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18:50 Uhr, 25.10.2002

Neues von Alan Greenspan - Überblick

Der längste Bärenmarkt seit 1939-1941 und bislang scheint kein Ende abzusehen. Seit März 2000 ist der Wert von US-Aktien um $8.9 Billionen zurückgegangen.

Alan Greenspan, der Chairman der US-Zentralbank, hat während dem jüngsten Treffen erstmals seit 1998 wieder Gegenstimmen. 2 Mitglieder seines 11 köpfigen Komitees des Offenmarktausschusses - Edward Gramlich und Robert McTeer - forderten Greenspan auf, den Leitzins vom aktuellen 40-Jahrestief bei 1 3/4 Prozentpunkten zu senken.

Ein neues Mitglied der Fed, Ben Bernanke, hatte der Zentralbank inzwischen vorgeschlagen, eine Inflationszielzone zur Bestimmung der Währungspolitik einzuführen, ein Vorschlag, der von Greenspan abgelehnt wurde. Bernanke teilte daraufhin mit, dass sich die Zentralbank auf den Rücktritt von Greenspan am Ende seiner Amtszeit im Juni 2004 vorbereiten müsse, zu diesem Zeitpunkt erreiche Greenspan das ehrenwerte Alter von 78 Jahren.

So könnten nach Bernanke die nächsten 20 Monate das Erbe von Alan Greenspan bestimmen. Im Jahr 1987 von Präsident Ronald Reagan berufen, steuerte Greenspan die US-Wirtschaft durch eine Rekordexpansion in Friedenszeiten. Vom März 1990 bis März 2000 stieg der S&P 500 Index um 359%.

Nun sieht sich Greenspan mit dem größten Bärenmarkt in sechs Dekaden konfrontiert. Kritiker werfen ihm vor, er habe nicht ausreichend vorgesorgt, um die Entstehung der Spekulationsblase an den Märkten entgegenzuwirken.

Milton Friedman, Gewinner des Nobelpreises für Ökonomie, sieht das Erbe von Greenspan allerdings als gesichert an. So sei die Inflation während der Amtszeit konstant bei 2.4%, und damit auf den niedrigsten Niveau seitdem William McChesney Martin Chef der Zentralbank von 1951-1970 war. Die Arbeitslosenquote war durchschnittlich bei 5.5%, ebenfalls mit der Amtszeit von Martin zu vergleichen, so Friedman.

Paul McCulley, Fondsmanager des $90 Milliarden schweren Pacific Investment Management, wirft Greenspan vor, er habe gar dabei geholfen, die Spekulationsblase in den späten 90ern entstehen zu lassen. Während der Fed-Chef den Leitzins so adjustierte, um die Inflation gering zu halten, sodass das Wachstum florieren konnte, lehnte er die Verwendung anderer Werkzeuge - wie Voraussetzungen für Gewinnmargen - ab, die geholfen hätten, die Investoren zu besänftigen, so McCulley. Nun könnte die US-Wirtschaft in eine Deflationsspirale fallen, sollte Greenspan die Inflation nicht leicht ansteigen lassen und den Kongress auffordern, Investitionsprogramme durchzuführen, so McCulley weiter.

"Die Geschichte wird Greenspan unfreundlich als den Kellner vom Dienst für die Ökonomie des Neuen Zeitalters, die die Bubble des Neuen Zeitalters auslöste, abtun" so die Kritik McCulley´s.

Greenspan - Produktivit weiterhin stark

Greenspan betont allerdings, dass die Zentralbank nicht in der Lage sei, auf die Aktienmärkte einzuwirken. Er wies vielmehr darauf hin, dass die Löhne und Gehälter und die Gewinne der Unternehmen wieder steigen. Die Produktivität sei ebenfalls weiter in einem Aufwärtstrend.

Greenspan sagte, dass es schwer sei, wie groß der Anteil der jüngsten Anstiege von dem "Fettabbau" und der "Reorganisierung der Unternehmen" komme, sagte aber, dass bei dem Versuch, durch bloße Kostensenkungen Produktivitätszuwächse erreichen zu können, Beschränkungen gebe.

"Unternehmer können nicht endlos Kosten senken, ohne einmal die Produktion zu kürzen oder neue Technologien durch Investitionen anzuerkennen und sie aufrecht zu erhalten," sagt Greenspan und spricht damit die starken Kostensenkungsmaßnahmen an, die Unternehmer aufgrund der schwachen Marktlage durchführen mussten.

Alles in Allem wies Greenspan darauf hin, dass das Produktivitätswachstum in einer besseren Verfassung sei, als es viele erwartet hätten. Die jüngsten Erwartungen hinsichtlich des Produktivitätswachstums seien "nicht angebracht," allerdings sei das Wachstum der letzten Jahre auch weiter zu erwarten.

Laut Robert Solow, dem Gewinner des Nobelpreises für Ökonomie im Jahr 1987, habe Greenspan es geschafft, als eine einzige "oberste Perönlichkeit" die US-Zentralbank anzuführen. Das Vertrauen in die Fed werde nach seinem Abtritt schwinden, so die Vermutung von Solow.

Anfang November nächstes FOMC-Treffen

Am 6.11. wird die Fed das nächste Mal zusammentreffen, die Mehrzahl der Analysten rechnet nicht mit einer Zinsänderung.

"Obwohl einzelne Wirtschaftszweige tief in den roten Zahlen stecken und auch die Investitionen dort stark zurückgegangen sind, haben parallel dazu andere Sektoren weiteres Wachstum sowohl bei den Gewinnen als auch den Investitionen aufweisen können. Insgesamt wird die Lage derzeit überdramatisiert," sagt der stellvertretende Vorsitzende der amerikanischen Notenbank Fed, Roger Ferguson, vor der Öffentlichkeit in London am Donnerstag.

"Die Gesamtwirtschaft erholt sich sehr langsam aus der Rezession des letzten Jahres," sagt St. Louis Federal Reserve Bank President William Poole am Mittwoch. "Die Bedingungen schwanken sehr stark zwischen verschiedenen Sektoren und Regionen."

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