Kommentar
07:00 Uhr, 08.05.2018

Nach kräftiger Erholung: Jetzt raus aus Aktien?

Ende vergangener Woche erlebten wir einen schönen Rebound. Das weckt Hoffnungen auf neue Kursgewinne. Vielleicht sollte man die Gegenbewegung aber einfach nur nutzen, um seine Schäfchen ins Trockene zu bringen?

Für die These, dass man jetzt jede Erholung nutzen sollte, um Gewinne mitzunehmen, gibt es gute Gründe. Da ist z.B. der US-Wahlzyklus zu nennen. Im Herbst stehen die Midterm Wahlen an und in diesen Jahren performen Aktien bis zum Wahltag nicht gut. In der Mehrzahl der Fälle stagnieren sie oder sie fallen.

Dann ist da noch eine ganz andere Saisonalität zu nennen. Der Monat Mai hat begonnen und wir kennen alle das „Sell in May“ Motto. Für US-Indizes bringt dieses Motto wenig. Man gewinnt im Zeitraum von Mai bis Anfang Oktober nicht viel, man verliert aber auch nichts. Dafür verpasst man die Dividenden, die in diesem Zeitraum ausgeschüttet werden. Wer diese verpasst, hat langfristig eine geringere Performance.

Das „Sell in May“ Motto ist für US-Aktien – salopp gesagt – Quatsch (Grafik 1). Das bedeutet jedoch nicht, dass das für die ganze Welt gilt. Mein Kollege Andreas Hoose zeigte das vor zwei Wochen eindrucksvoll auf .

Kurz zusammengefasst ist Sell in May beim DAX eine gute Idee. Als ich das las, war ich natürlich erst einmal irritiert. Nachdem ich Daten geprüft habe (Grafik 2), bleibt nur eine Schlussfolgerung: Es stimmt. Sell in May ist bei deutschen Aktien bzw. dem Dax eine gute Idee.

Es erspart Anlegern so manchen Drawdown. Die Volatilität ist geringer und langfristig wird mehr Rendite erwirtschaftet. Das ist schon ein starkes Stück. Eigentlich gilt ja die Faustregel, dass mehr Rendite mit mehr Risiko (Schwankungen) einhergeht. Beim Dax ist es umgekehrt. Mit weniger Volatilität kann man mehr Rendite erzielen.

Langfristig sollte es so sein. Kurzfristig, also in einem einzelnen Jahr, kann die Geschichte ganz anders ausgehen. 2016 und 2017 war die Dax-Performance bei einer Buy and Hold Strategie besser als bei Sell in May. Im Voraus kann man nicht wissen, ob es in diesem Jahr wieder so laufen wird oder ob man sich einen Drawdown erspart, wenn man jetzt verkauft.

Mit saisonalen Mustern muss man vorsichtig umgehen. Langfristig mögen sie funktionieren, doch in einem einzelnen Jahr kann die Abweichung vom Durchschnitt sehr groß sein. Anleger testen solche Muster immer wieder aus und wenn es nicht funktioniert, ist die Frustration groß.

Wer von solchen Mustern profitieren will, muss sie diszipliniert verfolgen und zwar nicht nur in einem Jahr, sondern über Jahrzehnte. Ein gewisses Risiko besteht auch dann noch. Keiner kann sich sicher sein, dass die Muster ewig Bestand haben werden. Persönlich halte ich momentan sehr viel Cash. Die Frage, ob ich noch verkaufen soll, stellt sich gar nicht. Der hohe Cashanteil hat natürlich einen Grund. Kurzfristig überwiegen weiterhin die Risiken (Iran, Handelsstreit). Erholungen zu nutzen, um Gewinne mitzunehmen, erscheint da durchaus sinnvoll.

Lernen, traden, gewinnen

– bei Deutschlands größtem edukativen Börsenspiel Trading Masters kannst du dein Börsenwissen spielerisch ausbauen, von professionellen Tradern lernen und ganz nebenbei zahlreiche Preise gewinnen. Stelle deine Trading-Fähigkeiten unter Beweis und sichere dir die Chance auf über 400 exklusive Gewinne!

Jetzt kostenlos teilnehmen!

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten