Kommentar
15:25 Uhr, 30.03.2010

Notfallplan sorgt für Erleichterung

In der vergangenen Handelswoche strebten die Notierungen an den internationalen Kapitalmärkten unvermindert aufwärts. Vor allem der von der EU beschlossene Notfallplan für Griechenland sorgte für eine deutliche Entspannung. Vielfach erzielten die Indizes neue Jahreshöchststände.

Hilfen für Griechenland und Dubai

Seit Januar lasteten die Sorgen um eine mögliche Zahlungsunfähigkeit Griechenlands auf den europäischen Aktiennotierungen. Trotz guter Konjunktur- und Unternehmensnachrichten fielen die Kurszuwächse vergleichsweise gering aus, sodass sich die US-Indizes im gleichen Zeitraum merklich besser entwickelten. Am vergangenen Donnerstag wendete sich das Blatt nun zugunsten der Europäer, als im Rahmen des EU-Gipfels ein konkreter Notfallplan für Griechenland ausgearbeitet wurde. Der Dax schloss deutlich fester und überwand dabei die bisherigen Jahreshöchststände aus dem Januar. Mit dem Rettungsplan wird der Druck zwar nicht von der griechischen Regierung genommen, wohl aber von den Notierungen an den Aktienmärkten. Nach langem Ringen verständigten sich die Euro-Staaten auf bilaterale Hilfen in Kombination mit einem Beitrag des Internationalen Währungsfonds (IWF). Griechenland will und muss aber weitere Sparmaßnahmen vorantreiben, da die einzelstaatlichen Hilfen an einen hohen Zins gekoppelt sind. Die vereinbarte Notfalllösung dürfte aber dazu führen, dass die Hellenen nun wieder einen besseren Zugang zum Kapitalmarkt haben. In den kommenden Wochen ist daher mit der Platzierung weiterer Staatsanleihen zu rechnen.

Darüber hinaus waren auch positive Nachrichten aus Dubai zu vernehmen. Nakheel, die angeschlagene Immobilientochter des Konglomerats Dubai World, erhält eine Finanzspritze von 9,5 Mrd. US-Dollar und wird zukünftig zu 100 Prozent in Staatsbesitz übergehen. Dubai World hat bei mehr als 90 Instituten Verbindlichkeiten, darunter auch bei einigen europäischen Banken wie Royal Bank of Scotland und HSBC. Im Zuge dieser Nachricht legten auch deutsche Häuser kräftig zu. Die Commerzbank verzeichnete einen Wochengewinn von 5,8 Prozent, die Deutsche Bank gar von 7,1 Prozent. Der Wochengewinner im deutschen Leitindex war allerdings die Aktie von Infineon mit einem Plus von über 13 Prozent. Am Mittwoch teilte der Chiphersteller mit, dass er die Auftragsflut kaum mehr bewältigen kann und mit der Produktion momentan nicht nachkommt. Viele Kunden müssen inzwischen Wartezeiten hinnehmen.

Auffällig war auch, dass die präsentierten Konjunkturdaten der Eurozone leicht besser ausfielen als in den USA. Der deutsche Ifo-Index etwa stieg weitaus stärker als zuvor erwartet an. Letztlich gewann der Dax im Wochenvergleich 2,3 Prozent an Wert und notierte am Freitag bei 6.120 Punkten.
USA: Pharmawerte im Fokus

In den USA fiel der Zuwachs mit nur einem Prozent geringer aus als in Europa. Der Großteil der Investoren scheint derzeit eine abwartende Haltung an den Tag zu legen. Eine Umfrage unter Fondsmanagern unterstützt diese Vermutung. Der Anteil der neutral positionierten Anleger erreichte jüngst den höchsten Stand seit fünf Jahren. Die veröffentlichen Konjunkturdaten fielen leicht positiv aus, wurden jedoch auch schon so erwartet, sodass sie keine Impulse lieferten. Unter Branchengesichtspunkten standen vor allem Pharmawerte im Fokus, die von der US-Gesundheitsreform profitieren dürften. Das Gesetz von Präsident Obama sieht vor, 32 Mio. bisher nicht versicherten Amerikanern einen Versicherungsschutz zu gewähren. Darüber hinaus waren einige Software- und IT-Werte besonders gesucht. Hierzu gehörte etwa der US-Halbleiterhersteller Qualcomm, der - ähnlich wie Infineon - angesichts einer deutlich anziehenden Nachfrage optimistischer in die Zukunft blickt und seine Gewinnprognose für das laufende Jahr nach oben korrigierte.

Emerging Markets: Mögliche Zinserhöhungen belasten
Die Emerging Markets verzeichneten in den vergangenen Monaten deutlich höhere Kurszuwächse als die Aktienmärkte in den USA oder Europa. Das war vor allem der besseren konjunkturellen Entwicklung geschuldet. Mit dem Aufschwung erhöhten sich allerdings auch die Teuerungsgefahr und die Angst vor Vermögensblasen. In Indien erreichte die Inflation im Februar fast zehn Prozent. Vor diesem Hintergrund erhöhte die Notenbank die Leitzinsen um einen Viertel Prozentpunkt. Ersten Prognosen zur Folge wird die Inflation im März noch höher ausfallen, sodass mit weiteren Zinsschritten zu rechnen ist. Aktienanleger befürchten nun, dass weniger Liquidität in Dividendentitel fließen könnte. Mit einem Plus von 0,4 Prozent fiel der Zuwachs gegenüber der Vorwoche entsprechend gering aus. In China und Brasilien sieht die Lage ähnlich aus. Hier mussten die jeweiligen Leitindizes in der vergangenen Woche allerdings sogar Verluste leichte hinnehmen.
Ausblick

In den kommenden Tagen wird eine Reihe von wichtigen Konjunkturdaten erwartet. Dann muss sich zeigen, ob die Vorschusslorbeeren in Form von zuletzt steigenden Aktiennotierungen zurecht vergeben wurden.

Besondere Aufmerksamkeit kommt erneut den US-Arbeitsmarktzahlen zu. Nachdem die Daten im Februar von zwei Schneestürmen belastet waren, erwarten Analysten nun eine kräftige Korrektur nach oben und sehen einen Stellenzuwachs von über 200.000. Kommt es hingegen anders als erwartet, dürften größere Verwerfungen möglich sein, da viele europäische Börsen feiertagsbedingt geschlossen bleiben.

Quelle: Union Investment

Gegründet im Jahr 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 161,9 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 30. September 2009, davon 99,5 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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