Kommentar
11:17 Uhr, 10.10.2019

Notenbanken und Regierungen haben nur noch eine Chance

Selbst zur Zeit der Finanzkrise haben Notenbanken nicht so im Gleichschritt agiert wie jetzt. Was ist jetzt plötzlich los?

Betrachtet man den Aktienmarkt, bekommt man eigentlich nicht den Eindruck, dass wir vor einer großen Krise stehen könnten. Trotzdem senken Notenbanken rund um den Globus die Zinsen oder legen neue Anleihekaufprogramme auf. Irgendetwas ist da doch im Busch.

Die aktuelle Wachstumskrise ist eine ganz andere als 2008. 2008 agierten die europäische Zentralbank, die Fed, Bank of England und Bank of Japan im Gleichschritt. In vielen Entwicklungsländern war von der Krise bei uns allerdings wenig zu spüren. Dortige Banken hatten sich nicht mit toxischen Hypothekenpapieren vollgesogen.

Lässt man fünf gerade sein, dann war es ein westliches Problem (ausgenommen Japan). Die aktuelle Wachstumskrise erfasst praktisch alle Regionen. So kommt es, dass Notenbanken weltweit heute noch mehr im Gleichschritt agieren als 2008. Das ist auch notwendig, denn es steht viel auf dem Spiel.

2008 wurde das globale Finanzsystem zwar noch einmal gerettet, doch die Rettung kam für die Wirtschaft zu spät. In vielen Regionen ging die Wirtschaftsleistung im mittleren einstelligen Bereich zurück. Das gab es praktisch seit der Großen Depression nicht mehr.

Die Lage hat sich seither zwar wieder beruhigt, aber noch immer sind viele Volkswirtschaften mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Das zeigt sich anhand der Output Gaps. Diese Lücken beschreiben, um wie viel die Wirtschaft unter Potential ist. In Griechenland ist die Lücke ohne Überraschung besonders groß (Grafik 1).

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Spanien hat enorme Fortschritte gemacht und die Lücke fast wieder geschlossen. In vielen anderen Ländern hat das weniger gut funktioniert. Man denke an Italien. Die Hälfte der von der OECD erfassten Länder und Regionen haben die Output Lücke noch immer nicht geschlossen.


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Die OECD Länder laufen immer noch unter Potential. Das gleiche gilt für die Eurozone (Grafik 2). Nur wenigen Staaten ist es gelungen, merklich über Potential zu wachsen. Dazu gehören Japan und Deutschland. Das reicht aber nicht, um den Rest der Welt aus dem Tief zu ziehen.

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Nun sind wir erneut mit Wachstumsschwäche konfrontiert. Im Gegensatz zu früheren Abschwüngen laufen die meisten Wirtschaften aber immer noch unter Potential. Man kann es auch anders ausdrücken: die Wirtschaft ist noch nicht wieder vollständig gesund. Der Patient ist immer noch krank. Nun droht eine neue Infektion. Das ist sehr gefährlich.

Kurz gesagt: wenn der Aufschwung jetzt stockt oder sich umkehrt, wird es kritisch. Werden die Output Gaps wieder größer, wird es immer schwieriger aus der ewigen Stagnation und deflationären Tendenzen herauszukommen. Das wiederum hat Folgen für das ganze Schuldgeldsystem, welches von Inflation abhängig ist.

Solange global weiterhin Output Gaps bestehen, kann keine nachhaltige Inflation erwartet werden. Das Problem wird einfach immer größer. Daher muss jetzt gehandelt werden. Es gibt nur die eine Chance, dem Japan-Syndrom zu entkommen.


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62 Kommentare

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  • Elch14
    Elch14

    ES interessiert einen"normalen Arbeiter" nicht ob der Dax bei 2000 oder 20000 steht

    08:38 Uhr, 11.10.2019
  • tight-man
    tight-man

    und wenn du dann eine Armee brauchst um dich zu schützen, schon eingerechnet die Kosten?Unterschätzt nicht was da auf uns alle zurollt.

    20:58 Uhr, 10.10.2019
    1 Antwort anzeigen
  • tight-man
    tight-man

    Achso , hat zwar nichts mit dem Thema zu tun, aber wo war eigentlich der Friday for Syria, ich meine 1 Million Tote, hätte man schon mal auf die Straße gehen können, und zwar weltweit und sagen ,das wollen wir nicht. vielleicht hätten wir nicht nur Leben gerettet, es wäre auch nicht so schlecht für die Umwelt gewesen, das ewige Bomben kann ja auch nicht gesund sein für die Erde.

    20:15 Uhr, 10.10.2019
  • tight-man
    tight-man

    und noch ein Wort zum Dollar. dort droht langsam eine Liquiditätskrise, ich denke der Dollar wird am Ende alle anderen Fiatwährungen dieser Welt auffressen, und danach sich selbst zerlegen. Game Over, aber keine Sorge davor sind Japan und Euro dran. .Besorgt euch schon mal viel Suppe, und das Klimaproblem löst sich dann auch von selber.Aber keine Sorge: die Welt geht nicht unter. Ihr seid dann alle nur noch ärmer als jetzt , nur materiell gesehen natürlich.also lebt jeden Tag als wärst euer letzter, denn langfristig sind wir sowieso alle TOT.

    19:46 Uhr, 10.10.2019
    2 Antworten anzeigen
  • tight-man
    tight-man

    und heute wollen auch alle schlauer sein als Einstein besonders die Notenbanker! Naja, dann mal viel Glück.

    19:34 Uhr, 10.10.2019
  • trend-x
    trend-x

    und last but not least hier für alle Experten und Zweifler:

    Von den 22 Billionen Dollar Staatsschulden werden 16,2 Billionen Dollar (also gut 3/4) vom freien Kapitalmarkt gehalten, also von Fonds, Privatpersonen, Banken etc. Und das aus dem In- und Ausland! Und 1/4, nämlich 5,8 Billionen Dollar sind „Intragovernmental debt“. Dies sind US-Staatsschulden, die von regierungseigenen Institutionen gehalten werden. Die FED besitzt nach aktuellem Stand 2,7 Billionen Dollar der US-Staatsschulden. Dieser Betrag ist Teil der 16,2 Billionen Dollar, die von der Öffentlichkeit gehalten werden. Denn offiziell ist die FED ja unabhängig und nicht Teil der Regierung der USA.Die FED ist wie die EZB in der Eurozone für den Euro die alleinige Hüterin des US-Dollar. Sie kann unbegrenzt und nach Lust und Laune so viele US-Dollars drucken wie sie will. Will wirklich kein (dummer) Ausländer mehr neue US-Staatsschulden kaufen, dann kann die FED einfach elektronisch richtig viel Geld drucken und als Käufer einspringen. Das einzige Problem der USA als Volkswirtschaft gesehen besteht darin, dass der Rest der Welt eines Tages den US-Dollar nicht mehr als Zahlungsmittel akzeptieren könnte und wenn am freien Devisenmarkt auch niemand mehr Vertrauen in den US-Dollar hat, und seine „harten Devisen“ nicht in den US-Dollar tauschen will - aber der Tag ist noch fern...

    18:30 Uhr, 10.10.2019
  • trend-x
    trend-x

    Rein theoretisch könnte die Bank of Japan alle Schulden aufkaufen. „Die Zentralbank kann ihre Bilanz bis ins Unendliche ausdehnen“, meint Hans Redeker, Chef-Devisenstratege bei Morgan Stanley. „Und sie wird die Bilanz ausdehnen.“ Redeker ist der Meinung, dass Japan gar keine andere Wahl bleibt. Andernfalls wäre es sowieso nur eine Frage der Zeit gewesen, bis das Land seinen eigenen Bankrott hätte erklären müssen. So habe Japan wenigstens eine Chance.

    (stammt aus dem Jahr 2013...) ups, und die leben 6 Jahre später immer noch?

    18:09 Uhr, 10.10.2019
    1 Antwort anzeigen
  • JürgneDax
    JürgneDax

    Ändert sich das Klima?

    15:55 Uhr, 10.10.2019
  • trend-x
    trend-x

    im Moment sind so belanglose Themen wie Schuldgeldsystem, Unterwanderung des Sozialstaates, globale Rezession, Kriege im nahen Osten und atomare Aufrüstung etc. wirklich nicht der Rede wert... erst müssen wir die Erdtemperatur um 1 Grad senken, bevor uns der arktische Eisberg nächste Woche den Kurfürstendamm überschwemmt.

    15:16 Uhr, 10.10.2019
  • Siegfried75
    Siegfried75

    Man kann natürlich versuchen auszuwandern. Nur wohin? Österreich wäre am einfachsten und bequemsten. Nur ist man auch dort vor ähnlichen Steuerbelastungen nicht sicher. Die Schweiz ist viel zu teuer, in den USA ist alles anders, man kennt sich nicht aus und macht deshalb fatale Fehler.

    14:56 Uhr, 10.10.2019
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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