Nachbeben der Subprime-Krise stellen alles andere in den Schatten
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Nachdem es im Oktober zeitweise den Anschein hatte, als ob die Folgen der Subprime-Krise schon fast überwunden wären, gab es Anfang November eine zweite Welle von Erschütterungen an den Finanzmärkten. Insbesondere die Bekanntgabe von Milliardenabschreibungen durch Merrill Lynch und die Citigroup rief den Marktteilnehmern die nach wie vor bestehenden Risiken zurück ins Gedächtnis.
An den Märkten für risikobehaftete Assets kam es daraufhin zu Kursverlusten. Am Corporate-Bond-Markt weiteten sich - gemessen am Merrill-Lynch-Index für europäische Unternehmensanleihen - die Risikoaufschläge (Spreads) in den zurückliegenden zwei Wochen um mehr als 10 Basispunkte. Noch gravierender fiel der Anstieg bei bonitätsschwachen Titeln aus: Der Spread des iTraxx Crossover erhöhte sich im Verlauf des November um beachtliche 60 Basispunkte auf nunmehr 380 Basispunkte.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang auch die Tatsache, dass Banktitel zurzeit in etwa die gleiche Rendite erbringen wie Industrieanleihen. Üblicherweise können sich Gesellschaften aus der Finanzbranche am Markt spürbar günstiger finanzieren als Industrieunternehmen. Dass dies gegenwärtig nicht so ist, hat zwar zum einen mit den nach wie vor guten Zahlen aus dem Industriesektor zu tun - jüngstes Beispiel: Die Ratingheraufstufung der spanischen Telefonica -, sagt aber zum anderen viel über das weiterhin bestehende Misstrauen gegenüber Banken aus. Ob dies nachhaltig ist, darf aber dennoch bezweifelt werden. Allerdings könnte es noch einige Zeit dauern, bis der Normalzustand wieder hergestellt ist.
Staatsanleihen sind Profiteure der zunehmenden Risikoscheu
In turbulenten Zeiten besinnen sich die Finanzmarktteilnehmer meist auf die vermeintlich sicherste Anlageform, nämlich Staatsanleihen aus den Industrieländern. Die vermehrte Nachfrage führte in diesem Segment erneut zu steigenden Kursen und damit zu sinkenden Renditen bei bereits im Umlauf befindlichen Titeln. Zehnjährige Bundesanleihen rentieren inzwischen nur noch mit 4,1 Prozent. Da aber der Rückgang in den USA noch stärker ausfiel, ist der Renditeabstand auf 7 Basispunkte zusammengeschmolzen. Zur Erinnerung: Am Jahresanfang lag der Renditevorsprung von US-Treasuries gegenüber Bundesanleihen noch bei 75 Basispunkten.
Angesichts der angeschlagenen US-Konjunktur und den ungelösten Subprime-Problemen scheint es nur noch eine Frage der Zeit, bis die gesamte US-Zinsstrukturkurve unter der des Euroraumes liegt. Daran hat nicht zuletzt die abweichende Einschätzung der Notenbankpolitik einen gewichtigen Anteil: Während von der EZB bis auf weiteres ein zinspolitisches Stillhalten erwartet wird, sehen die Marktteilnehmer bei der Federal Reserve Potenzial für weitere Zinssenkungen.
Nach einer schwierigen ersten Jahreshälfte mit unerfreulichen Kursverlusten wendet sich das Blatt für Rentenmarktinvestoren jetzt eindeutig zum Besseren. Nimmt man den JP Morgan EMU Bond Index als Maßstab, haben Investoren am europäischen Anleihemarkt im bisherigen Jahresverlauf 2,4 Prozent verdient. Am US-Rentenmarkt wäre in Anbetracht des starken Renditerückgangs noch deutlich mehr zu gewinnen gewesen, wenn da nicht der "verflixte" Dollar wäre. Die Wertzuwächse am US-Rentenmarkt werden aus Sicht hiesiger Anleger durch die Verluste auf der Währungsseite - immerhin büßte der Greenback gegenüber dem Euro rund 11 Prozent ein - mehr als wettgemacht, wodurch insgesamt ein dickes Minus zu Buche steht. Es gibt bislang auch keine Anzeichen, dass die Schwächephase des US-Dollar bald zu Ende sein wird, wobei der Devisenmarkt hauptsächlich durch die Erwartungen für die Zinspolitik getrieben wird.
Ausblick
Die Voraussetzungen sind gut, dass die nächsten Tage an den Finanzmärkten etwas weniger turbulent verlaufen als die letzten Wochen. Dies hat damit zu tun, dass die Quartalsberichtssaison abgeschlossen ist und auch auf der Konjunkturseite nur wenige Veröffentlichungen anstehen. Dies bietet den Marktteilnehmern Raum, im Hinblick auf den allmählich näher rückenden Jahreswechsel wieder einige grundsätzlichere Überlegungen anzustellen.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 163,4 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. März 2007. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.