Multi-Asset-Strategien: Sichere Anlage in unsicheren Zeiten?
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Lange Zeit als Auslaufmodell verschrien, würden Multi-Asset-Strategien derzeit eine wahre Renaissance erleben, so Desiree Sauer. „Dazu hat sicher beigetragen, dass die Renditen am Rentenmarkt wieder attraktive Niveaus erreicht haben“, erklärt die Investmentstrategin. „Aktien sind damit für Anleger nicht mehr länger die einzige Ertragsoption.“
„Richtige Diversifizierung ist sozusagen kostenlos“
„Der größte Vorteil einer Multi-Asset-Strategie ist tatsächlich die Diversifizierung“, stimmt Werner Krämer zu. Multi-Asset-Strategien würden in der Regel mehr als zwei Assetklassen im Portfolio berücksichtigen und die einzelnen Assetklassen würden zudem regional oder über Risikofaktoren diversifiziert. „Wenn ein Portfoliomanager mehrere Assets oder Assetklassen mischt, die untereinander eine Korrelation deutlich unter 1 haben, sinkt durch die Mischung das Risiko des Investments, ohne dass der Investor Ertrag aufgeben müsse“, erklärt Krämer. „Richtige Diversifizierung ist sozusagen kostenlos.“
Mit einer breiten Streuung über Assetklassen, Regionen, Währungen und Segmente könne der Manager einer Multi-Asset-Strategie so viele Risikoprämien wie möglich vereinnahmen. Gerade in unruhigen Zeiten gelten Multi-Asset-Strategien aus Sicht des Ökonomen deshalb zurecht als besonders sicher.
„Nur klare und einfache Lösungen sind risikoarme Lösungen“
Trotz der Vielfalt an Möglichkeiten sollten sich Multi-Asset-Manager aus Sicht Krämers dennoch auf die Assetklassen konzentrieren, die sie wirklich beherrschen. „Viele Multi-Asset-Manager streuen in zahlreiche Assetklassen außerhalb der eigenen Kernkompetenz“, erklärt der Experte. „Das bedeutet unserer Meinung nach aber nicht unbedingt eine bessere Performance und schon gar nicht weniger Risiko.“ Eine übertriebene Streuung in eine Vielzahl von dem Manager selbst fremden Assetklassen könne nämlich Komplexität und Intransparenz mit unerwünschten Nebeneffekten erzeugen. „Nur wenn der Manager sich auf die Dinge konzentriert, die er oder seine Kollegen beherrschen, kann er die Risiken kontrollieren. Nur klare und einfache Lösungen sind risikoarme Lösungen“, so Krämer.
Korrelationen können sich ändern
Zudem gibt Krämer zu bedenken: „Korrelationen sind ziemlich instabil und können sich abrupt ändern, ja sogar umdrehen.“ Die verschiedenen Rentenmärkte zum Beispiel seien normalerweise hoch positiv miteinander korreliert, weil Treasuries und Bunds häufig die Richtung für alle Märkte vorgeben würden. Dies könne sich aber über Nacht ändern, weil sich gewisse Paradigmenwechsel ereignen (wie eine Zinswende) oder weil es aufgrund idiosynkratischer Events zu „Risk on“/„Risk off“-Umschwüngen komme, die Kapitalflüsse abrupt umkehren würden. „Es genügt für den Manager von Multi-Asset-Produkten daher nicht, die Allokationen in Assets und Assetklassen über historische Korrelationen zu bestimmen“, betont Krämer. „Die Analyse vergangener Zusammenhänge ist wichtig, aber die Entscheider über die Asset Allokation müssen stets versuchen, die statistischen Zusammenhänge ökonomisch und strategisch zu interpretieren und Marktstimmungen und Umschwünge zu eskomptieren.“
Annus Horribilis 2022: Wenn die Diversifikation nicht mehr gegeben ist
Ein besonderes Problem für Multi-Asset-Strategien sei, dass die Vorteile der Diversifikation häufig dann schwinden, wenn man sie am dringendsten brauche. In Finanzmarktkrisen könnten die Korrelationen zwischen praktisch allen Assetklassen gegen eins laufen. „Für solche Fälle kann man im Grunde nur damit vorsorgen, dass man stets gewisse ,risikolose‘ Assets wie die Staatsanleihen ausgewählter Länder im Portfolio hält“, erklärt Krämer. „Aber selbst das ist keine Garantie, wie das Jahr 2022 verdeutlicht hat.“
Dennoch hätten es 2022 ein paar wenige Manager geschafft, entweder ihre Wertverluste stark zu begrenzen oder das Jahr sogar leicht positiv zu schließen. „Dies ist insbesondere jenen Managern gelungen, die über einen großen Durationsspielraum verfügten, der sogar eine negative Duration zuließ“, erklärt Krämer. Dazu gehörten auch die Manager der Lazard Patrimoine-Plattform. „Die negative Durationspositionierung ermöglichte es den Portfoliomanagern, von den starken Zinsanstiegen zu profitieren“, so Krämer.
Aktienähnliche Erträge, bei geringerem Risiko
Anleger könnten mit Multi-Asset-Strategien verschiedene Ziele verfolgen, wobei es häufig darum gehe, aktienähnliche Erträge mit deutlich reduzierter Volatilität zu erwirtschaften. Entsprechend unterschiedlich seien die angebotenen Multi-Asset-Strategien. Sie hätten jedoch gemeinsam, dass sie grundsätzlich risikoarm seien, aber eine Brücke zu risikobehafteten Anlagen suchen würden, bei deutlich geringerem Risiko. „Angesichts weiter steigender Zinsen und einer großen Unsicherheit an den Märkten kann es durchaus sinnvoll sein, über Multi-Asset-Strategien nachzudenken“, resümiert Sauer.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.