Analyse
11:16 Uhr, 17.04.2018

NETFLIX - Warum ein zweiter Blick auf die Zahlen lohnt

Nach Vorlage der Quartalszahlen von Netflix überschlagen sich die US Medien einmal mehr mit Lob. Bei genauerem Hinsehen wird aber klar: Es ist nicht alles Gold, was glänzt.

Erwähnte Instrumente

  • Netflix Inc.
    ISIN: US64110L1061Kopiert
    Kursstand: 307,780 $ (NASDAQ) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • Netflix Inc. - WKN: 552484 - ISIN: US64110L1061 - Kurs: 307,780 $ (NASDAQ)

Der Liebling der FANG-Fans in diesem Jahr lautet ganz klar Netflix. Während einige Tech-Schwergewichte durchaus Probleme haben und der Nasdaq 100 Anfang April sogar im Minus notierte, beläuft sich das Kursplus der Aktie des Streamingdienstleisters auf über 60 %. Und es dürfte heute noch einmal größer werden.

Die gestern in der Nachbörse gemeldeten Quartalszahlen übertrafen die Erwartungen der Analysten. Mit einem Gewinn von 0,64 USD je Aktie toppte Netflix die Analystenschätzungen um 0,01 USD. Der Umsatz lag mit 3,7 Mrd. USD ebenfalls leicht über dem Konsens. Deutlicher über den Erwartungen fiel der Ausblick auf das laufende Quartal aus. Hier stellt das Management einen Gewinn von 0,79 USD je Aktie und einen Umsatz von 3,93 Mrd. USD in Aussicht. Analysten waren nur von 0,66 USD je Aktie respektive 3,93 Mrd. USD ausgegangen.

Inzwischen über 125 Mio. Kunden

Begeistert zeigen sich Marktbeobachter von den Nutzerzahlen von Netflix. Im ersten Quartal gewann der Streaminganbieter 7,4 Mio. neue Kunden, davon 5,5 Mio. im Ausland. Gerade aber auch der Zugewinn von 1,96 Mio. Kunden auf dem Heimatmarkt überraschte viele Experten. Im Jahr 2015 und 2016 hatte sich das Tempo der Neukundengewinnung in den USA deutlich verlangsamt, war im 1. Quartal 2017 auf einem Tiefpunkt angekommen, was auch mit fehlenden Inhalten begründet werden kann. Seit 2017 nimmt die Dynamik wieder zu und das trotz einer durchgeführten Preiserhöhung für das Abo (in Deutschland beispielsweise 10,99 statt zuvor 9,99 EUR pro Monat).

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Quelle: Netflix

Das große Aber

Die Vergangenheit zeigt aber auch: Sobald Netflix mit der Qualität des Contents nachlässt, besteht die Gefahr, dass die Kunden abspringen, was bei monatlichen Kündigungsfristen äußerst einfach und schnell von der Hand geht. Dieser exklusive Content kostet aber Geld. Und Netflix arbeitet nicht etwa profitabel, wie es die "Gewinnzahlen" vermuten lassen, sondern verbrennt weiter Geld. Auf diesen Punkt hatte bereits im März mein Kollege Clemens Schmale hingewiesen. Seine Analyse können Sie hier nachlesen.

Anbei die Cashflow-Rechnung von Netflix:

Netflix, Inc.
Consolidated Statements of Cash Flows
(unaudited)
(in thousands)
Three Months Ended Twelve Months Ended Three Months Ended
March 31, June 30, September 30, December 31, December 31, March 31,
2017  2017  2017  2017  2017  2018 
Cash flows from operating activities:
Net income $178.222  $65.600  $129.590  $185.517  $ 558.929  $290.124 
Adjustments to reconcile net income to net cash
used in operating activities:
Additions to streaming content assets (2.348.666) (2.664.421) (2.315.017) (2.477.659) (9.805.763) (2.986.747)
Change in streaming content liabilities 366.257  514.890  (34.587) 53.446  900.006  378.885 
Amortization of streaming content assets 1.305.683  1.550.794  1.627.477  1.713.863  6.197.817  1.748.844 
Amortization of DVD content assets 18.598  16.511  13.259  12.289  60.657  11.134 
Depreciation and amortization of property, equipment and intangibles 15.049  18.551  19.238  19.073  71.911  19.041 
Stock-based compensation expense 44.888  44.028  44.763  48.530  182.209  68.395 
Excess tax benefits from stock-based compensation - - - - - -
Other non-cash items 21.666  11.519  9.896  14.126  57.207  8.209 
Foreign currency remeasurement loss on long-term debt - 64.220  50.830  25.740  140.790  41.080 
Deferred taxes (26.764) (20.702) (57.090) (104.132) (208.688) (22.049)
Changes in operating assets and liabilities:
Other current assets (25.402) (80.199) (41.399) (87.090) (234.090) (55.905)
Accounts payable (11.000) (12.439) 34.029  63.969  74.559  74.083 
Accrued expenses 93.542  (48.042) 74.006  (5.169) 114.337  119.049 
Deferred revenue 15.221  46.609  32.947  83.197  177.974  55.270 
Other non-current assets and liabilities 8.850  (41.447) (7.549) (33.657) (73.803) 13.830 
Net cash used in operating activities (343.856) (534.528) (419.607) (487.957) (1.785.948) (236.757)
Cash flows from investing activities:
Acquisition of DVD content assets (25.372) (7.624) (10.217) (10.507) (53.720) (10.796)
Purchases of property and equipment (52.523) (65.231) (33.963) (21.585) (173.302) (37.170)
Change in other assets (769) (1.064) (1.107) (3.749) (6.689) (1.786)
Purchases of short-term investments (57.774) (14.246) (2.799) - (74.819) -
Proceeds from sale of short-term investments 55.748  14.128  250.278  - 320.154  -
Proceeds from maturities of short-term investments 5.100  17.605  - - 22.705  -
Net cash provided by (used in) investing activities (75.590) (56.432) 202.192  (35.841) 34.329  (49.752)
Cash flows from financing activities:
Proceeds from issuance of common stock 24.178  14.826  34.669  14.705  88.378  56.335 
Proceeds from issuance of debt - 1.420.510  - 1.600.000  3.020.510  -
Issuance costs - (15.013) (312) (16.828) (32.153) -
Excess tax benefits from stock-based compensation - - - - - -
Other financing activities 61  63  65  66  255  (321)
Net cash provided by financing activities 24.239  1.420.386  34.422  1.597.943  3.076.990  56.014 
Effect of exchange rate changes on cash, cash equivalents, and restricted cash 5.455  11.527  10.685  2.181  29.848  7.177 
Net increase (decrease) in cash, cash equivalents, and restricted cash (389.752) 840.953  (172.308) 1.076.326  1.355.219  (223.318)
Cash, cash equivalents, and restricted cash beginning of period - 1.077.824  1.918.777  1.746.469  - 2.822.795 
Cash, cash equivalents, and restricted cash end of period $ (389.752) $ 1.918.777  $ 1.746.469  $ 2.822.795  $ 1.355.219  $ 2.599.477 
Non-GAAP free cash flow reconciliation:
Net cash used in operating activities $ (343.856) $ (534.528) $ (419.607) $ (487.957) (1.785.948) $ (236.757)
Acquisition of DVD content assets (25.372) (7.624) (10.217) (10.507) (53.720) (10.796)
Purchases of property and equipment (52.523) (65.231) (33.963) (21.585) (173.302) (37.170)
Change in other assets (769) (1.064) (1.107) (3.749) (6.689) (1.786)
Non-GAAP free cash flow $ (422.520) $ (608.447) $ (464.894) $ (523.798) $ (2.019.659) $ (286.509)

Im ersten Quartal hat Netflix operativ 236,75 Mio. USD verbrannt, der Free Cash Flow beträgt -286,51 Mio. USD. Das stellt ingesamt eine gute Verbesserung zum Vorjahr dar. Netflix arbeitet aber weiterhin nicht profitabel und das trotz 125 Mio. Abonnenten. Der Cashbestand schrumpfte im ersten Quartal von 2,8 auf 2,6 Mrd. USD. Die Ausgaben für Content beziffert das Management alleine im Jahr 2018 auf 7,5 bis 8,0 Mrd. USD.

Unser Fundamentaldatenwidget auf Guidants zeigt die ganze Misere der vergangenen Jahre. Netflix ist eine Cashverbrennungsmaschine par excellence.

NETFLIX-Warum-ein-zweiter-Blick-auf-die-Zahlen-lohnt-Chartanalyse-Bastian-Galuschka-GodmodeTrader.de-1

Quelle: Guidants

Die Rechnung des Managements kann also nur aufgehen, wenn das stramme Nutzerwachstum beibehalten wird und sich die Ausgaben so irgendwann rechnen. Aktuell gehen Analysten davon aus, dass dies aber nicht vor dem Jahr 2021 der Fall sein wird, Netflix also bis dahin einen negativen Cashflow ausweisen wird. Das KGV der Aktie für das Jahr 2022 beträgt 24. Die Marktkapitalisierung beläuft sich inzwischen auf über 135 Mrd. USD.

Anbei die Schätzungen der Analysten für die kommenden Jahre:

Jahr 2018e* 2019e* 2020e* 2021e* 2022e*
Umsatz in Mrd. USD 15,89  19,56  23,67  27,84  32,10 
Ergebnis je Aktie in USD 2,75  4,36  6,80  9,65  12,59 
Gewinnwachstum 58,55 % 55,96 % 41,91 % 30,47 %
KGV 112  71  45  32  24 
KUV 8  7  6  5  4 
PEG 1,2  0,8  0,8  0,8 
*e = erwartet

Fazit: Netflix ist eine Wachstumsmaschine, aber eine unprofitable. Das wird sich auch in den kommenden Jahren nicht ändern. Die Analystenerwartungen sind sehr hoch. Selbst auf Basis dieser Erwartungen kommt der Tech-Titel auf ein KGV von 24 für das Jahr 2022. Trendfolger lassen die Gewinne weiter laufen. Fundamental bewertet besteht erhebliches Abwärtspotenzial, sollten sich die Analystenszenarien als zu optimistisch erweisen. Auch dürfte Netflix weitere Kapitalmaßnahmen benötigen.

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Über den Experten

Bastian Galuschka
Bastian Galuschka
Chefredakteur

Bastian Galuschka ist seit über 20 Jahren an der Börse aktiv. Er entdeckte bereits zu Schulzeiten seine Leidenschaft für die Börse. Über fünf Jahre lang war der Diplom-Volkswirt als Redakteur bei einem bekannten Anlegermagazin tätig und verantwortete dort den Bereich Charttechnik. Seit März 2013 verstärkt er die Redaktion der stock3 AG. Bastian Galuschka kombiniert bei seinen Analysen gerne Fundamentaldaten mit charttechnischen Aspekten. Gerade im Smallcapbereich hat sich der Analyst über viele Jahre ein fundiertes Wissen aufgebaut. Seit Juni 2023 ist Galuschka Chefredakteur von stock3.

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