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13:14 Uhr, 03.11.2022

Neuer Fed-Ausblick schon fast eingepreist

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Das Ende der Fahnenstange kommt in Sichtweite. Die Federal Reserve betrieb an ihrem Leitzinsausblick gestern nur noch „Fine-Tuning“, die Zeit der mächtigen Revisionen scheint hinter uns zu liegen. Der Endpunkt des Zinsanhebungszyklus dürfte etwas höher liegen als zuvor angenommen, dafür wird der Weg dorthin voraussichtlich mit kleineren Zinsanhebungen als zuletzt beschritten werden. Die Markterwartungen müssen für einen solchen Pfad nur moderat angepasst werden. Unter dem Strich sollten diese Aussichten für sich genommen den Boden für einen insgesamt freundlicheren Marktausblick bereiten. Heute stehen mit der Bank of England und der Zentralbank Norwegens zwei weitere bedeutende Leitzinsentscheidungen an, bevor uns morgen der monatliche Arbeitsmarktbericht der USA ins Wochenende schicken wird.

Die Federal Reserve hat gestern Abend ihre Zinsentscheidung bekanntgegeben. Der Zielkorridor für den Leitzins wurde um 0,75 % auf nunmehr 3,75 %-4,00 % angehoben. Vereinfachend sagt man nun, „der Leitzins steht bei 4,00 %“, auch wenn dies nicht hundertprozentig richtig ist. Ein solcher Zinsschritt war allgemein erwartet worden. Es war die vierte Anhebung um 75 Bp hintereinander. Im Vorfeld der gestrigen Entscheidung war viel darüber diskutiert worden, ob die Fed für die kommenden Sitzungen eine verlangsamte Gangart in Aussicht stellen würde. Tatsächlich wurden diese Erwartungen erfüllt. Zum einen heißt es im offiziellen FOMC-Statement, die Notenbank würde bei ihren künftigen Entscheidungen die Gesamtheit der bisherigen Straffungsmaßnahmen berücksichtigen. Zum anderen gab der Fed-Vorsitzende Jerome Powell im Rahmen der Pressekonferenz den klaren Hinweis, bereits beim nächsten FOMC-Treffen Mitte Dezember könnte eine solche Verlangsamung auf der Agenda stehen. Gleichzeitig mahnte Powell jedoch, der Endpunkt des Zinsanhebungszyklus würde wohl höher liegen als auf der vorangegangenen FOMC-Sitzung im September angedeutet worden war. Seinerzeit signalisierte der „Dot Plot“ mit den individuellen Projektionen der FOMC-Mitglieder im Schnitt einen Maximalzins von 4,75 %. Powell erläuterte jedoch, wenn gestern ein neuer Dot Plot präsentiert worden wäre, hätte dieser wohl einen höheren Endpunkt angezeigt. Ein solcher Dot Plot wird aber nur bei jeder zweiten FOMC-Sitzung neu erstellt.

An den Märkten war bereits vor der gestrigen Zinsentscheidung für Dezember eine Zinsanhebung von weniger als 75 Bp eingepreist. Und bezüglich des Endpunkts des Anhebungszyklus tendierten die Geldmarktforwards schon seit einiger Zeit eher in Richtung 5,00 % als auf 4,75 %. Insofern fallen die erforderlichen Anpassungen an die neuen Hinweise durch den Notenbankchef relativ gering aus. Gleichzeitig bekommen wir den Eindruck, die Unsicherheiten über den weiteren Leitzinszyklus der Fed nähmen zusehends ab. Für die Märkte wäre Klarheit über den Leitzinspfad der Fed eine positive Nachricht. Sicherlich, die Anpassung auf einen höheren Endpunkt verursachte gestern nochmal einen Kursrutsch insbesondere bei den zinssensitiven Technologiewerten, aber dieser Anpassungsprozess sollte schon bald abgeschlossen sein. Weitere Marktbelastungen vom Leitzinsausblick sollten in den nächsten Wochen eher gering ausfallen. Grundvoraussetzung für diese Einschätzung ist freilich, dass sich der Konjunktur- und Inflationsausblick nicht hochgradig ändert. In den vergangenen Monaten waren die Inflations- und Arbeitsmarktdaten zwar robuster als erwartet, insgesamt aber recht stabil. Bereits morgen steht mit dem amerikanischen Arbeitsmarktbericht für Oktober der nächste Prüfstein an.

Heute stehen zunächst weitere Zinsanhebungen im Raum. Die Bank of England wird ihren Leitzins nach all den Irrungen und Wirrungen rund um Downing Street No 10 in den vergangenen Wochen ihren Leitzins heute wohl ebenfalls um 75 Bp auf dann 3,00 % anheben. Im Gegensatz zur Fed ist die Unsicherheit über den weiteren Leitzinsverlauf in Großbritannien jedoch ungleich höher. Spannend wird die Zinsentscheidung der Zentralbank Norwegens. Die Meinung der Volkswirte ist faktisch fifty-fifty, ob die Norges Bank heute um 25 Bp oder um 50 Bp anheben wird. Die Europäische Zentralbank hat ihre Zinsentscheidung ja erst vor einer Woche präsentiert – mit rund einem Dutzend öffentlicher Auftritte verschiedener Ratsmitglieder wird sich aber auch die EZB intensiv in den heutigen „Zentralbanktag“ einbringen…

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