Kommentar
11:22 Uhr, 03.06.2014

Neue Höchststände bei den Aktien

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 9.929,83 Punkte (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Die Aktienmärkte sind in der vorigen Woche ohne besonderen Anlass aus der bisherigen Seitwärtsbewegung nach oben ausgebrochen.
  • Das fundamentale Umfeld der Aktienmärkte ist so gut wie schon lange nicht mehr.
  • Ein Rückschlag ist nach wie vor möglich. Er würde die Märkte auf eine attraktivere Bewertung stellen. Am Jahresende dürften die Kurse aber höher sein als jetzt.

Plötzlich ist der DAX ausgebrochen. Nachdem er sich seit Beginn des Jahres unter Schwankungen mehr oder weniger seitwärts bewegt hat, ging es in der letzten Wo­che mit einem Sprung plötzlich bis auf fast 10.000 Punk­te nach oben. Das kam überraschend. Es gab dafür auch keinen besonderen Anlass. Die meisten Marktteil­nehmer hatten – nach dem üblichen Muster "Sell in May and Go away" – eher mit einem Rückgang der Kurse ge­rechnet. Ist das nur eine vorübergehende Laune des Marktes oder könnte es der Beginn einer neuen Auf­wärtsentwicklung sein?

Ganz kurzfristig sind die Aussichten für eine weitere po­sitive Entwicklung gut. Der Markt wird durch die Erwar­tung neuer geldpolitischer Lockerungen durch die EZB gestützt. EZB-Chef Draghi hat dabei die Latte sehr hoch gehängt. In seiner bekannt entschlossenen Sprache, die keine Zweifel aufkommen lässt, sagte er letzte Woche: "Wir werden es nicht hinnehmen, dass die Inflation zu lange zu niedrig ist." Das ist Balsam für die Aktienmärk­te. Freilich hat die Zentralbank die Erwartungen damit sehr hoch gehängt. Beim letzten Mal, im Juli 2012, hat das geklappt. Ob das diesmal auch wieder so sein wird, ist nicht sicher. Es kann auch Enttäuschungen geben.

Nun weiß jeder, dass monetäre Faktoren allein den Markt nicht auf Dauer treiben können. Für eine länger­fristige Aufwärtsentwicklung kommt es darauf an, dass die Wirtschaft weiter wächst und sich die Gewinne der Unternehmen erhöhen. Auch hier sehen die Perspekti­ven nicht schlecht aus.

Das Wirtschaftswachstum zieht in fast allen großen In­dustrieländern spürbar an. Die USA hatten zwar ein schwaches erstes Quartal. Im zweiten Quartal geht
es aber deutlich nach oben (wenigstens um 3 %). In Deutschland war schon das erste Quartal gut (annuali­siert 3 %). Der Euroraum hat in den ersten drei Monaten des Jahres etwas enttäuscht (annualisiert 0,8 %). Das lag aber im Wesentlichen daran, dass die Niederlande stark geschrumpft sind, weil wegen des milden Winters weniger Gas gebraucht wurde. Nur Italien und Frank­reich waren richtig schwach.

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Die Grafik zeigt, wie wichtig Wirtschaftswachstum für die Aktienkurse ist. Der Aufschwung der Kurse im März 2009 wurde ausgelöst durch die gesamtwirtschaftliche Erholung nach der Rezession. Als die Konjunktur 2011 an Kraft verlor, stürzten die Kurse vorübergehend kräftig ab (um über 25 %). Danach bewegten sich Aktienkurse und Wirtschaftswachstum in unterschiedliche Richtun­gen. Die Kurse gingen hoch, das Wachstum nach unten. Das konnte so nicht auf Dauer funktionieren. Die Bewer­tungen des Marktes wurden immer ungünstiger.

Erst ab Mitte 2013 hat sich die Konjunktur wieder ins Po­sitive gedreht. Die Wachstumsraten stiegen in Deutsch­land an. Die Unternehmensgewinne nahmen zu. Das wird sich fortsetzen. Die üblichen Konjunkturprognosen gehen davon aus, dass sich die gute Konjunktur noch wenigstens bis in das Jahr 2015 hält. Allerdings werden sich die Wachstumsraten nicht mehr beschleunigen. Sie werden auf dem erreichten Niveau von 2 % bleiben. Kurszuwächse wie in den letzten zwei Jahren (jeweils mehr als 25 %) sind dann also nicht mehr gerechtfertigt.

Was sind die Risiken, die den Weizen am Aktienmarkt – jedenfalls temporär – verhageln könnten. Einmal sind es die politischen Probleme in Osteuropa (Ukraine), Ostasi­en (zwischen den Anrainern des Südchinesischen Mee­res) und anderen Schwellenländern in verschiedenen Teilen der Welt (unter anderem Thailand, Ägypten, Tür­kei, Brasilien). Die große Ausnahme ist Indien. Hier kann es, wenn der neue Ministerpräsident Nadrema Modi sei­ne Versprechungen hält, zu "Recovery Rates" kommen ähnlich wie die in den letzten achtzehn Monaten im Eu­roraum (mit dem Unterschied nur, dass die Kurse in In­dien nicht so stark gefallen waren).

Es gibt auch Risiken im Zusammenhang mit der Umstel­lung der Geldpolitik in den USA und Großbritannien auf einen weniger expansiven Kurs. In Großbritannien wird noch für dieses Jahr mit einer Zinserhöhung gerechnet. In den USA wird es wohl erst 2015 dazu kommen. Auch in Europa kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem um­gesteuert werden muss.

Schließlich ergeben sich Risiken aus der Tatsache, dass die Bewertungen der Märkte "am Limit" sind. Die Euro­päische Zentralbank hat gerade erst bei der Vorlage ih­res Finanzstabilitätsberichts davor gewarnt, dass die An­leger in vielen Fällen zu hohe Risiken eingegangen sind. Wir haben Anfang des Jahres bei den Schwellen- und Entwicklungsländern gesehen, dass es in einer sol­chen Situation keiner großen Erschütterungen bedarf, um die Investoren zu verunsichern und sie dazu zu be­wegen, Anlagen aufzulösen. Wir bewegen uns trotz des besse­ren Wachstums also auf dünnem Eis.

Für den Anleger

Für die "Hygiene" der Märkte wäre es gut, wenn die Auf­wärtsentwicklung des DAX jetzt erst einmal nicht so wei­ter geht. Eine Konsolidierung der Kurse um 10 % oder 15 % wäre nicht schlecht. Sie würde die Kurse in den Augen der Investoren wieder auf ein angemesseneres Niveau herunterbringen. Sie gäbe zudem dem Wirt­schaftswachstum die Zeit, die Bewertung der Aktienkur­se zu verbessern. Und sie würde den Anlegern die Risi­ken deutlich machen und sie wieder mehr auf den Bo­den der Realität bringen. Nach einer solchen Korrektur haben die Aktienkurse durchaus noch Spiel nach oben. In den letzten beiden Kursrallyes sind sie noch deutlich stärker gestiegen als diesmal. Indexniveaus von deutlich über 10.000 am Jahresende sind realistisch und funda­mental gerechtfertigt. Ein Crash wie 2000 oder 2008 wird es aller Voraussicht nach nicht geben. Dafür ist die fundamentale Situation in den Industrieländern zu gut.


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