Kommentar
11:13 Uhr, 23.10.2015

Negativzinsen für Privatkunden – ein Tabu ist gebrochen

Eine kleine Bank in der Schweiz führt im kommenden Jahr Negativzinsen für Privatkunden ein - ab dem ersten Franken. Nach den gestrigen Aussagen von EZB-Chef Draghi könnte es auch in Deutschland dazu kommen.

Eine kleine Bank in der Schweiz hat ein Tabu gebrochen, was Negativzinsen für Privatkunden betrifft. Die Alternative Bank Schweiz (ABS) führt im kommenden Jahr negative Zinsen für Privatkunden ein – und das schon ab dem ersten Franken. Auf dem sogenannten Alltagskonto, über das der private Zahlungsverkehr abgewickelt wird, beträgt der Negativzins ab dem 1. Januar 0,125 Prozent bis zu einem Guthaben von 100.000 Franken. Für höhere Beträge wird wie bisher ein Strafzins von 0,75 Prozent fällig. Bisher verlangt keine andere Schweizer Bank Gebühren für das Deponieren von Geld von ihren Privatkunden.

Der Vorstoß der Alternative Bank Schweiz (ABS) könnte kein Einzelfall bleiben. EZB-Präsident Mario Draghi hat gestern bei der Pressekonferenz angekündigt, die Geldpolitik weiter zu lockern. Auch eine weitere Senkung des Einlagezinsen (aktuell -0,2%) gehöre zu den möglichen Instrumenten, sagte Draghi. Die Zinsen sind daraufhin bereits unter Druck geraten. Dies könnte mittelfristig auch in Deutschland Banken dazu zwingen, die negativen Zinsen an die Kunden weiterzugeben.

Die durchschnittliche Zinsmarge der Banken ist in den letzten Jahren bereits deutlich gesunken. Dies macht es für die Banken immer schwieriger, ausreichende Erträge zur Deckung ihrer Betriebskosten zu erwirtschaften. Vor allem Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die vorwiegend vom Zinsgeschäft leben, kommen dadurch in Bedrängnis.

Eine Umfrage von Deutscher Bundesbank und BaFin unter rund 1.500 kleineren und mittelgroßen deutschen Kreditinstituten hat kürzlich ergeben, dass die Banken bis 2019 im Durchschnitt damit rechnen, dass die Ergebnisse vor Steuern bei noch weiter sinkenden Zinsen um 50 bis 75 Prozent einbrechen würden.

7 Kommentare

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  • Thomasmcm
    Thomasmcm

    Super, dann bekomme ich doch bei einem Kredit Zinsen...

    15:25 Uhr, 23.10.2015
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    wieder etwas, was für den Goldkauf spricht. So ein Beutel Krügerrand ist mal schnell im Garten vergraben :)

    Keine Straf-Zinsen, Werterhalt auf ewig - eigentlich ne totsichere Sache.

    12:45 Uhr, 23.10.2015
    2 Antworten anzeigen
  • Hoeli
    Hoeli

    Man braucht wieder neue "Zahler" in den Märkten....

    12:26 Uhr, 23.10.2015
  • papa555
    papa555

    das ist der preis den die Deutschen für die verfehlte Politik der Bundesregierungen bezahlen müssen.Nach 2008 haben sie die Umverteilung begonnen und alle Schulden gemacht welche die Allgemeinheit bezahlen müssen um die Banken zu retten bzw haben den Steuerzahler in Haftung genommen für das Versagen dieser sogenannten Elite.Folge davon sind riesige Schuldenberge welche eigentlich von anderen verursacht wurden .

    Wann begreifen es denn endlich die Menschen-diese ganze Katastrophe ist dieser ganzen Finanzmafiaclique in Verbindung mit der Politik anzulasten die dafür verantwortlich sind das man nichts mehr fürs Geld bekommt und das es sich kaum noch lohnt für Geld auch Leistung zu bringen.

    Wenn die Herstellung des Geldes darin besteht eiinfach die Druckerpresse anzuwerfen weil es politisch so gewollt ist dann gute Nacht

    11:48 Uhr, 23.10.2015
  • bembes
    bembes

    Der "Draghi" macht alle Lebensversicherungen noch kaputt und damit die Altersvorsorge vieler Deutschen. Ich glaube das ist gewollt, auch von der deutschen Politik.

    Wann wird zum Generalstreik aufgerufen ???

    11:35 Uhr, 23.10.2015

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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