Kommentar
11:29 Uhr, 28.05.2008

Nachfrage aus Schwellenländern stützt den Ölpreis

Im Energiesektor bestehen nach wie vor interessante Anlagemöglichkeiten. Die Produktionsbeschränkungen werden aller Wahrscheinlichkeit nach weiter bestehen, und die Nachfrage aus den sich industrialisierenden Volkswirtschaften wird jeden Nachfragerückgang aus den USA überkompensieren. „Die Kombination aus angespannter Versorgungslage und steigender Nachfrage wird den Ölpreis auf hohem Niveau halten.“, sagt Robin Batchelor, Fondsmanager des BGF World Energy Fund.

Für die Ölunternehmen hat dies Folgen. Der Energiesektor wird derzeit mit einem Abschlag auf den breiteren Markt gehandelt, und das Thema nachhaltig hoher Ölpreise ist noch nicht in den Aktienbewertungen eingerechnet. Die Bewertungen der Analysten sind viel niedriger, als dies die Ölfutures-Kurve nahe legen würde. Noch immer rechnen Analysten mit einem langfristigen Ölpreis zwischen 70 und 80 US-Dollar pro Fass, obwohl die Terminkontrakte bis ins Jahr 2015 einen Ölpreis oberhalb von 125 US-Dollar signalisieren. Wenn Analysten ihre Ölpreiserwartungen schließlich nach oben schrauben und damit auch ihre Gewinnerwartungen, dürfte es zu einer umfassenden Neubewertung von Energieaktien kommen.

„Der Ausblick für den Ölpreis bleibt stark“, kommentiert Batchelor, „pro Kopf verbraucht China heute gerade so viel Öl wie die USA im Jahr 1905, noch vor der Massenproduktion des Ford C-Modells und lange, bevor es Düsentriebwerke gab. Wenn China und Indien den Verbrauch pro Kopf auf das derzeitige US-Niveau erhöhen würden, bräuchten allein diese beiden Länder 160 Millionen Fass Öl pro Tag, mehr als das Doppelte des heutigen Ölangebots.“

Doch die Ölproduktion steigt weniger als erwartet – Förderprojekte haben sich verzögert, große Ölfelder sind schneller als vorausberechnet zur Neige gegangen und die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) hat zweimal die Förderquoten gesenkt. Es gibt außerdem Ängste in Bezug auf die künftige Versorgung, die durch politische Spannungen in Nigeria und dem Iran verschlimmert werden könnten. Eine weitere Folge des hohen Ölpreises ist nämlich ein wachsender „Ressourcen-Nationalismus“.

Ölreiche Länder verlangen einen größeren Anteil an den Gewinnen. Dies beeinträchtigt das Angebot, weil Ölkonzerne sich aus Projekten zurückzogen haben oder die Produktion sich verzögerte. In Russland beispielsweise sank die Ölproduktion, nachdem die Regierung die Ressourcen des Landes unter ihre Kontrolle zu bringen versuchte, und stagniert in diesem Jahr nach einem Jahrzehnt starken Wachstums. Auch andere Länder wie Venezuela leiden unter Produktionsverzögerungen infolge von staatlichen Eingriffen.

Quelle: BlackRock

BlackRock ist eine der größten börsennotierten Investment-Management-Firmen weltweit. Per Ende Dezember 2007 beliefen sich die verwalteten Kundengelder von BlackRock insgesamt auf 1,357 Billionen US-Dollar. Das Unternehmen verwaltet Vermögenswerte für institutionelle und private Investoren weltweit mit einer breiten Palette von Anlageprodukten aus den Bereichen Aktien, festverzinsliche Wertpapiere, Geldmarkt- und alternative Investments.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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