Kommentar
09:22 Uhr, 27.12.2007

Multimania erfasst europäische Nachbarn

Auf welche verschiedenen Themen wurden in den vergangenen Wochen und Monaten nicht schon die derzeit so beliebten Multi-Bonus-Zertifikate begeben. Solar, Banken, Autos, Minen, Technik, Pharma, Lifestyle usw. Die Aufzählung könnte fast beliebig fortgesetzt werden. Kein Wunder eigentlich, dass sich mit Merrill Lynch einer der kreativsten Emittenten in diesem Bereich nun auch unsere europäischen Nachbarn als Ziel ausgesucht hat. So sind gerade erst vier neue Capped Bonus-Zertifikate auf den Weg in die Anlegerdepots gebracht worden. Darunter je ein Produkt auf die Länder Schweiz, England, Frankreich und einen kombinierten Skandinavien-Basket bestehend aus den drei „Schweden“ Ericsson, Electrolux und dem Stahlerzeuger SSAB Svenskt Stal, sowie dem finnischen Anlagenbau- und Bergwerksunternehmen Outokumpu. Das Schweizer Papier ist ihrerseits vertreten mit dem Zeitarbeiter Adecco, der UBS, dem Rückversicherer Swiss Re, sowie der schwedisch-schweizerischen Nobel Biocare Holding, die sich mit innovativen Zahnersatzlösungen beschäftigt. Auf englischer Seite dreht sich alles um British Airways, die InterContinental Hotels Group, sowie die beiden Banken Royal Bank of Scotland (RBS) und Alliance & Leicester, während aus Frankreich Air France-KLM, der Telekommunikations- und Netzwerksausrüster Alcatel Lucent, die größte europäische Unternehmensberatung Cap Gemini, sowie die Société Générale kommen.

Was zunächst nach einer gelungenen Depotdiversifikation aussieht, sollte vom Anleger mit umso mehr Vorsicht und vor jeder möglichen Kaufentscheidung nur nach einem gewissenhaften Einzeltitelresearch in Angriff genommen werden. Denn wie bei vergleichbaren Produkten genügt auch hier bereits ein schlechter Wert um das gesamte Zertifikat tief in die Verlustzone zu führen, da bereits nach einer einmaligen Verletzung des 50-prozentigen Puffers bei allen vier Papieren am Ende nur noch die Entwicklung der jeweils schwächsten Aktie zählt. Auch eine noch so gute Performance der übrigen Werte wäre dann hinfällig. Auf der anderen Seite bieten die Produkte natürlich attraktive Bonusrenditen von jeweils 50 Prozent (England, Frankreich, Skandinavien), sowie 25 Prozent (Schweiz) im Verhältnis zu ihrer nur 18-monatigen Laufzeit. Wegen des Caps ist eine darüber hinausgehende Partizipation allerdings ausgeschlossen.

Der Börse Go Tipp:

Das Multi-Bonus-Segment wird nicht zuletzt durch die vier neuen Länderprodukte immer breiter und chancenreicher. Allerdings kann nicht oft genug vor einer blinden Renditegläubigkeit gewarnt werden. Der Anleger sollte deshalb keinem einzigen der im jeweiligen Zertifikat enthaltenen vier Titel auch nur annähernd eine Kurshalbierung zutrauen und ansonsten die Finger weglassen. Denn das riesige Angebot hält inzwischen für jeden Investor ein geeignetes Papier bereit. Als Diversifikationselement eignet sich dieser Produkttyp sowieso nicht, da von vornherein nicht feststeht, welche Aktie am Ende den Ton vorgibt und es durch das „Worst-of“-Prinzip zu keinem Risikoausgleich wie bei herkömmlichen Basket-Konstruktionen kommen kann.

Capped Bonus Basket-Zertifikate auf SCHWEIZ, England, Frankreich, Skandinavien

Emittent/WKN:

Merrill Lynch / ML0C5N (stellvertretend FR)

Laufzeit:

26.06.2009

Preis: (18.12.2007)

Geld / Brief: 96,71 € / 98,22 €

Autor: Armin Geier, boerse-go.de

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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