Kommentar
15:42 Uhr, 12.01.2023

Nach US-Inflationsdaten hält Kaufpanik beim DAX an, S&P500 klettert nach Berg- und Talfahrt weiter, Gold schießt nach oben

Investoren hatten mit großer Spannung auf die US-Inflationsdaten gewartet. Gibt es dabei irgendwelche bedeutenden Überraschungen? Nun richtet sich der Fokus der Investoren auf den Start der Quartalssaison beim S&P500.

Erwähnte Instrumente

  • EUR/USD
    ISIN: EU0009652759Kopiert
    Kursstand: 1,08003 $ (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 15.021,91 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Nach der Veröffentlichung der US-Inflationsdaten sind S&P 500 (3.969,61  1,28 %) und DAX (15.010,05  0,42 %)auf eine kleine Berg- und Talfahrt gegangen, ehe die Indizes nach oben durchgestartet sind. Investoren sind euphorisiert, dass die US-Verbraucherpreise im Dezember um 0,1 Prozent gegenüber dem Vormonat gesunken sind. Das ist minimal besser als die Vorhersage der Volkswirte, die von stabilen Preisen ausgegangen waren.

Im Jahresvergleich ist die Inflationsrate damit auf 6,5 Prozent zurückgegangen, gegenüber 7,1 Prozent im November. Hingegen hatten Volkswirte 6,6 Prozent für Dezember vorhergesagt.

Hingegen fielen die Zahlen zur Kernrate, also der um Nahrungsmittel und Energie bereinigten Inflationsrate, mit 0,3 Prozent im Monatsvergleich und 5,7 Prozent im Jahresvergleich genau wie erwartet aus.

Investoren schauen aber diesmal auf die minimal bessere offizielle Inflationsrate und sind daher weiter in Partylaune.

Für Abwärtsdruck bei den Preisen hat vor allem der Energiebereich gesorgt, der von November auf Dezember einen Rückgang um 4,5 Prozent verbucht hat, wobei die Benzinpreise sogar um 9,4 Prozent eingebrochen sind. Zudem sind die Preise gebrauchter Fahrzeuge um 2,5 Prozent gesunken, während neue Fahrzeuge um 0,1 Prozent günstiger geworden sind. Hingegen sind die Mieten um 0,8 Prozent gestiegen und haben damit die Inflation weiter angeheizt, während Nahrungsmittel um 0,3 Prozent teurer geworden sind.

Aktienmärkte laufen spiegelbildlich zu den US-Zinsen

Nach der Veröffentlichung der US-Inflationsdaten sind die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen auf eine kleine Berg- und Talfahrt gegangen. Mir ist ehrlich gestanden nicht klar, warum die Zinsen zuerst um ein 5 oder 6 Basispunkte nach oben gesprungen sind. Umso mehr kann ich allerdings verstehen, warum sie anschließend schnell wieder nach unten gedreht sind, waren doch die Inflationsdaten ein wenig besser als erwartet und schüren damit einmal mehr die Hoffnung, dass die Fed die Leitzinsen in den nächsten Monaten vielleicht nicht so stark anheben könnte wie bislang signalisiert.

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Spiegelbildlich zu den Zinsen für zehnjährige US-Anleihen haben sich nach der Veröffentlichung der US-Inflationsdaten S&P500 und DAX entwickelt. Zuerst ging es bei den Zinsen nach oben und damit bei den Aktienindizes nach unten, und anschließend genau anders herum. Damit notiert der S&P500 in Schlagweite der 200-Tage-Linie von 3.987,35 Punkten. Zudem hat der DAX seit Jahresanfang – also in lediglich 9 Handelstagen – um herbe 8,3 Prozent zugelegt. Wenn das keine Kaufpanik ist, was dann?

Gleichzeitig haben die sinkenden US-Zinsen heute den Dollar mit nach unten gezogen, woraufhin der Euro deutlich zugelegt hat. In dem Umfeld hatte der Goldpreis gleich von zwei Seiten Rückenwind und war zwischenzeitlich bis auf 1.900 Dollar je Unze nach oben geschossen, ehe er einen Teil der Gewinne wieder abgegeben hat.

Wie könnte es weitergehen?

Derzeit sieht alles rosig aus. Wenn nicht aus irgendwelchen Gründen, die ich derzeit nicht erkennen kann, die Zinsen für zehnjährige US- bzw. Bundesanleihen deutlich nach oben drehen sollten, dürfte die Party beim DAX weitergehen, zumal er mit einem KGV von 12 viel niedriger bewertet ist als der S&P500 mit herben 17,3! Und das vor dem Hintergrund, dass die US-Wirtschaft meiner Meinung nach zügig auf dem Weg in eine Rezession ist, während viele Experten für 2023 eine weltweite Rezession vorhersagen.

Gleichzeitig dürfte der Euro auf Erholungskurs bleiben. In dem Umfeld sollte der Höhenflug des Goldpreises weitergehen.

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Nun warten Investoren auf den Start der Quartalssaison in den USA, die am morgigen Freitag beginnt.

US-Verbrauchervertrauen im Blick

Am Freitagfrüh kommen aus China die Daten zu Im- und Exporten. Sie sollten zeigen, wie schwach die chinesische Wirtschaft bzw. die Weltwirtschaft zuletzt waren.

Um 11 Uhr kommen die Zahlen zur Industrieproduktion für die Eurozone. Die Produktion soll im November um 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen sein, nach einem Rückgang um 2,0 Prozent für Oktober.

Zudem startet am Freitag die US-Quartalssaison mit den Ergebnissen von JPMorgan Chase & Co. (139,63 $ 0,74 %), Citigroup Inc. (48,71 $ 1,08 %), Bank of America Corp. (34,38 $ 0,76 %), Wells Fargo & Co. (42,74 $ 0,90 %), Blackrock Inc. (755,92 $ -0,18 %) und Delta Air Lines Inc. (38,18 $ 0,24 %).

Um 16 Uhr schließen die Daten zum US-Verbrauchervertrauen, das die Universität Michigan veröffentlicht, den Datenreigen dieser Woche ab. Es soll im Januar weitgehend stabil geblieben sein bei 60,0 Punkten. Investoren schauen dabei vor allem auf die Daten zu den Inflationserwartungen der Konsumenten auf Ein- und Fünf-Jahres-Sicht.

In meiner Sendung "Euer Egmond" analysiere ich wöchentlich die Märkte!

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