflationsrückgang, der plötzlich und schnell erfolgt. Nur eines kann das noch aufhalten.

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Dabei handelt es sich um ein Land. China. Würde China seine Null-Covid-Strategie beenden, wird dies den Konsum in China deutlich ankurbeln. Bei uns würde sich dies durch steigende Energiepreise (vor allem Öl) bemerkbar machen. Auch Industrierohstoffe wie Kupfer dürften neuen Rückenwind bekommen. Aufgrund Chinas Größe macht es für die Welt einen großen Unterschied, ob die Covid-Maßnahmen beibehalten oder aufgegeben werden. Kommt es zur Öffnung Chinas, durchkreuzt dies die Erfolgsaussichten im Kampf gegen die Inflation in den USA.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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