Niedrige Zinsen lassen deutsche Anleger kalt
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Frankfurt (BoerseGo.de) – Das niedrige Zinsniveau ist derzeit in aller Munde. Dennoch sehen die meisten Deutschen keine Veranlassung, ihre Geldanlagen zu überprüfen. Dies ist kaum verwunderlich, denn nur wenige beschäftigen sich gerne mit dem Thema Geldanlage, und nur eine Minderheit glaubt, über gute Finanzkenntnisse zu verfügen. Diese Einschätzungen spiegeln sich auch im Anlageverhalten wider: Die Mehrheit der Befragten hält an traditionellen, sicherheitsorientierten Anlageformen fest, die nur geringe Erträge oder real sogar Verluste erzielen. Dies ist das Ergebnis des aktuellen Anlegerbarometers von Union Investment, einer repräsentativen Befragung deutscher Finanzentscheider in privaten Haushalten. „Das fehlende Finanzwissen und die hohe Risikoaversion der Anleger sind ein Indiz dafür, dass noch eine Menge Aufklärungsarbeit in Sachen optimale Vermögensstrukturierung geleistet werden muss“, sagt Giovanni Gay, Geschäftsführer bei Union Investment.
Die aktuell niedrigen Zinsen haben die Mehrzahl der deutschen Anleger bisher noch nicht dazu bewogen, ihre bestehenden Geldanlagen zu hinterfragen (69 Prozent). Lediglich 31 Prozent nehmen das Niedrigzinsumfeld zum Anlass, ihre Anlageformen zu überprüfen. Die allgemeine Zurückhaltung beruht zum einen auf Desinteresse und zum anderen auf mangelnden Kenntnissen. So setzen sich nur 19 Prozent der Befragten gerne mit Finanzangelegenheiten auseinander. 53 Prozent hingegen meiden dies lieber. Darüber hinaus meint lediglich jeder Fünfte, sich gut mit Geldanlagen auszukennen. Fast doppelt so viele (39 Prozent) halten ihr Finanzwissen für unzureichend.
„Das Ergebnis der Studie zeigt, wie groß der Nachholbedarf bei diesem wichtigen Thema ist. Selbst unter den lebenserfahrenen älteren Menschen und denjenigen mit höheren Einkommen fühlt sich nur eine Minderheit in Finanzangelegenheiten sattelfest“, sagt Gay. Dies sei jedoch gerade im Umfeld niedriger Zinsen eine wichtige Voraussetzung, um einerseits Fehler bei der Anlage zu vermeiden und andererseits gezielt Chancen zu nutzen.
Angesichts der geringen Finanzbildung verwundert es nicht, dass immerhin 40 Prozent der Deutschen bei ihren Anlageentscheidungen eine konkrete Empfehlung ihres Bankberaters für notwendig halten. „Die Ergebnisse verdeutlichen, dass Bankberatern im Kundengespräch eine bedeutende Aufgabe zukommt. Sie müssen ihren Kunden die Vorteile einer breit gestreuten Geldanlage aufzeigen und Brücken zu chancenreicheren Investments bauen. Nur wer sein Vermögen ausgewogen strukturiert und einschätzbare Risiken eingeht, kann bei langfristig niedrigen Zinsen auskömmliche Erträge erzielen“, erläutert Gay.
Neben dem geringen Finanzwissen fällt auf, dass die deutschen Anleger sehr sicherheitsorientiert sind. Betrachtet man die meistgenutzten Geldanlagen der Deutschen, wird deutlich, dass an traditionellen, sicheren Produkten wie Sparbuch (73 Prozent), Bausparvertrag (54 Prozent) oder Kapitallebensversicherung (51 Prozent) festgehalten wird. „Sparer gefährden damit ihren Vermögensaufbau. Denn auch in nächster Zeit ist zu erwarten, dass sich diese Anlageformen bei extrem niedrigen Zinsen inflationsbereinigt nicht mehr lohnen werden. Das fehlende Finanzwissen und die hohe Risikoaversion der Befragten zeigt, dass die Vorteile einer ausgewogenen Vermögensstruktur bei den Deutschen noch nicht angekommen sind“, sagt Gay.
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