Nachwahljahr/1er-Jahr - Ein saisonales Schlaglicht
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Nachwahljahr/1er-Jahr - Ein saisonales Schlaglicht
Was haben Aktienindizes und Fußballbundesligisten gemeinsam? Richtig, mal spielen sie eine gute Saison, mal eine schlechte. Dass der Dow Jones® nicht der FC Bayern München ist, liegt auf der Hand. Der traditionsreiche amerikanische Aktienindex neigt im Vergleich zum deutschen Rekordmeister zu saisonalen Schwankungen. Da das neue Jahr noch sehr jung ist, werfen wir heute einen Blick auf die durchschnittliche Performance der Monate des „1er-Jahres“ der letzten 121 Jahre im Dow Jones®. Zudem betrachten wir die durchschnittliche Monatsperformance in Nachwahljahren und stellen diese der gesamten durchschnittlichen Monatsperformance und dem 1er-Jahr gegenüber. 2021 ist zumindest schon in einem Punkt ein besonderer Jahrgang: 1er-Jahr und Nachwahljahr fallen zusammen. Dies war zuletzt 2001 der Fall und kommt auch nur alle 20 Jahre vor. Damals steckte das Internet noch in den Kinderschuhen, während Anleger die neue Technologie nach dem Platzen der Dotcom-Blase schon als „Teufelszeug“ bezeichneten. Doch wie schlägt sich der Dow Jones nun in den 1er- bzw. Nachwahljahren? Der Januar ist der Monat der guten Vorsätze.
Dow Jones Industrial Average (Daily)
Quelle: Refinitiv, eigene Berechnungen²
5-Jahreschart Dow Jones Industrial Average
Quelle: Refinitiv, tradesignal²
Gute Neujahrsvorsätze
So geht auch das durchschnittliche Börsenjahr gut los. In der Gesamtbetrachtung wirft der Januar eine Rendite von 0,75 % ab. Wenn es sich um ein Nachwahljahr handelt, dann sind indes nur 0,55 % zu holen. Die besten Vorsätze werden allerdings in den 1er-Jahren gemacht. Mit einer durchschnittlichen Rendite von 1,79 % und einer Trefferquote von 75 % gelingt der Start ins neue Jahr unter guten Vorzeichen. Bereits im Februar sind die guten Vorsätze zumeist vergessen. Das 1er-Jahr scheint hier jedoch eine Ausnahme zu sein, denn mit einem durchschnittlichen Zuwachs von 1,87 % setzt es seinen guten Jahresstart fort. Die Trefferquote bleibt mit 75 % weiterhin sehr stark. Der Vorsatzkater setzt wohl eher in Nachwahljahren ein, in denen Investoren bei einer schwachen Trefferquote von 40 % durchschnittlich 1,35 % abschreiben müssen. In der Gesamtbetrachtung bringt der Februar leichte Verluste in Höhe von -0,10 %. Die erste Pause gönnt sich das 1er-Jahr im März. Während sowohl in der Gesamtbetrachtung als auch in Nachwahljahren positive Renditen von 0,67 % bzw. 0,89 % zu erwarten sind, kann das 1er-Jahr mit einem durchschnittlichen Verlust von -0,22 % nicht mithalten.
Dow Jones Industrial Average (Daily)
Quelle: Refinitiv, eigene Berechnungen²
Erst Frühlingsgefühle, dann Sommerloch
Zwei Drittel aller 1er-Jahre enden im März jedoch trotzdem positiv. Angesichts der vielversprechenden Jahresauftaktrally kann hier jedoch von einer Verschnaufpause gesprochen werden. Echte Frühlingsgefühle gibt es dann im April. Dieser Monat ist in der Gesamtbetrachtung schon äußerst positiv (durchschnittliche Rendite: 1,29 %; Trefferquote: 59,5 %), doch insbesondere die Nachwahljahre blühen hier regelrecht auf. Im April realisieren sie bei einer Trefferquote von 60 % eine durchschnittliche Rendite von 2,55 %. So viel vorweg: In Nachwahljahren ist der April der beste Monat des Jahres. 1er-Jahre schalten indes wieder den Vorwärtsgang ein und erzielen eine durchschnittliche Rendite von 1,24 %. In zwei Drittel aller Fälle endet der April in einem 1er-Jahr positiv. „Sell in May and go away“, so lautet der erste Teil einer alten Börsenweisheit. Gemeint ist hierbei der Beginn des gefürchteten „Sommerlochs“, das an den Börsen eher für Lethargie als Begeisterung sorgt. Tatsächlich ist in der Gesamtbetrachtung weder im Mai (-0,11 %) noch im Juni (+0,28 %) das große Geld zu verdienen. Erst der Juli (+1,38 %) und August (+0,90 %) bringen wieder bemerkbare Zuwächse aufs Parkett.
Dow Jones Industrial Average (Daily)
Quelle: Refinitiv, eigene Berechnungen²
Q3: Saisonale Dürreperiode
Der Frühsommer scheint also kein Gold im Gepäck zu haben. Ganz anders in Nachwahljahren: Schon im Mai können durchschnittlich 1,16 % Gewinn erzielt werden. Der Juni zeigt indes eine sehr schwache Trefferquote (36,67 %) und eine durchschnittliche Rendite nahe der Nulllinie. Im Juli legt das Nachwahljahr den Turbo ein. Es vollzieht mit einer durchschnittlichen Rendite von 1,38 % und einer Trefferquote von 76,67 % den zweitbesten Monat des Jahres. Das 1er-Jahr hat indes den Mai-Blues. Mit einem Verlust von durchschnittlich 1,67 % und einer dürftigen Trefferquote von 41,67 % ist der Wonnemonat der zweitschlechteste Monat im gesamten 1er-Jahr. Die Mini-Rendite von 0,24 % im Juni wird ebenfalls mit einer schwachen Trefferquote von 33,33 % erkauft. Ab Juli geht das 1er-Jahr auf Tauchstation. Während der siebte Monat des 1er-Jahres für durchschnittliche Verluste von -0,62 % sorgt, sind es im August schon -0,91 %. Der neunte Monat des Jahres markiert in der Folge die Talsohle der saisonalen Dürreperiode. Mit einem Verlust von durchschnittlich -5,29 % zeigt der ohnehin schon schwache September sein tiefrotes Gesicht.
Dow Jones Industrial Average (Daily)
Quelle: Refinitiv, eigene Berechnungen²
Schwarzes Schaf und Krisenmonat
Besonders schwer wiegen die Septemberverluste aus den Jahren 1931 (-30,7 %) und 2001 (-11,1 %). Hierbei handelte es sich einerseits um die große Depression der Weltwirtschaftskrise und andererseits um die Terroranschläge auf die Twin Towers vom 11. September 2001. Abgesehen von diesen Extremszenarien lässt auch die schwache Trefferquote von 16,67 % im September des 1er-Jahres kein Platz für große Hoffnungen. Doch auch in den Nachwahljahren ist im September nichts zu holen (-1,09 %). Interessant ist jedoch, dass in 50 % der Fälle der September in einem Nachwahljahr positiv endet. „But remember to come back in September.“ Den zweiten Teil der Börsenweisheit haben wir natürlich nicht vergessen. Ist die saisonale Schwächeperiode erst einmal beendet, lassen Investoren das allgemeine Börsenjahr profitabel ausklingen. Gemächlich beginnt der Oktober mit einer durchschnittlichen Rendite von 0,23 %, um letztendlich die Jahresendrally ab November (+1,12 %) einzuläuten, die mit einem besinnlichen Weihnachtsfest endet (+1,20 %). Die Trefferquote steigert sich vom Oktober (56,67 %), über den November (63,33 %) bis zum höchsten Jahreswert im Dezember (70,83 %).
Dow Jones Industrial Average (Daily)
Quelle: Refinitiv, eigene Berechnungen²
Standardszenario: Jahresendrally
Das Nachwahljahr startet jedoch mit Ladehemmungen in das letzte Quartal des Jahres. Investoren müssen im Oktober zunächst einen Verlust von durchschnittlich -0,88 % verkraften, ehe im November (+0,75 %) auch hier die Jahresendrally einsetzt. Im Nachwahljahr legt der Weihnachtsmann Geschenke unter den Weihnachtsbaum (durchschnittliche Dezemberrendite: +1,59 %). Auch hier steigt die Trefferquote von 56,67 % im Oktober bis auf 73,33 % im Dezember. Das 1er-Jahr lässt das Börsenjahr eher ruhig ausklingen. Im Oktober gibt’s durchschnittlich 0,57 % aufs Konto, gefolgt von 0,70 % im November und 0,64 % im Dezember. Die Trefferquote steigt von 58,33 % im Vergleich zum Nachwahljahr bzw. zur Gesamtbetrachtung nur leicht bis auf 66,67 % im Dezember. Was können wir nun aus der Analyse lernen? Erstens: 1er-Jahre sind wahre Frühstarter. Der Jahresauftakt ist von hohen Trefferquoten gekennzeichnet. Die größten Renditen gibt’s hier durchschnittlich im Januar und Februar. Auch der April ist verhältnismäßig stark. Seine saisonale Schwächeperiode erlebt das 1er-Jahr ab Mai jedoch hauptsächlich in den Sommermonaten. Nach einem tiefroten September beginnt dann im Oktober eine gemütliche Jahresendrally.
Dow Jones Industrial Average (Daily)
Quelle: Refinitiv, eigene Berechnungen²
Kostolany oder Bundesliga?
Zweitens: Nachwahljahre erleben einen äußerst starken April. Er ist sogar der beste Monat des Jahres. Doch auch der Juli hat als zweitbester Monat Gold im Gepäck. Seine schwache Saison spielt das durchschnittliche Nachwahljahr von August bis einschließlich Oktober. Die Jahresendrally beginnt hier mit einem Monat Verzögerung erst im November. Abgeschlossen wird das durchschnittliche Nachwahlbörsenjahr im Dezember mit dem drittbesten Monat des Jahres. Die Ergebnisse sprechen für einen starken April 2021, aber auch für größere Rückschlaggefahren im Sommer. Vor dem schwarzen Schaf der Börsenmonate (September) sei ohnehin und insbesondere im 1er-Jahr gewarnt. Das Postulat einer Jahresendrally gehört darüber hinaus zum Standardrepertoire eines saisonal argumentierenden Technikers und soll auch hier seine Anwendung finden. Trotzdem sind Überraschungen wie der Corona-Crash im März des vergangenen Jahres 2020 immer möglich. Um es mit André Kostolanys Worten zu sagen: „An der Börse ist alles möglich, sogar das Gegenteil.“ Doch wie man auch in der Bundesliga zu sagen pflegt: „Am Ende werden die Punkte gezählt.“
Dow Jones Industrial Average (Daily)
Quelle: Refinitiv, eigene Berechnungen²
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Autor: Jörg Scherer