Analyse
08:57 Uhr, 01.08.2025

MUTARES mit Aktiencrash - Die BaFin steht auf der Matte

Nur zehn Monate nach einer aggressiven Shortseller-Attacke sieht sich die Mutares SE & Co. KGaA erneut mit kritischen Fragen zur Bilanzierung konfrontiert:

Erwähnte Instrumente

  • Mutares SE & Co. KGaA - WKN: A2NB65 - ISIN: DE000A2NB650 - Kurs: 30,350 € (XETRA)

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat am 23. Juli 2025 ein Prüfverfahren gegen das Münchner Beteiligungsunternehmen eingeleitet. Anlass sind konkrete Anhaltspunkte für mögliche Verstöße im Jahresabschluss 2023 sowie im zusammengefassten Lagebericht.


Update des Artikels um 9:40 nach Stellungnahme von Mutares:

Mutares begrüßt die von der BaFin eingeleitete Prüfung des Jahresabschlusses 2023 sowie des zugehörigen Lage- und Konzernlageberichts als Beitrag zu einer transparenten und gesetzeskonformen Finanzberichterstattung. Die Prüfung betrifft ausschließlich bestimmte Anhang- und Prognoseangaben, nicht jedoch die testierten Finanzkennzahlen oder den ausgewiesenen Bilanzgewinn.

Zum Bilanzstichtag 31. Dezember 2023 hatten sämtliche Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen eine Laufzeit von unter einem Jahr. Die im Anhang enthaltene Formulierung zur möglichen späteren Vereinnahmung bezog sich auf Unsicherheiten im Restrukturierungsfortschritt einzelner Beteiligungen. Im Jahresabschluss 2024 wurden ergänzende quantitative Angaben retrospektiv und prospektiv aufgenommen, um Informationsinteressen vollständig zu erfüllen.

Bezüglich der Prognoseangaben verweist Mutares darauf, dass die relevanten finanziellen Leistungsindikatoren – darunter Umsatz, EBITDA, Adjusted EBITDA und Jahresüberschuss – vollständig prognostiziert wurden. Aussagen zur Finanzlage seien im Risikobericht enthalten, da diese maßgeblich durch M&A- und Sanierungsaktivitäten geprägt seien und naturgemäß mit Unsicherheiten einhergingen.

Die Gesellschaft ist überzeugt, dass ihre Rechnungslegung ordnungsgemäß erfolgt ist und wird im Rahmen der Prüfung konstruktiv mit der BaFin zusammenarbeiten.


Zahlreiche Fragen an das Unternehmen

Kritisch sieht die BaFin vor allem die Angaben zur Restlaufzeit von Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen. Diese müssen nach Bilanzrecht als langfristig deklariert werden, wenn der Zahlungseingang erst nach mehr als einem Jahr zu erwarten ist. Zudem könnten Prognoseaussagen im Lagebericht unvollständig sein – ein weiterer potenzieller Verstoß gegen gesetzliche Berichtspflichten.

Die Prüfung erfolgt vielleicht auch vor dem Hintergrund einer bereits im September 2024 laut gewordenen fundamentalen Kritik: Damals veröffentlichte Gotham City Research einen äußerst kritischen Bericht über Mutares, der die Aktie um mehr als 25 % einbrechen ließ. Der Shortseller stellte insbesondere die Cashflow-Darstellung und das operative Geschäftsmodell infrage, das auf dem Erwerb und der Sanierung von Krisenunternehmen beruht. Die Analyse war explizit auf Kursverluste ausgelegt – Gotham hielt eine Short-Position.

Mutares reagierte seinerzeit mit einer umfangreichen Gegendarstellung, in der die Vorwürfe als "irreführend" und "interessengeleitet" zurückgewiesen wurden. Alle in dem Bericht genannten Informationen seien bereits öffentlich bekannt gewesen, jedoch durch selektive Darstellung verfälscht worden. Gleichwohl hielt sich die Aktie seitdem unter Druck – der Kurs konnte sich von dem Einbruch bis heute nicht vollständig erholen.

Die BaFin betont in ihrer Mitteilung, dass die Einleitung des Verfahrens keine Vorwegnahme eines Prüfergebnisses darstelle. Die Offenlegung der Prüfung diene allein der Transparenz gemäß § 107 WpHG. Unabhängig vom Ausgang werde das Ergebnis veröffentlicht, wie § 109 WpHG vorsieht.

Abonnenten von stock3 Ultimate wussten als erste Bescheid. Mein Kollege Bastian Galuschka veröffentlichte die BaFin-Meldung bereits um 8:07 bei uns im Ultimate Traders Talk. Shortseller oder Anleger konnten so die Meldung zeitnah für sich nutzen.

Fazit: Mutares, immer wieder Mutares. Die komplexe Bilanzierung, die aggressive Ausweitung der Geschäfte, das Unternehmen ist stets ein beliebtes Ziel. Mutares segelt hart am Wind. Anleger sollten abwarten, ob die Insider wieder zugreifen und den Kursrutsch für Käufe nutzen. Auch die Anleihen sind tendenziell einen Blick wert. Kurzfristig erwarte ich zumindest eine Gegendarstellung vom Unternehmen.

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4 Kommentare

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  • Sascha Gebhard
    Sascha Gebhard Redakteur

    Also ich kann mir nur wiederholen: Mutares segelt hart am Wind, aber für Betrug halte ich das Ganze nicht. Hatte ich damals schon nach der Shortattacke so geschrieben. Von daher ist das tatsächlich wieder eine Chance. Nur für normale Anleger ist das Schauspiel alle paar Monate hier eher nichts. Da muss man schon Nerven mitbringen.

    12:57 Uhr, 01.08.
  • LEW70
    LEW70

    Ergänzend: Prüfung betrifft mE den Einzelabschluss, nicht den Konzernabschluss. Und wenn man sich den Einzelabschluss 2024 anschaut, dann habe ich eine Ahnung, um was es geht. Im Anhang heißt es da nämlich zu den Forderungen ggü verb. Unternehmen: "Die Forderungen gegen verbundene Unternehmen beinhalten wie im Vorjahr keine Forderungenmit einer vertraglichen Restlaufzeit von mehr als einem Jahr. Sie beinhalten in Höhe von rundTEUR 174.000 solche, für die der Vorstand nach aktueller Einschätzung davon ausgeht, dass eineVereinnahmung erst nach Ablauf von zwölf Monaten ab dem Bilanzstichtag erfolgen wird. InKonkretisierung der Vorjahresangabe mit der Kenntnis zum Zeitpunkt der Aufstellung diesesJahresabschlusses 2024 beliefen sich die Forderungen gegen verbundene Unternehmen zum31. Dezember 2023, die nicht bis zum Abschlussstichtag des Folgejahres (31. Dezember 2024)vereinnahmt wurden, auf TEUR 203.185." Strittig dürfte also sein, ob Mutares die Forderungen, deren Vertragslaufzeit <1 Jahr war, von denen der Vorstand aber zum Zeitpunkt der Aufstellung davon ausgehen musste, dass sie erst nach mehr als 1 Jahr beglichen werden, im UV oder aber im AV auszuweisen hatte. Für den Konzernabschluss keine Relevanz, da die Forderungen da gar nicht ausgewiesen werden.

    09:24 Uhr, 01.08.
  • LEW70
    LEW70

    Sorry, aber wie konnten Abonnenten von stock3 die Nachricht um 8:07 Uhr als Short-Seller/Anleger denn nutzen? Lt Screenshot stand die Aktie da schon unter 23 EUR und damit tiefer als jetzt.

    09:04 Uhr, 01.08.
  • tina2020
    tina2020

    Tja, was tun wenn man investiert ist nun noch verkaufen ist zu spät, soll ich einfach abwarten bis sich das beruhigt hat?

    09:02 Uhr, 01.08.