Fundamentale Nachricht
10:13 Uhr, 17.12.2018

Nachhaltige Anlagen führen zur CO2-Reduzierung

Könnten Anleger den Schlüssel zur Bewältigung des Klimawandels in der Hand haben? Dieser Frage geht Maarten Bloemen, Portfolio Manager der Templeton Global Equity Group, in einer aktuellen Marktanalyse nach.

San Mateo (GodmodeTrader.de) - Ein ständig wachsender Fundus an wissenschaftlichen Erkenntnissen deutet darauf hin, dass eine erhebliche Verringerung der CO2-Emissionen erforderlich ist, um drastische wirtschaftliche und soziale Konsequenzen zu vermeiden. Maarten Bloemen, Executive Vice President und Portfolio Manager der Templeton Global Equity Group, ist davon überzeugt, dass Anleger in einer guten Position sind, diese Veränderungen voranzutreiben. Er erklärt seine Gründe hierfür und zeigt auf, wo er potenzielle Anlagechancen sieht.

Die meisten Klimawissenschaftler weltweit schienen sich einig zu sein, dass die Auswirkungen der globalen Erwärmung weitreichend sind und dass diese Entwicklung zu weiten Teilen den Menschen zuzuschreiben sei. Zahlreichen wissenschaftlichen Berichten zufolge führe die globale Erwärmung zu einem Anstieg des Meeresspiegels und zum Verlust und Aussterben von Arten. Darüber hinaus trage sie dazu bei, dass extreme Wetterereignisse immer häufiger aufträten, heißt es weiter.

„Während Wissenschaftler (und Regierungen) weiterhin über potenzielle Lösungen diskutieren, sind wir der Ansicht, dass die wichtigste Kraft für einen Umgang mit der weitläufig erwarteten drohenden Klimakrise die Art und Weise sein könnte, wie wir investieren. Unternehmen können eine zentrale Rolle spielen, wenn es darum geht, einige dieser weitreichenden, klimabezogenen Probleme in Angriff zu nehmen. Unserer Einschätzung nach sind Unternehmensentscheidungen, die durch den Klimawandel beeinflusst werden, nicht nur für die Umwelt gut, sondern auch für die Ertragslage“, so Bloemen.

Im Laufe der Zeit werde es zahlreiche Gewinner und Verlierer geben, und man sei davon überzeugt, dass tiefgreifende Analysen erforderlich sein würden, um zu unterscheiden, zu welcher Gruppe ein Unternehmen gehöre. Aller Wahrscheinlichkeit nach werde es operative Konsequenzen für Unternehmen geben, die den Klimawandel berücksichtigten. Daher werde sich dies auch im Gewinn niederschlagen. Potenziell könnte die Entwicklung die Störung von Lieferketten und eine Veralterung von Produkten (wie z.B. Benzinfahrzeugen) nach sich ziehen. Gleichzeitig bestehe jedoch Potenzial für erhebliche Wertsteigerungschancen im Bereich der sauberen Technologie. Man sei davon überzeugt, dass die Bottom-up-Aktienauswahl sehr gut geeignet sei, um zwischen potenziellen Gewinnern und Verlierern zu unterscheiden, heißt es weiter.

„Während immer mehr Anlegern die langfristigen Auswirkungen des Klimawandels auf Anlagen bewusst werden, halten wir weitreichende Veränderungen in der Art und Weise, wie Kapital im weltweiten Wirtschaftskreislauf eingesetzt wird, für wahrscheinlich. Daher sind wir optimistisch, dass sich der Überlebensinstinkt der Menschheit auf zukunftsorientierte Lösungen für den Klimawandel ausrichten könnte“, so Bloemen.

Dem jüngsten Bericht des Zwischenstaatlichen Expertengremiums für Klimaänderungen (IPCC) zufolge könnte die Begrenzung der durchschnittlichen globalen Erwärmung auf einen Anstieg von 1,5℃ über dem vorindustriellen Durchschnitt einen erheblichen Einfluss auf die zukünftige Umwelt haben. Insbesondere lege der Bericht nahe, dass die Erreichung einer geringeren Erwärmung die Wahrscheinlichkeit einer ganzen Reihe verheerender Folgen des Klimawandels verringern würde, heißt es weiter.

„So wäre beispielsweise der weltweite Anstieg des Meeresspiegels bis 2100 bei einer globalen Erwärmung von 1,5°C gegenüber 2°C um zehn cm niedriger. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Arktische Ozean im Sommer frei von Meereseis ist, läge bei einer globalen Erwärmung von 1,5°C bei einmal pro Jahrhundert, verglichen mit mindestens einmal pro Jahrzehnt bei 2°C. Die Korallenriffe würden bei einer globalen Erwärmung von 1,5°C um 70 % - 90 % zurückgehen, während sie bei 2°C praktisch vollständig verschwinden würden“, so Bloemen.

Die Eindämmung eines Anstiegs der weltweiten Temperaturen erfordere beispiellose Veränderungen in der Einstellung von Ländern und Unternehmen gegenüber der Umwelt, und das beginne mit einer Verringerung des CO2-Ausstoßes. Das Niveau der weltweiten Treibhausgasemissionen müsse deutlich niedriger sein als es derzeit sei oder Prognosen zufolge sein werde, heißt es weiter.

„Während immer mehr Unternehmen versuchen, ihre CO2-Emissionen zu senken, könnten einige der von diesen Unternehmen vorgeschlagenen Lösungen zur Bekämpfung des Klimawandels unserer Einschätzung nach einen allgemeinen Umschwung hin zu sauberer Energie bewirken, der dem Anstieg der Treibhausgasemissionen Einhalt gebieten könnte“, so Bloemen.

Vor diesem Hintergrund sei der Aufbau neuer und nicht subventionierter Infrastrukturen für erneuerbare Energien in bestimmten Teilen der Welt, beispielsweise in Indien, heute sehr viel billiger. Wind- und Solarenergie seien inzwischen deutlich günstiger als Strom aus Kohle oder Gas. Ein geeigneter regulatorischer Rahmen und die richtigen finanziellen Anreize seien erforderlich, um diesen Punkt auf einer globalen Entwicklung hin zu sauberer Energie zu erreichen. Eine aufgeklärte politische Führung werde für eine Lösung der Klimafrage auch weiterhin von zentraler Bedeutung sein, heißt es weiter.

„Wir sind der Ansicht, dass Unternehmen, die aktiv versuchen, realistische und wissenschaftlich fundierte Ziele für eine Verringerung des CO2-Ausstoßes zu erreichen, potenzielle Chancen für substanzorientierte Anleger wie uns eröffnen könnten. Dies gilt insbesondere für Unternehmen, die einen Wandel hin zu einer kohlenstoffärmeren Wirtschaft vollziehen. Angesichts unseres Bottom-up-Ansatzes favorisieren wir in der Regel Unternehmen, die sowohl fundamental unterbewertet als auch auf einen weltweiten Übergang hin zu einer kohlenstoffärmeren Zukunft vorbereitet sind, so dass wir Grund zur Annahme haben, dass die ökologische Verantwortung eines Unternehmens mit seiner Finanzkraft korreliert“, so Bloemen.

Insbesondere bevorzuge man drei Arten von Unternehmen, die Chancen im Hinblick auf sowohl Klimawandel als auch Wertpotenzial böten:

  1. Lösungen zur Bekämpfung des Klimawandels — Hersteller von Solarmodulen und Windkraftanlagen, die saubere und erneuerbare Energie lieferten
  2. Unternehmen im Übergang — Energieunternehmen, die ihren Beitrag zur Erderwärmung durch erneuerbare Energiequellen verringerten
  3. Für den Übergang gewappnet — Unternehmen mit geringer Kohlenstoffintensität und geringem Engagement in kohlenstoffintensiven Sektoren, wie etwa Einzelhändler, Bio-Pharmaunternehmen und Telekommunikationsanbieter.

„Den größten Beitrag zur Verringerung der Risiken des weltweiten Klimawandels werden unserer Einschätzung nach vor allem traditionelle Unternehmen leisten, die Änderungen an ihrer operativen Tätigkeit, ihren Lieferketten und ihren Produktlebenszyklen vornehmen. Als aktive Manager wenden wir im Rahmen unseres klimaorientierten Anlageprozesses zusätzliche ESG-Analysen (zur Betrachtung der Aspekte Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) an. Allerdings sind wir im Hinblick auf die Herausforderung, die auf uns zukommt, realistisch“, so Bloemen.

Die Erfahrung habe gezeigt, dass es schwierig sein kann, Klimalösungen in den von Unternehmen bereitgestellten ESG-Angaben zu identifizieren. Einige Berichte enthielten vergangenheitsbezogene Informationen, die mindestens ein Jahr alt sein könnten und den aktuellen Status eines Unternehmens gegebenenfalls nicht angemessen darstellten. Infolgedessen tappten Anleger im Hinblick auf Chancen bei Unternehmen, die einen Wandel hin zu zukunftsorientierten Lösungen für den Klimawandel vollzögen, womöglich völlig im Dunkeln, heißt es weiter.

„Dank unseres Researchprozesses und zusätzlicher ESG-Anforderungen sind wir in der Lage, die Struktur und Kultur eines Unternehmens genau in Augenschein zu nehmen. Zudem können wir uns im Rahmen unserer Interaktion mit Unternehmen für zukunftsgerichtete ESG-Angaben einsetzen, die den Bedürfnisse der Anleger gerecht werden. Hierdurch lassen sich wiederum potenzielle Chancen bei Unternehmen identifizieren, die sich auf den Übergang zu einer kohlenstoffärmeren Welt vorbereiten. Mit Blick auf die Zukunft sind wir davon überzeugt, dass nachhaltige Anlagen Unternehmen dazu ermutigen können, den weltweiten CO2-Ausstoß Schritt für Schritt zu reduzieren. Wie schon der verstorbene John F. Kennedy angemahnt hat: ‚Mit jedem Handeln sind Risiken und Kosten verbunden. Sie sind jedoch weitaus geringer als die langfristigen Risiken bequemer Untätigkeit‘“, so Bloemen.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

Mehr Experten