Kommentar
13:56 Uhr, 04.11.2005

Neue Fondsideen Teil II

Nachdem unsere amerikanischen Kollegen vor kurzem mit neuen Fondsideen für die Marketingabteilungen der Fondsgesellschaften aufwarteten, folgt nun die Fortsetzung.

Neue Fondskonzepte halten das Geschäft am Laufen. Auch wenn sie manchmal ein alter Hut sind … Auf die richtige Verpackung kommt es an.

BRIC(K), TRIC und RICH

Abkürzungen sind in Mode. Daher müssen China, Indien oder Russland seit kurzem für die verschiedensten Wortkürzel herhalten. Wie wäre es nun mit dem neuen TOP-Fonds, der breit gestreut in Tigerbalsam, Optionen und portugiesische Weine investiert. Dieser Fonds ist mangels geeigneter Benchmark völlig benchmarkunabhängig und kann (theoretisch) in allen Marktphasen positive Renditen erzielen. Der Fondsmanager legt großen Wert auf den direkten Kontakt zu den Produzenten. Neben einer Verwaltungsgebühr von jährlich 2%, mit der u.a. Vorortbesuche des Fondsmanagements in China und Portugal finanziert werden, wird eine wetterabhängige Performancegebühr von 25% der Differenz zwischen Tageshöchst- und –tiefstemperaturen in Portugal (Monate Juni-August) berechnet.

Der FLOP-Fonds wiederum investiert in alle Unternehmen, die mit den entsprechenden Buchstaben anfangen. Anleger sollten sich von dem Namen nicht irritieren lassen, handelt es sich doch um ein systematisches Auswahlverfahren, das frei von menschlichen Emotionen ist. Es nutzt die Erkenntnisse der Behavioural Finance (Verhaltensökonomie), die besagt, dass Marktteilnehmer sich irrational verhalten: Menschen treffen durch den Herdentrieb oder die Überschätzung der eigenen Fähigkeiten teure Fehlentscheidungen. Dies lässt sich vermeiden.

Der sportlich-dynamische, gesundheitsbewusste Anleger könnte sich von einem neu zu schaffenden Olympia Dividend Fonds angesprochen fühlen. Dieser investiert rechtzeitig vor den olympischen Winterspielen in alle sportrelevanten Unternehmen, soweit sie eine hohe Dividende zahlen. Dazu gehören auch Sofahersteller für die Couch Potatos unter den Sportfreunden. Mit Hilfe eines disziplinierten Anlageprozesses erkennt das Fondsmanagement zudem frühzeitig neue, lukrative Trendsportarten wie Nordic Swimming (im Eisloch) oder Flachland-Mountainbiking. Das Risikomanagement ist integraler Bestandteil des Investmentprozesses, die Fondsmanager müssen sich regelmäßigen Dopingkontrollen unterziehen.

Für politisch interessierte Anleger könnte ein Stoiber-Fonds aufgelegt werden. Dieser investiert je nach Stimmungslage in München oder Berlin, aber nicht in Ostdeutschland. Für das andere politische Lager empfiehlt sich der Rote Fonds. Dieser ist auf jeden Fall kein Hedgefonds, macht sich manchmal aber trotzdem Rendite-Illusionen. Zudem kann der Fondsmanager hin und wieder abhanden kommen. Ebenfalls für Politikbegeisterte ist der Qual-der-Wahl Fonds. Hier können Anleger das Fondsmanagement jedes Jahr neu- bzw. abwählen – außer es schafft die 5%-Rendite-Hürde. Weitere Regeln können durch einfache Mehrheit in den Umfragen beschlossen werden, der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt …

Quelle: Morningstar Deutschland

Die Aufgabe der Fonds-Ratingagentur Morningstar ist es, leicht zugängliche Informationen und Anwendungen anzubieten um den Anlegern eine objektive Hilfe zu den mehr als 6.000 in Deutschland zugelassen Fonds zu geben. Als Teil des europäischen Netzes lancierte Morningstar seine Dienste in Deutschland am 23.05.2001 unter www.morningstarfonds.de

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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