Kommentar
09:17 Uhr, 05.09.2007

Noch keine Entspannung an den Finanzmärkten

Nach überwiegend schwächerem Auftakt zeigten sich die Aktienmärkte in der Berichtswoche erholt, sodass größtenteils eine positive Bilanz gezogen werden konnte. Während an den Finanzmärkten noch keine wirkliche Entspannung sichtbar wurde, lebten die Aktienbörsen vor allem von Hoffnungen auf eine Senkung der Fed Funds Target Rate in den USA. Gleichwohl haben Marktteilnehmer weiterhin ein wachsames Auge auf die US-Hypothekenkrise.

USA: Nervosität bleibt bestehen

Die US-Aktienmärkte präsentierten sich in der Berichtswoche weiterhin in nervöser Verfassung, was hohe Tagesschwankungen im DJIA zur Folge hatte. Ein banger Blick der Anleger war stets auf Nachrichten zur Hypothekenkrise gerichtet. So erinnerten beispielsweise Merrill Lynch und Lehman Brothers mit ihren Herabstufungen der Gewinnprognosen für den Bankensektor daran, dass die Turbulenzen für einzelne Sektoren durchaus ein gewichtiges Nachspiel haben werden. Gleichwohl gehen wir von einem insgesamt soliden, mittlerweile allerdings durchschnittlichen Gewinnwachstum aus. Wir erwarten für 2007 in den USA Gewinnsteigerungen von acht Prozent.

Vor allem aber machten sich Investoren Sorgen um die Folgen für den gesamtwirtschaftlichen Wachstumsprozess. Ein Brief von FED-Chef Ben Bernanke, vor allem aber seine Rede auf der FED-Konferenz in Jackson Hole, wurden dahingehend interpretiert, dass die amerikanische Notenbank auf ihrer turnusmäßigen Sitzung am 18. September die Leitzinsen um 25 Basispunkte auf dann 5,00 Prozent senken wird. Bernanke hatte betont, dass es zwar nicht Aufgabe der Notenbank sei, Individuen vor ihren Entscheidungen abzuschirmen, er unterstrich aber gleichzeitig, dass die FED alle erforderlichen Schritte unternehmen wird, um die Auswirkungen der Hypothekenkrise auf die Realwirtschaft zu begrenzen. Dies reichte dem Markt, um sich kräftig nach oben zu bewegen. In den jüngsten Konjunkturdaten zeigt sich denn auch, dass die Makrorisiken zugenommen haben. Gleichwohl handelt es sich wenn überhaupt, um leichte Verschlechterungen, die uns bislang von unserem Szenario eines alles in allem soliden Wachstumsprozesses nicht abbringen konnten.

Neben Ben Bernanke wurde der Markt auch durch Päsident Bush gestützt, der ebenfalls am Freitag Reformen zur Überwindung der Krise am US-Immobilienmarkt ankündigte. Kernstück dabei ist, dass Hausbesitzer mit Zahlungsschwierigkeiten Unterstützung erhalten werden.

Insgesamt atmeten die Marktteilnehmer durch. Der DJIA erzielte einen Tagesgewinn von 119 Punkten bzw. 0,9 Prozent, wodurch im Wochenvergleich letztendlich ein nahezu ausgeglichenes Ergebnis erzielt wurde.

Euroland: Positive Wochenbilanz

Auch die europäischen Aktienmärkte wiesen in der vergangenen Handelswoche hohe Volatilitäten auf. Nach schwachem Auftakt kam es aber auch hier zu deutlichen Erholungsbewegungen, wobei die Wochenbilanz durchweg positiv ausfiel.

Als wesentliche Marktstütze erwiesen sich auch hier die Hoffnungen auf eine Leitzinssenkung in den USA, welche die amerikanische Konjunktur und damit die Weltwirtschaft vor einem Übergreifen der US-Hypothekenkrise schützen soll. Bei der EZB hingegen stand bislang eine Leitzinserhöhung auf dem Programm. Ob es dazu kommen wird, zeigt sich diesen Donnerstag, wenn die Notenbank ihren Zinsentschluss bekannt geben wird. Der Markt jedenfalls hat die zuvor erwartete Anhebung des Hauptrefinanzierungs-satzes mittlerweile ausgepreist.

Auf Unternehmensebene fand vor allem die Fusion zwischen Gaz de France und Suez Aufmerksamkeit, aus dem der weltweit drittgrößte Elektrizitäts- und Gaskonzern entstehen wird. Darüber hinaus stand DaimlerChrysler im Fokus. Nach der Abtrennung von Chrysler will das Unternehmen knapp zehn Prozent seiner Aktien über die Börse zurückkaufen und so bis zu 7,5 Mrd. Euro an die Aktionäre ausschütten. Auch fanden Klöckner&Co. zeitweise rege Nachfrage. Nachdem US Steel den Kauf des kanadischen Stahlkonzerns Stelco bekannt gegeben hatte, kam wieder etwas Übernahmefantasie in die Branche. Auch von Ergebnisseite fanden die Märkte Unterstützung. So konnten etwa der weltgrößte Spirituosenproduzent Diageo (Smirnoff-Wodka, Johnnie-Walker-Whiskey), der zweitgrößte Einzelhändler Carrefour oder der viertgrößte Lebensmitteleinzelhändler Ahold mit ihren Gewinnzahlen überzeugen. Alles in allem erwarten wir für die Eurozone eine im Vergleich zu den USA etwas höhere durchschnittliche Gewinnsteigerung von elf Prozent.

Ausblick

In dieser Woche dürfte die EZB-Sitzung das wichtigste Ereignis sein und den größten Stellenwert einnehmen. Darüber hinaus gibt es aber auch wichtige Konjunkturdaten, allen voran die Beschäftigtenzahlen in den USA.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 163,4 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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