Nun beginnt die deutsche Industrie zu schwächeln
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1. Die Produktion im deutschen produzierenden Gewerbe ist im Mai um 2,4 % mom eingebrochen. Von Bloomberg befragte Volkswirte hatten mit einem Plus von 0,3 % mom gerechnet, und selbst wir waren mit der Prognose eines Rückgangs um 0,2 % mom zu optimistisch. Während sich die Bauproduktion nach den starken Rückgängen der Vormonate mit einem Plus von 1,1 % mom schmücken konnte, kam es zu Rückgängen der Energie- und Industrieproduktion (-3,1 % mom beziehungsweise -2,6 % mom).
2. Im Wesentlichen belasten derzeit zwei Tendenzen die Industrieproduktion: Schwache Auftragseingänge und der zu hohe Lagerbestand:
• Die Auftragseingänge der deutschen Industrie schrumpften im Mai zum sechsten Mal in Folge, das nun drohende Quartalsminus von knapp 3 % qoq könnte das größte seit zehn Jahren werden. Insbesondere die Nachfrage aus dem Ausland nimmt ab. Das liegt zum einen an der sich zunehmend abschwächenden Konjunktur in der Absatzregion Nummer Eins: Europa. Nationale Immobilienkrisen wie in Spanien, Irland oder dem Vereinigten Königreich und eine ausufernde Inflation lasten auf den Volkswirtschaften Europas. Deutlich wird die schwache Verfassung Eurolands (!) an den Einkaufsmanagerindizes: In 62,5% der Länder befindet sich der Index des verarbeitenden Gewerbes im Kontraktionsbereich unter 50 Punkten, der für die Dienstleister in 60% der Länder. Hinzu kommt, dass Deutschlands Exportschlager „Investitionsgüter“ zurzeit kaum nachgefragt wird. So sind die Auftragseingänge aus dem Ausland hierfür im zweiten Quartal bislang um 9,2% qoq zurückgegangen (Stagnation im Juni unterstellt). Die Eurostärke spielt derzeit noch (!) keine Rolle, denn sie wird von den Unternehmen durch eine Margenverringerung im Exportgeschäft kompensiert. Auch die Inlandsnachfrage steht unter Druck. Man sieht dies an der Investitionsgüterproduktion. Nach dem Auslaufen der degressiven Abschreibungsmöglichkeit und den damit verbundenen vorgezogenen Anschaffungen der Unternehmen fehlt nun die Nachfrage. Nicht umsonst ist die Produktion von Investitionsgütern stark gesunken (-3,9% mom). Angesichts der schwachen Nachfrage sind Unternehmen gezwungen, von ihren Auftragsbeständen zu leben. Das tun sie, und deshalb nehmen diese Bestände mehr und mehr ab.
• Das, was an Nachfrage da ist, wird derzeit zu einem guten Teil aus den Lagerbeständen bedient. Im ersten Quartal wurden Fertigwarenlager – wohl ungeplant – aufgebaut. Nun sind die Unternehmen bestrebt, diese wieder abzubauen, nicht zuletzt weil man der konjunkturellen Entwicklung nicht mehr so richtig traut.
3. Das zweite Quartal gestaltet sich schlechter als zu befürchten war. Es ist nicht nur die Bauproduktion, die bei Stagnation im Juni im zweiten Quartal um 10,7 % qoq sinken würde, auch die Industrie zeigt Ermüdungserscheinungen: Bei Stagnation im Juni sänke die Produktion im zweiten Quartal um 2,2 % qoq. Plastischer noch: Um im Endspurt eine Stagnation der Industrieproduktion hinzubekommen, müsste die Juniproduktion um 6,8 % mom zulegen. Hinsichtlich unserer Prognose einer Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts im zweiten Quartal um 0,3% qoq bestehen nun Abwärtsrisiken.
Quelle: DekaBank
Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.
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