Kommentar
09:20 Uhr, 07.04.2015

Nie wieder Bankenkrise?

Eine Bankenkrise wie 2008/09 soll es nie wieder geben. Die Regulierung wurde verschärft. Das soll Banken vor dem Kollaps und damit Kunden schützen. Wenn es doch nur so einfach wäre...

Seit 2008 hat sich viel getan. Es ist sicherlich noch nicht alles perfekt, keine Frage, dennoch wurde in der Regulierung des Finanzsektors ein gewisser Fortschritt erzielt. Nicht jeder Fortschritt ist auch gleich eine Verbesserung. Das gilt sicherlich auch für die veränderte Regulation. Insgesamt sind Banken nun aber gezwungen mehr Eigenkapital zu halten. Das soll verhindern, dass sie durch eine Krise wieder gerettet werden müssen. Sie sollen eigenständig Krisen bewältigen können.

Die regelmäßigen Stresstests sind positiv zu werten. Man kann über die Kriterien streiten. Im Vergleich zur Krise 2008/09 sind die Stresszenarien meist dann doch nicht so stressig. Trotzdem sind die Stresstests gut. Zumindest ist die Durchführung der Tests besser als überhaupt keine Tests durchzuführen. Die Tests haben etwas Verbindliches und Banken bemühen sich die Kriterien zu erfüllen. Damit stehen Banken unter dem Zwang sich regelmäßig das Risiko in ihrer Bilanz ganz genau anzusehen. Allein das hat einen positiven Effekt auf interne Kontrollen und Risikomanagement.

Die neue Regulierung soll Banken und damit deren Kunden schützen. Das ist löblich. Banken haben tatsächlich begonnen ihr Risiko abzubauen. Ein Risiko sind z.B. Unternehmensanleihen. In einem Stressszenario könnten diese sehr schnell sehr viel an Wert verlieren. Um dieses Risiko auszugleichen müssen Banken mehr Eigenkapital hinterlegen. Das tun die wenigsten. Stattdessen bleibt das Eigenkapital unverändert. Das Risiko wird verringert, indem weniger der riskanten Assets gehalten werden. Banken halten heute einfach weniger an Unternehmensanleihen als sie es noch vor einigen Jahren taten.

Das mit Anleihen verbundene Risiko ist damit natürlich nicht weg. Es ist nur nicht mehr bei den Banken. Das gilt für Unternehmensanleihen ebenso wie für andere Anlageklassen. Wo ist das Risiko dann aber hin? Das Risiko ist zu institutionellen und privaten Investoren gewandert. Viele von den privaten Investoren sind Kleinanleger, die eigentlich geschützt werden sollten.
Zunächst muss man sich die Dimension vor Augen führen. In den USA hielten Banken vor der Krise knapp 250 Mrd. USD an Anleihen als „Inventar.“ Diese Banken, Primary Dealer, waren für den gesamten Anleihenmarkt überlebenswichtig. Sie hielten nicht nur ein großes Volumen an Anleihen, sondern fungierten als Market Maker. Sie stellten Liquidität bereit. Wollten Anleger Anleihen kaufen, dann konnten sie das bei der Bank tun. Wollten Anleger Anleihen verkaufen, dann war die Gegenpartei meist auch eine Bank.

Wenn Anleihenkurse fallen und viele Anleger gleichzeitig verkaufen wollen, dann führt das zwangsläufig zu einem Liquiditätsengpass, wenn sich nicht sofort neue Käufer finden lassen. Preise können aufgrund geringer Liquidität massiv fallen, aber auch steigen. Das war immer so, allerdings gab es die Banken, die immerhin eine gewisse Liquidität garantieren konnten. Sie kauften die Anleihen der Kunden und mussten ggf. weitere Verluste in ihrer Bilanz auffangen (je nachdem wie schnell und effizient sich die Banken hedgen konnten).
Heute stellen Banken deutlich weniger Liquidität bereit. Ein Grund dafür liegt in der Regulierung, denn diese bestimmt, wie viel Eigenkapital unterlegt werden muss. Für Unternehmensanleihen lohnt sich der Aufwand anscheinend nicht. Es muss zu viel Eigenkapital hinterlegt werden.

Die konsequente Reduktion der Aktivität der Banken als Liquiditätsgeber hat weitreichende Konsequenzen. Grafik 2 zeigt die Summe der ausstehenden Anleihen. In den USA haben Investment Grade und Ramschanleihen zusammen einen ausstehenden Betrag von knapp 7 Billionen USD. Relativ dazu hielten Banken vor wenigen Jahren noch 4 bis 6% dieses Volumens. Dieser Prozentsatz ist nun unter 1% gefallen. Die Tendenz ist nach wie vor negativ.

Kommt der nächste Crash – und dieser wird kommen – dann sollten sich Anleger warm anziehen. Mangelnde Liquidität kann zu einer Verschärfung der Kursbewegung führen. Verluste für Anleger können sich dann schnell aufsummieren und möglicherweise ruinieren. Banken können einen Crash nun besser verkraften. Damit ist das Risiko aber nicht weg. Es liegt nur eben beim oft ahnungslosen Anleger.

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Über den Experten

Clemens Schmale
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Finanzmarktanalyst
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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