Neue DDV-Produktklassifizierung – viel Rauch um gar nichts
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Der Deutsche Derivate Verband (DDV), seines Zeichens die Branchenvertretung der 19 führenden Emittenten derivativer Wertpapiere in Deutschland macht jetzt „ernst“ mit seiner vollmundig angekündigten Transparenzinitiative, die vom Derivate-Kodex über die regelmäßig aktualisierten Anbieter-Ratings bis hin zu Darstellungen zu Handelsqualität und –störungen reicht - zahlreiche Publikationen wie z.B. die reichlich blasse Hochglanz-Broschüre „Welt der Zertifikate“ nicht zu vergessen. Das letzte Mosaiksteinchen: Eine Neuklassifizierung bei den Zertifikaten, mit der man einen neuen Marktstandard definieren will, der die europäische Klassifizierung ergänzt, so steht es in der gestern erschienenen Presseerklärung. Mit dem kühnen Schritt möchte man außerdem „Vorbehalte von Anlegern gegenüber dem als unübersichtlich empfundenen Produktuniversum beseitigen“.
Investoren, die völlig desillusioniert von der Komplexität des Marktes diese Zeilen lesen, müssten eigentlich sofort vor Freude in die Luft springen, zumal man sich zur Verdeutlichung von Seiten des DDV eines besonderen Vehikels bedient: Dem Fußballsport, nicht gerade neu die Idee und schon zur Genüge praktiziert, aber schließlich weiß ja fast jeder zwischen Garmisch und Sylt, dass der Ball rund ist und darüber hinaus ins Eckige muss. Warum also nicht auf diese Tour, vielleicht interessieren sich dann auch weniger Finanzkundige für die neu vom Branchenorgan aufgestellte „Derivate-Liga“, auch wenn von vornherein klar ist, dass sie einen Diego oder Ribéry dort wohl nicht zu Gesicht bekommen werden. Schließlich muss es aber doch noch mehr als Bundesliga und Champions League geben.
Zu jedem Spiel gehören bekanntlich auch Regeln und auch um die ist der DDV selbstverständlich nicht verlegen. Hier ein kleiner Auszug: „Ein Anleger sollte kein Wertpapier kaufen, dass er nicht versteht. Ein Zertifikat sollte den Vorstellungen des Anlegers entsprechen“ usw. Aha, klingt irgendwie logisch, aber ist doch nicht ganz so spannend wie gedacht. Dann lieber gleich zum bunten, wirklich rasant aussehenden Schaubild mit der „Derivate-Liga“. Aber wo ist denn jetzt dass wirklich neue im Klinsmannschen oder Löwschen Sinne? Anlage-Produkte mit und ohne Kapitalschutz und Hebelprodukte mit und ohne Knock-Out. Wer hat davon noch nichts gehört? Das riecht eher nach einer Spielauffassung aus der grauen Vorzeit des Sports, in der man noch für ein Mittagessen spielte und keine Söldnermentalität kannte, aber nicht nach dem vielbeschworenen modernen Fußball. Absolute Fehlanzeige, nicht einmal irgendwelche neuen Gummibänder oder wenigstens Buddhas erkennbar. Was wird da bloß auf der Anleger-Fanmeile abgehen? Eine „fette Party“ ganz bestimmt nicht, alles nur heiße Luft. Ähnlich unspektakulär die Mannschaftsaufstellung mit Kapitalschutz-Zertifikaten und strukturierten Anleihen in der Abwehr, einem dicht gedrängten Mittelfeld mit Aktienanleihen, Discountern, Bonus-, Express-, Index-, Outperformance- und Sprint-Zertifikaten. Die Sturmspitzen repräsentiert durch Optionsscheine und Knock-Out-Produkte.
Das war’s dann schon mit dem neuen Standard in Sachen Produktklassifizierung von Zertifikaten. Statt Champions League allenfalls „österreichische Operettenliga“ mit Stammplatzgarantie für ausgemusterte Stars. Bleibt nur der Trost, dass selbst „Strahle-Klinsi“ mit seinem „neuen“ Weg wie nicht anders zu erwarten war, bei Bayern scheitern musste. Das ändert bei der hier als „wichtigen Baustein unserer Transparenzinitiative“ angekündigten Derivate-Liga allerdings nichts an dem gänzlich fehlenden Mehrwert für den Anleger oder um beim Thema zu bleiben - wieder mal ein Eigentor geschossen, aber das ist ja schon ganz anderen passiert, unseren "Kaiser" eingeschlossen.
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