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Lucent: hofft auf Verkauf der Glasfasersparte
Der Crash der Telekommunikations-Firmen an der Börse zeigt, wie sehr die Anleger dem Milliardenspiel UMTS misstrauen. Für einige geht es jetzt ums nackte Überleben. Dazu gehört Lucent Technologies. Das Unternehmen ist wegen seiner misslungenen Produktpolitik in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Letztes Jahr brillierte man mit vier Gewinnwarnungen in Folge - einsamer Rekord an Wall Street. Im Februar schockte das Management mit der Mitteilung, dass man insgesamt 16.000 Stellen streichen müsse. Zudem gab man kleinlaut zu, dass die US-Börsenaufsicht SEC gegen das Traditionsunternehmen ermittelt, da es Aufträge schon vor Ausführung als Umsätze gebucht haben soll. Der Bilanztrick sollte über ein Dilemma hinweghelfen: Lucent hat als Ausrüster von Mobilfunknetzen der so genannten dritten Generation (UMTS) in mehreren Fällen auch die Finanzierung der Netze übernommen. Doch damit scheint man sich heftig verhoben zu haben. Hier half jetzt nur noch ein 4,5-Mrd.-USD-Kredit, den man mittlerweile anscheinend unter Dach und Fach hat. Offensichtlich ist das aber trotz der Riesensumme noch nicht das Ende der Finanzierungsprobleme. Jetzt will Lucent ihre Glasfasersparte versilbern. Halten Sie sich bitte vor Augen: Wenn ein Telekommunikationsausrüster eine solche Perle auf den Verkaufstisch legt, dann dürften Probleme anstehen, die wesentlich dramatischer sind, als alle bislang vermuteten. Vertraut man den neuesten Prognosen, notiert Lucent derzeit mit dem 1,8-fachen des erwarteten Umsatzes. Das ist nicht mehr viel für einen Überflieger, der im Frühjahr 2000 noch mit dem 7,5-fachen notierte. Weitere Rückschläge bei zukünftigen Finanzierungsverhandlungen sowie beim Verkauf von Unternehmensanteilen dürften erneute Kursabschläge nach sich ziehen. Der dreijährige 5-Mrd.-USD-Superauftrag von Verizon Wireless sorgt zwar wieder für Fantasie, bringt Lucent aber strategisch nicht richtig voran.
Unsere Meinung: Wenn Lucent als Telekommunikationsausrüster nicht bald der grosse Wurf bei neuen Finanzierungsrunden oder beim Verkauf von Unternehmensanteilen gelingt, drohen trotz dem bereits erniedrigten Niveau weitere Kursverluste. Da wir letzteres als deutlich wahrscheinlicher einschätzen, sollten Sie - verkaufen.
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