Mutmaßliche Zinsmanipulation: Barclays-Chairman erklärt seinen Rücktritt
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London (BoerseGo.de) – Der Skandal um mutmaßliche Zinsmanipulationen bei mehreren britischen Großbanken hat erste personelle Konsequenzen: Der Verwaltungsratschef der Großbank Barclays, Marcus Agius, hat am Montag seinen Rücktritt erklärt. Er übernehme die Verantwortung für die Affäre um Manipulationen am Interbanken-Zinssatz Libor, gab der Manager bekannt. Am Wochenende hatten bereits die BBC und die Zeitung "Guardian" berichtet, ein Rücktritt Agius' werde erwartet.
Mehrere britische Banken sollen versucht haben, den Liborsatz zu beeinflussen. Dieser legt fest, zu welchem Zinssatz sich Banken untereinander Geld leihen. Er wird auch als Benchmark für den Derivatehandel verwendet. Referenzsätze wie der Libor werden auf Grundlage von Mitteilungen von ausgewählten Geldhäusern an Bankenverbände ermittelt. Die Institute müssen an jedem Handelstag beantworten, zu welchem Zinssatz sie Kredite mit einer bestimmten Laufzeit aufnehmen könnten. Aus den gemeldeten Sätzen wird anschließend der Wert ermittelt. Die britische Finanzaufsicht FSA hatte jüngst entschieden, dass die Verfehlungen bei Barclays in diesem Zusammenhang ernst und großflächig gewesen seien. Barclays versuchte demnach, die Zinssätze zum Vorteil der eigenen Derivatehändler zu manipulieren. Die Aufsichtsbehörde zitierte aus einer E-Mail eines Händlers: „Wir brauchen einen wirklich niedrigen Drei-Monats-Satz, das könnte uns sonst ein Vermögen kosten.“ Derartige Wünsche seien in rund 70 Prozent der Fälle befolgt worden, stellte die FSA in einer Stichprobe aus den Jahren 2006 und 2007 fest.
In der vergangenen Woche wurde bekannt, dass Barclays an die Finanzaufsichtsbehörden in den USA und Großbritannien sowie an das US-Justizministerium eine Strafe in Höhe von 290 Millionen Pfund zu leisten hat.
Die verhängte Rekordstrafe habe dem Ruf des Instituts schwer geschadet, hieß es nun in der Erklärung des Instituts. Barclays kündigte zugleich eine Überprüfung der Geschäftspraktiken an. Vorstandschef Bob Diamond steht nach dem Rücktritt des Chairmans weiter unter Druck. Er muss diese Woche vor dem Finanzausschuss des britischen Unterhauses zu dem Skandal aussagen. Diamond hatte angesichts der Libor-Manipulationen auf seine Gehaltsprämie für das laufende Jahr verzichtet, jedoch die Reaktion von Politik und Öffentlichkeit offensichtlich stark unterschätzt. Eine Nachfolge für Agius steht noch aus.
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