Kommentar
18:00 Uhr, 07.07.2022

Nächste Hiobsbotschaft: Weltweite Rezession droht

An schlechten Nachrichten mangelt es derzeit wahrlich nicht. Jetzt kommt noch eine hinzu, die es in sich hat.

Als wäre eine Rezession in den USA und Europa nicht schon schlimm genug, muss nun sogar von einer globalen Rezession ausgegangen werden. Globale Rezessionen sind selten. Für gewöhnlich gibt es immer einige Länder, die wachsen, auch wenn sich die USA oder Europa in einem Abschwung befinden. Wirtschaftswachstum ist korreliert, aber nicht perfekt. Es kommt stark auf die Handelsverflechtungen an. Ein Land, welches kaum in der globalen Wirtschaft integriert ist, muss nicht zwangsläufig schrumpfen, wenn die USA in einer Rezession sind. Es kommt darauf an, wie viel ein Land in die Regionen exportiert, die sich in einer Rezession befinden. Europa exportiert viel in die USA, ebenso China. Ein Abschwung in den USA ist ein herber Dämpfer. Europa konnte sich historisch schlechter von US-Rezessionen lösen als China. Auch wenn China viel in die USA exportiert (über 500 Mrd. Dollar), so machen die Exporte nur 3 % der Wirtschaftsleistung aus.

Schwäche in den USA kann China inzwischen durch minimale Lockerung der Geldpolitik wettmachen. Dennoch trübt sich die Lage mittelfristig ein. In Europa und den USA ist dies offensichtlich. In vielen anderen Regionen noch nicht. Trotzdem dürfte die kommende Rezession global sein.

Die globale Wirtschaft ist so synchronisiert wie selten zuvor. Begonnen hat alles mit der Pandemie und koordinierten Lockdowns. Ebenso koordiniert waren die Geldpolitik und die Konjunkturprogramme. Entsprechend korreliert war der Aufschwung nach dem wirtschaftlichen Einbruch.

Nun laufen die Konjunkturprogramme global aus und die Geldpolitik wird synchronisiert gestrafft. Die Politik eines Landes ist mit der eines anderen fast vollständig austauschbar. Daher sollte es nicht verwundern, wenn der Abschwung global ist. Was in der Theorie einleuchtet, zeigt sich auch in der Praxis. Der globale Sales Manager Index fiel im Juni unter die Wachstumsgrenze von 50 (Grafik 1). Das Wirtschaftswachstum ist zum Index stark korreliert.


Die globale Wirtschaft wächst nicht mehr, sie schrumpft. Das hat auch für den Aktienmarkt Folgen. Je weniger die globale Wirtschaft wächst, desto größer die Verluste im Bärenmarkt (Grafik 2). Besonders gut ersichtlich war dies zur Zeit der Finanzkrise, zur Zeit des Ölschocks (1973/74) und der Hochzinsphase Anfang der 80er Jahre.

Nun ist es wieder so weit. Die globale Wirtschaft steht vor einem Abschwung. Eine globale Rezession bedeutet übrigens nicht, dass die Wirtschaft am Ende tatsächlich in jedem einzelnen Land schrumpft. Das globale Wachstum kann sogar noch leicht positiv ausfallen, wenn es nach der Definition des Internationalen Währungsfonds geht.

Wie auch immer man eine globale Rezession definiert, sie hat aller Wahrscheinlichkeit nach gerade begonnen. Das ist eine Hiobsbotschaft, aber der Aktienmarkt hat bereits substanziell korrigiert. Ein Teil ist eingepreist.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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