Kommentar
14:10 Uhr, 07.08.2019

Niedrigzinsen: Drehen jetzt alle völlig durch?

Anleger schlagen sich wie verrückt um eine österreichische Staatsanleihe mit Fälligkeit im Jahr 2117. Das Papier hängt die am besten laufenden Aktien ab.

Erwähnte Instrumente

Kaum zu glauben, aber wahr: Der Performancestar an den Finanzmärkten ist aktuell keine hochgepushte Hightech-Aktie, sondern eine langweilige Staatsanleihe der Republik Österreich, die erst im Jahr 2117 zurückgezahlt wird und inzwischen nur noch eine Rendite von ungefähr 0,7 Prozent pro Jahr abwirft (ISIN: AT0000A1XML2). Wer bei Emission zeichnete, konnte sich noch über eine Rendite von immerhin 2,15 Prozent pro Jahr freuen.

Wie gut die Anleihe performt, zeigt der folgende Chart.

Bundesanleihe der Republik Österreich mit Fälligkeit im Jahr 2117
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    Stuttgart
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Begeben wurde die Anleihe am 20. September 2017 zu einem damaligen Kurs von 99,50 Prozent. Inzwischen steht der Kurs bei mehr als 190 Prozent. Besonders gut lief die Anleihe im ersten Halbjahr 2019 und insbesondere in den letzten Wochen.

Bei Anleihen entwickeln sich die Rendite und der Kurs gegenläufig. Da der Zinskupon fixiert ist, sind steigende Kurse gleichbedeutend mit sinkenden Renditen und umgekehrt. Wer zum aktuellen Kurs die Anleihe kauft, erzielt nur noch eine Rendite von ungefähr 0,7 Prozent pro Jahr, wenn er die Anleihe bis zur Endfälligkeit am 20. September 2117 hält. Wobei die allermeisten Anleger vermutlich dieses Datum überhaupt nicht mehr erleben werden.

Was steckt hinter der Megaperformance?

Der Grund für die auf den ersten Blick wahnsinnig erscheinende Performance ist das immer weiter sinkende Zinsniveau. In Deutschland haben inzwischen Bundesanleihen sämtlicher Laufzeiten eine negative Rendite. Und nicht nur sichere Staatsanleihen, sondern sogar mit Immobilienkrediten besicherte Pfandbriefe rentieren inzwischen erstmals im negativen Bereich, wie Bloomberg mit Bezug auf Dänemark berichtet.

Bei langlaufenden Anleihen ist die Zinssensitivität, also die Reaktion auf Zinsänderungen, besonders groß. Aus diesem Grund ist die Österreich-Anleihe für viele Anleger so interessant: Weil sie eine längere Laufzeit hat als andere europäische Staatspapiere, reagiert sie im Kurs besonders stark auf Schwankungen des langfristigen Zinsniveaus.

Was der Markt hier allerdings inzwischen einpreist, kann einem schon Angst und Bange machen. Denn der Markt rechnet offenbar nicht mehr damit, dass die eigentlich wegen der Finanzkrise begonnene Geldpolitik der Null- und Negativzinsen auf absehbare Zeit überhaupt noch einmal enden wird. Das "New Normal" ist ein dauerhaft gedrücktes Zinsniveau, damit die völlig überschuldeten Staaten und Volkswirtschaften nicht unter dem Gewicht ihrer Schuldenlast kollabieren.

Berücksichtigt man das, muss man vielleicht konstatieren, dass eine garantierte Rendite von 0,7 Prozent pro Jahr bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag vielleicht gar nicht so schlecht ist, wie es sich anhört.

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31 Kommentare

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  • bembes
    bembes

    Vielleicht sollte man mal überlegen wer da Schuld ist !!!! SUPER-Mario DRAGHI !!!!! dieser Blödmann !!!!

    04:52 Uhr, 08.08.2019
    1 Antwort anzeigen
  • JürgenSK
    JürgenSK

    egal was man hernimmt, das ist doch alles eine kranke Entwicklung, höchste Zeit für einen völligen Kollaps..das würde dann etwas so aussehen https://connectiv.events/neue-...

    00:09 Uhr, 08.08.2019
  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    Die Aluhüte machen wieder Stimmung 👍

    18:43 Uhr, 07.08.2019
    1 Antwort anzeigen
  • wolp
    wolp

    Das sind spannende Entwicklungen, aber es geht nur um Geld. Wirklich entscheidend für unsere Welt sind andere Dinge.

    16:11 Uhr, 07.08.2019
    1 Antwort anzeigen
  • EsJay
    EsJay

    Es scheint, einige haben ihren Verstand verzockt… Bundesanleihen 30 Jahre bei -0,146% p.a. Also verliert man in 30 Jahren 4,38% allein an Zinsen. Dazu kommt noch der Kaufkraftverlust. In D sind in den letzten 30 Jahren die Preise um knapp 60% gestiegen (Statistisches Bundesamt). In dieser Zeit war übrigens die Inflationsrate (CPI) nicht oft über 2% (ein aberwitziges, beliebiges Ziel der Notenbanken).

    Ja, ja, Flucht in Sicherheit. Sicher ist allerdings nur, dass man am Ende einen erheblichen Verlust hat. Und welche Bonität D in 30 Jahren hat, möchte ich mir lieber nicht ausmalen.

    16:11 Uhr, 07.08.2019
  • hochdietassen
    hochdietassen

    ...alles halb so wild...Al Gore: "Es gibt immer wieder ein neues Gleichgewicht"...solange hier kein Krieg ausbricht (und dafür, dass das nicht passiert, muss man alles tun!), wird das Kind schon geschaukelt werden. Also: Gold bei 1500 oder 5000 ist an sich "wurscht"...

    15:01 Uhr, 07.08.2019
  • Sascha Huber
    Sascha Huber Experte für Kryptowährungen

    Naja, nur weil Anleger das "glauben", muss es ja nicht so kommen. Als ich Ende der 1990er Jahre mal über negative Zinsen diskutieren wollte, erklärte man mir auch ich sei ein Idiot und sowas könne es gar nicht geben. Denn schließlich würde dann ja niemand mehr sein Geld verleihen. Heute aber haben wir genau das. ;)

    14:39 Uhr, 07.08.2019
    1 Antwort anzeigen
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Beim Goldpreis wird das "New Normal" auch gerade eingepreist: Weil sich die Zinsen in Luft auflösen, verliert auch das Argument, dass Gold keine Zinsen abwirft, immer mehr an Schlagkraft. Folgerichtig kratzt der Goldpreis an der Marke von 1.500 US-Dollar.

    Böse Zungen behaupten ja, dass das gesamte ungedeckte Schuldgeldsystem kollabiert, sobald der Goldpreis die Marke von 1.500 USD überspringt. Vermutlich muss man eher noch eine Null anhängen, bis es soweit ist...

    14:21 Uhr, 07.08.2019
    2 Antworten anzeigen
  • BB Utz
    BB Utz

    Wer groessere Beträge anlegen muss...(institutionelle,Versicherungen,etc) hat da immerhin noch eine positive Rendite

    Für private Anleger eher nix

    14:18 Uhr, 07.08.2019
    1 Antwort anzeigen
  • wizardmw
    wizardmw

    Alles in bester Ordung kaufen kaufen kaufen

    14:14 Uhr, 07.08.2019

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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