Nachricht
09:02 Uhr, 06.08.2012

Monti warnt vor Auflösung Europas

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Rom/ Berlin (BoerseGo.de) - Der Ton in Europa wird rauer. Die Äußerungen des italienischen Ministerpräsidenten Monti zur Euro-Krise stoßen bei deutschen Politikern auf wenig Verständnis. Monti hatte im Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ den europäischen Regierungschefs nahe gelegt, sich ihre Handlungsfreiheit gegenüber den eigenen Parlamenten in der Krise zu bewahren: „Wenn sich Regierungen vollständig durch die Entscheidungen ihrer Parlamente binden ließen, ohne einen eigenen Verhandlungsspielraum zu bewahren, wäre das Auseinanderbrechen Europas wahrscheinlicher als eine engere Integration.

Monti befürchtet eine schleichende Selbstauflösung Europas. „Die Spannungen, die in den letzten Jahren die Euro-Zone begleiten, tragen bereits die Züge einer psychologischen Auflösung Europas“. In Italien spüre er die wachsenden Ressentiments- „gegen die EU, gegen den Euro, gegen die Deutschen und manchmal auch gegen die Kanzlerin selbst“. Wenn der Euro zu einem Faktor des europäischen Auseinanderdriftens werde, dann seien auch die Grundlagen des Projekts Europa zerstört.

Deutsche Politiker kritisieren Montis Aussagen als Angriff gegen die Demokratie. Der FDP-Abgeordnete Schäffler warf dem Italiener vor, seine Probleme auf Kosten des deutschen Steuerzahlers lösen zu wollen und das in Europa-Lyrik zu verpacken. Auch SPD-Fraktionsvize Joachim Poß konnte die Aussagen Montis nicht unkommentiert stehe. Poß sagte der „Rheinischen Post“ (Montag), die Akzeptanz für den Euro und seine Rettung werde durch nationale Parlamente gestärkt und nicht geschwächt. Offensichtlich habe in Italien in den „unsäglichen Berlusconi-Jahren das Parlamentsverständnis gelitten“.

Aus den Reihen der CSU kamen noch deutlichere Töne. „Die Gier nach deutschen Steuergeldern treibt bei Herrn Monti undemokratische Blüten“, sagte Generalsekretär Alexander Dobrindt. „Herr Monti braucht offenbar die klare Ansage, dass wir Deutsche nicht bereit sein werden, zur Finanzierung der italienischen Schulden unsere Demokratie abzuschaffen“. Dass ein gewählter Regierungschef die demokratischen Regeln so abschätzig handhabe, sei ein Alarmzeichen für die politische Kultur in manchen Euroländern. Montis Ansichten dürften sich nicht durchsetzen, sonst haben wir bald italienische Verhältnisse in ganz Europa, so Dobrindt.

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten