Kommentar
10:35 Uhr, 06.12.2005

Monika Müller - Erfinderin, Macherin, Wegbereiterin

Im Interview haben wir diesmal keinen Trader, sondern eine Frau, die Tradern hilft sich selbst zu verbessern. Das Thema lautet Mental-Coaching. Spätestens seit Jürgen Klinsmann der deutschen Nationalelf auf diese Weise auf die Spünge hilft, hat dieser Berufszweig in Deutschland enorm an Popularität gewonnen. Es sind aber nicht nur Sportler oder Spitzenmanager, die mit Hilfe eines Coaches gute Leistungen in Spitzenleistungen umwandeln wollen, auch beim Trading kann ein Coach wichtige Hilfestellung leisten. Monika Müller hat sich auf diese Hilfestellung spezialisiert und was heraus kam, ist sicherlich ein Interview der anderen Art. Um einen Nutzen daraus zu ziehen muss man einen Blick auf sich selbst werfen, dann aber öffnet es die Tür zu höchst interessanten Einsichten.

FRAGE: Können Sie unseren Lesern kurz Ihren Background aufzeigen?

Monika Müller: Meine beruflichen Wurzeln sehe ich in zwei Bereichen.
Da ist das eine Feld, die Psychologie. Es hat mich schon immer interessiert, wie ich erfolgreicher sein kann im Leben - ob nun als Schülerin, als Managerin oder als Geschäftsführerin eines großen Konzerns. Wie kann ich als Mensch Grenzen überwinden und Blockaden auflösen? Welche Mittel kann ich dafür einsetzen und welche Wirkungen erziele ich damit? Das sind die Fragen, die mich bewegen und für deren Lösung ich arbeite.
Der andere Bereich stellt mein persönliches Faible dar: Die Welt der Finanzen fasziniert mich mein Leben lang. Schon als Kind hatte ich Freude daran, mein Geld zu vermehren, und zeigte Erfindergeist, wie ich an das nötige Kleingeld für meine großen Wünsche kommen konnte. Diese Neugier habe ich auch in das neue Berufsfeld und meine Firma FCM Finanz Coaching eingebracht.

FRAGE: Wie sind Sie dann auf das Thema Trading gekommen?

Müller: Der Börsen-Hype in den ausgehenden neunziger Jahren verhalf mir zu interessanten Einblicken in Bank und Börse. Besonders durch die Aussage „Börse ist Psychologie“, sah ich meine Chance darin, Menschen aus den Berufsfeldern Banking und Trading zu coachen: Wie kann ich als Trader meinen Verstand, mein Gefühl und meine Intuition in das Geschäft einfließen lassen? Wie kann ich all die theoretischen Ratschläge, die in den zahlreichen Tradingbüchern stehen, erfolgreich in die Praxis umsetzen?
Mein Ziel: Dass meine Kunden ihren Erfolg steigern, und zwar mit der optimalen mentalen Grundhaltung und bei bester Laune! Jetzt werden einige meiner Kunden schmunzeln - Ja, an Sie habe ich gedacht! Viel zu oft wird auf den Computer eingeschimpft, weil mal wieder ein Verlust ins Haus steht. Hochleistung lässt sich auf Dauer nur in guter Stimmung erbringen.

FRAGE: Haben Sie selbst getradet und welche Erkenntnisse haben Sie dabei gewonnen?

Müller: Meine Erfahrungen habe ich im längerfristigen Positionstrading gesammelt. Anfangs stellte ich fest, dass ich beim Einstieg in eine Position zögerlich wurde, anstatt rechtzeitig zu reagieren.
Das hat mir keine Ruhe gelassen und ich habe mir sogleich einen Tradingcoach gesucht. Damals gab es in Deutschland noch kein entsprechendes Angebot und im Internet bin ich auf eine Kollegin in New York gestoßen. Das wöchentliche Telefon-Coaching brachte mich auf Trab: Mit ihrer Hilfe entwickelte ich mein ganz persönliches Konzept: „Action“. Damit bin ich in jeder Situation gerüstet und selbst im Trubel des Alltags in der Lage, mir selbst den „Kick“ zu geben, um Anlageentscheidungen zu treffen.

FRAGE: Sie haben bei uns das Belbin-Modell vorgestellt und einige unserer Interview-Partner danach eingestuft. Wie sieht Ihr eigenes Belbin-Profil aus?

Müller: Zunächst möchte ich für die Leser, die das Modell noch nicht kennen, ein paar Worte über das Konzept sagen (siehe auch TRADERS´ 4/2004). Belbin beschreibt unsere aufgabenbezogenen Rollen in Team-Arbeitsprozessen. Ob im Büro oder im Verein - jeder von uns bringt immer ein spezielles, auf die Aufgabe bezogenes Rollenverhalten in eine Gruppe ein. Da gibt es zum Beispiel den Beobachter, den Spezialisten oder den Perfektionisten. Das Schöne an dieser Thematik ist, dass man das Rollenverhalten ganz einfach beobachten kann. Das Schwierige ist, dass wir unsere Vorliebe für bestimmte Rollen nicht einfach ändern können. Da alle Rollen einen wichtigen Beitrag zum Erfolg bringen, braucht ein Team Vielfalt, um wirklich gute Arbeit zu leisten.
Auch für Menschen, die vorwiegend einzeln arbeiten, ist das Modell spannend. Wer kennt nicht sein „inneres Team“? Damit meine ich, dass jeder, der viel alleine arbeitet, auf das Gespräch mit sich selbst angewiesen ist. Hier gelten ähnliche Regeln für Erfolg und Misserfolg. Nur wenn ich meine Stärken und Schwächen kenne, kann ich gezielt Maßnahmen ergreifen, die meinen Erfolg ausmachen.
In meiner Person habe ich nun folgende Rollentypen entdeckt: Den Wegbereiter/Weichensteller, den Neuerer/Erfinder und den Umsetzer, den Macher. Welche dieser Rollen ich wann übernehme, hängt auch von der Zusammensetzung der Gruppe ab, in der ich gerade arbeite. Grundsätzlich bin ich als Wegbereiter/Weichensteller offen für neue Konzepte und immer bereit, neue Kontakte zu knüpfen. Als Neuerer/Erfinder fange ich an, hellhörig zu werden, sobald sich ein angeblich unlösbares Problem ankündigt. Ohne mein Profil des Umsetzers, aber auch des Machers, könnte ich als Unternehmerin und Führungskraft nicht überleben! Nur so kann ich klare Entscheidungen treffen und kann, wenn es denn sein muss, auch mal mit mir und anderen „hart am Wind segeln“. Das ist auch ein Joker in der Arbeit speziell mit rein männlichen Teams, in denen auch mal scharf geschossen wird.

FRAGE: Dann arbeiten Sie als Mentalcoach quasi in einer optimalen Übereinstimmung mit Ihrem Belbin-Profil. Ist eine solche Übereinstimmung generell notwendig, um in einem Beruf erfolgreich zu sein, oder gibt es auch Menschen, die einen Beruf gewählt haben, dessen Mentalprofil nicht zu ihrer Tätigkeit passt, sie aber dennoch erfolgreich sind.

Müller: Ja, das stimmt. Meine Rolle als Neuerer/Erfinder ist für mich als Coach sehr wichtig. Ich muss auf meine Intuition hören und kraftvolle Fragen finden, die in meinen Klienten etwas bewegen sollen. Ihn also wach machen, um Grenzen und Blockaden zu überwinden und neue Wege zu gehen.
Stimmt das individuelle Belbin-Profil nicht mit den Anforderungen überein, kann Erfolg sehr anstrengend werden. Und um auf Dauer Hochleistung zu bringen, also zum Top-Quartil zu gehören, ist es notwendig, eine Harmonie zwischen Profil und den Anforderungen im Job zu schaffen.
Zum Beispiel kann ein Trader mit dem Rollenprofil „Teamplayer“ und „Perfektionist“ nur schwer Entscheidungen treffen. Jedoch ist gerade diese „Kunst“ des Entscheidungen-Treffens für die Arbeit des Traders beinahe existenziell!
Nehmen wir mal ein Beispiel aus anderen Arbeitsbereichen: ein Geschichtslehrer ist fachlich unschlagbar, weil er als „Spezialist“ am liebsten alleine in seinen Büchern wälzt. Es fehlen ihm jedoch Fähigkeiten im kommunikativen Bereich, die eher mit den Rollen „Teamplayer“ oder „Koordinator“ einhergehen. In diesem Fall passt sein Rollenprofil einfach nicht zu seiner Aufgabe, lebhaften Kindern Wissen zu vermitteln. Er und die Kinder werden es schwer haben, und der Erfolg ist mittelmäßig. Deshalb kommt es bei der Berufswahl und der Einstellung auf Talent und Persönlichkeit an. Fachkenntnisse kann man sich jederzeit noch aneignen.

FRAGE: Interessant, in vielen Banken findet die Personalauswahl beim Trading immer noch nach traditionellen Verfahren und Bewertungsrichtlinien statt (z.B. Renommee der UNI, Studienschwerpunkte, Teamfähigkeit, Zeugnisse, Praktika usw.). Macht es Ihrer Meinung nach Sinn, so vorzugehen und beispielsweise Teamfähigkeit als Auswahlkriterium für Top-Trader heranzuziehen?

Müller: Lassen Sie uns das mal nacheinander anschauen. Zuerst die Frage nach der Personalauswahl. Erfolgreiche Personalauswahl findet dort statt, wo ein Unternehmen klare Vorstellungen über seine Strategie, seine Ziele und Werte hat. Daraus lassen sich systematisch Anforderungsprofile an die zukünftigen Mitarbeiter ableiten. Und dann kann im Nachhinein auch nachvollzogen werden, warum eine Auswahl schlecht oder gut war.
Wissenschaftlich gut belegt ist, dass Mitarbeiter selten an harten Fachkenntnissen, sondern an „Soft-Themen“ wie ungeeigneter Persönlichkeit und schlechtem Umgang mit Stress scheitern. Dazu kommt noch, dass ein Top Trader, der bisher in Haus X erfolgreich war, in einem anderen Haus mit anderer Kultur und anderen Werten, neuen Regeln und einem anderen Bezahlungssystem nicht unbedingt gleich gut performen wird. Diese Erkenntnisse sind in der Organisations- und Personalpsychologie ein alter Hut, werden aber allzu oft gerade im Finanzbereich übersehen. Denn Zeugnisse, Studienschwerpunkte und Praktika sagen dazu gar nichts aus.
Eine stimmige Arbeitskultur verlangt eine stimmige Personalauswahl und Teamzusammensetzung. Die traditionellen Verfahren mit ihren Bewertungsrichtlinien à la Uni-Renommee sagen meiner Ansicht nach nicht genug über zukünftigen Erfolg und Misserfolg des Bewerbers in der jeweiligen Firma aus. Sie vermitteln eine „Scheinsicherheit“, die nur den Rekrutierenden hilft, Fehlgriffe besser zu argumentieren. So werden Bewerber, die angeblich von der „falschen“ Uni kommen, aussortiert, obwohl sie vielleicht hervorragend zum Profil des Unternehmens passen würden! Zu oft wird leider vergessen, dass Person und Firmenkultur zueinander passen müssen.
Nun zur „Teamfähigkeit“. Ein Satz, den ich bei meinen Kunden oft verwende ist: „Möchten Sie Teamfähigkeit - oder fähige Teams?“ - Ein Hochleistungsteam kann nie nur aus „Teamplayern“ im Belbinschen Sinne bestehen. Teams brauchen Vielfalt, Ecken und Kanten, an denen sich die Leute reiben, um zu den besten Lösungen zukommen. Ohne klare Regeln und eine exzellente Kommunikationskultur geht das allerdings nie gut.
Im Investmentbereich gibt es meiner Wahrnehmung nach bisher nur wenige Firmen, die eine echte Team-Kultur entwickelt haben. Dafür gibt es wie überall seit ein paar Jahren das Modethema „Team“, das sich oft unreflektiert auf die Fahnen geschrieben wird. Schade eigentlich, denn Teams können das Risiko für das Unternehmen und die Kunden reduzieren. Ein Unternehmen, das auf Teamleistung im Investmentbanking setzt und diese wirklich kultiviert, wird weniger abhängig von einzelnen Star-Tradern oder Top-Portfoliomanagern sein. Doch das Entwickeln einer erfolgreichen Top-Team-Kultur ist eine große Herausforderung, und nur Firmen, die das erreicht haben, können bei ihrer Personalauswahl auch darauf setzen. Dann macht es Sinn, Top-Trader als Ergänzung für ein Topteam auszuwählen. Die Frage der Passung in das jeweilige Team, lässt sich dann sehr gut mit Assessments wie dem Belbin- oder Hogan Assessment erreichen. Heutzutage braucht bei der Personalauswahl keiner mehr über den Daumen zu peilen. Jetzt bleibt noch die spannende Frage: Ist auch das Unternehmen „Teamfähig“? Das erkennt man zum Beispiel an der Frage nach der Bezahlung. Zu einer echten Teamkultur gehört selbstverständlich ein teamorientiertes Bezahlungssystem.

FRAGE: In London gibt es die Firma „McFutures“, die großen Erfolg damit hat, dass sie anhand eines Fragenkataloges potenzielle Händlertalente herausfiltert, diese dann für ein paar Wochen ausbildet und sie anschließend für sich traden lässt. Kennen Sie solche Fragebögen und glauben Sie, dass diese Methode ausreichend ist? Oder gehört da noch mehr zu, um die richtigen Talente zu finden.

Müller: Erst einmal ist ja der Erfolg, den McFutures zu haben scheint, ausschlaggebend. Die Fragebögen kenne ich nicht, aber wie schon gesagt, gibt es verschiedene Fragebogen-Assessments, und ich halte es für sinnvoll und effektiv, damit zu arbeiten.

FRAGE: Muss man zum erfolgreichen Trading überhaupt irgendein „mentales Talent“ mitbringen oder lassen sich bestimmte Grundmuster nicht auch antrainieren?

Müller: Na ja, diese Frage hat sich die Psychologie in den sechziger Jahren so gestellt: Kommen Kinder wie ein weißes Blatt auf die Welt? Kann man eigentlich alles lernen? Der heutige Stand der Forschung sagt folgendes: 50 Prozent angeboren, 30 Prozent bis etwa zum 18. Lebensjahr und der Rest ist gestaltbar. Es lässt sich vieles antrainieren, aber nicht alles. Natürlich kann ein Trader, der nur ein halbwegs stimmiges mentales Talent mitbringt, sich im Laufe der Jahre im Markt profilieren. Dabei spielt natürlich auch Erfahrung eine wichtige Rolle, das kontinuierliche Lernen, mit seinen Gedanken, Gefühlen und der Intuition bewusst umzugehen.
Doch besser ist, sich mit seinen mentalen Talenten „seinen“ Platz in der Berufswelt zu suchen, und eine Tätigkeit auszuüben die einfach passt. Denn meist werden gute Leistungen dann erzielt, wenn man mit Leidenschaft und Spaß, sprich mit Motivation an der Arbeit ist.

FRAGE: Können Sie unseren Lesern die typischen Verhaltensmuster, die Top-Trader auszeichnen, erläutern?

Müller: Informationen auswerten und Entscheidungen treffen sind das tägliche Brot der Trader. Wirkliches Können zeigt sich erstens darin, dass man trotz des ständigen Auf und Ab, trotz des nerven zerrenden Wechselspiels zwischen Gewinn und Verlust, immer wieder zu sich kommt. Dass man sich nach den aufflammenden Emotionen, die mit einem Verlust einhergehen, rasch wieder dem „Normal-Null“ der Emotionen nähert. Nur so kann eine neutrale Ausgangsbasis gefunden werden, quasi eine Komfort-Zone, um erneut frei in die Trades einzusteigen.
Auch müssen sich Trader in wechselnden Bewusstseins-Zuständen bewegen können. Das Rubicon-Modell (ein psychologisches Entscheidungs- und Handlungsmodell) beschreibt zum Beispiel: Zuerst öffnet sich der Trader. Er schaut sich um, hört sich um, lässt alle Informationen herein, die für seinen Handel wichtig sind. Dann kommt die Phase der Entscheidung: Der Trader macht sprichwörtlich die „Klappe zu“, er konzentriert sich auf den Handel und blendet neue Informationen weitgehend aus. Nur so kann er ungestört Entscheidungen treffen und im richtigen Moment „zuschlagen“.
Top-Trader sind meiner Beobachtung nach hoch reflektiert. Sie nehmen genau wahr, was sie denken und tun, oder sie sind neugierig ihre Muster kennen zu lernen. Anfänger sind fast ausschließlich mit dem Markt und dem Geschehen um sie herum beschäftigt. Oft verhelfen einschneidende Ereignisse Tradern dazu, mehr zu analysieren was sie genau tun, um sich besser auf zukünftige Situationen einzustellen.
Ein Mythos ist allerdings der emotionslose Trader. Ohne Emotionen, das wissen wir heute sehr genau, kann der Mensch gar keine Entscheidung treffen. Vielmehr unterscheiden sich Menschen in der Art wie sie Emotionen empfinden und noch mehr darin, wie sie sie ausdrücken. Emotionen und Intuition sind Ausdruck unseres Unterbewusstseins. Ohne es wahrzunehmen sind im Gehirn Millionen von wertvollen Informationen gespeichert und die werden hauptsächlich über diese beiden Kanäle abgerufen. Wichtig ist ein gutes Navigationssystem, der Mix aus Gefühlen, Intuition und Verstand. Dann gelingt es hohe Anspannung und intensive Gefühle in Energie und Antriebskraft umzuwandeln. Das bringt die nötige Dynamik ins Spiel, die jeder Trader braucht.

FRAGE: Müssen alle Trader, also diskretionär, semi-systematisch oder voll computerisiert handelnde Trader, diese grundlegenden mentalen Fähigkeiten besitzen, oder gibt es da Unterschiede?

Müller: Das ist vielleicht wie bei Sprintern und Marathonläufern. Grundlegende mentale Herausforderungen gibt es für jeden Spitzensportler, in der speziellen Situation aber kommen noch ganz spezielle Tricks und Kniffe dazu. So auch beim Handeln: Diskretionäres Handeln bedeutet unglaublich viele Entscheidungen zu treffen innerhalb kürzester Zeit. Nicht nur die Entscheidung für Ein- und Ausstieg sind es, die getroffen werden wollen, sondern auch: Wann mache ich eine Pause, wann entscheide ich mich für einen psychischen Stopp, wie verkrafte ich den Streit mit meiner Frau, der auf mein Trading einwirken könnte… Das bedeutet, dass ich immer wieder die Chance für Lernen und Veränderung bekomme. Aber auch den Stress, der von den vielen aktiven Handlungen sowie dem Commitment zu den einzelnen Trades herrührt. Computerisiertes Handeln bedeutet: Alle paar Monate entscheiden: Bleibe ich in dem System, für das ich mich entschieden habe treu? Halte ich die notwendigen Drawdowns aus? Kann ich loslassen, habe ich das Vertrauen in mich, das Team, das System und die IT?

FRAGE: Uns ist aufgefallen, dass relativ viele intuitiv bzw. diskretionär handelnde Top-Trader im zweiten Quartal eines Jahres geboren wurden. Sind Ihnen solche oder ähnliche astrologische Aspekte auch schon aufgefallen oder war das eher Zufall?

Müller: Das ist interessant, aber neu für mich - spräche glatt für eine Karriere als intuitive Top-Traderin (lacht).

FRAGE: Kann dann im Prinzip jeder erfolgreich Traden?

Müller: Nein - ganz klar. Talent, Ausbildung und viel Ausdauer und Übung machen den Meister. Und im Trading gibt es keinen Schonraum für Anfänger. Das ist der Unterschied zu vielen anderen Berufen. Und hat zur Folge, dass viele schon am Anfang raus gekickt werden, leider mit hohen finanziellen Verlusten. Um auf Dauer erfolgreich zu sein, muss eine hohe Motivation zum Traden vorhanden sein, die naturgemäß nicht jedem gegeben ist. Vor allem Hobby-Trader, die „nebenbei“ ein bißchen Spaß haben möchten, haben es da schwer. Oft nämlich sind Selbstüberschätzung und mangelnde Ausdauer Grund für Verluste gerade bei den Tradern, die in ihrer Freizeit an der Börse spekulieren.

FRAGE: Welche psychologischen Barrieren stehen den „Börsenverlierern“ im Weg?

Müller: Hauptsächlich sind es die Selbstüberschätzung, fehlendes Stressmanagement und mangelnde oder falsche Motivation.

FRAGE: Woher kommen Ihrer Meinung nach diese Hindernisse?

Müller: Der permanente Umgang mit Verlusten ist für uns Menschen unnatürlich. Unser ganzes System stellt sich dagegen. Besonders dann, wenn wir den Verlust mit einem Fehler gleichsetzen, entsteht Stress. Habe ich dann kein ausreichendes Stressmanagement gelernt, bin ich heillos verloren. Wenn man Anfänger in Sachen Trading ist, ist es so, als würde man aus der gewohnten Umgebung des Swimming-Pools hinaus ins offene Meer geworfen. Der Markt sprengt jede Regel des bisher gewohnten Umgangs mit Geld. Und dann wird man plötzlich auch noch an das Steuer eines Ferraris gesetzt - mein Unterbewusstsein entwickelt Kräfte und Ängste, die mir bisher völlig fremd waren. Die Frage, die sich nun stellt, ist: bin ich als Trader überhaupt in der Lage, dieses mächtige Fahrzeug zu lenken?
In Institutionen gibt es noch immer keine systematische Ausbildung für Trader und Portfoliomanager in Sachen Mentales. Die vorhandene Unsicherheit wird oft kaschiert. Oft sprechen nur junge Leute aus, was andere gar nicht mehr hinterfragen: Ich muss mir bei der Entscheidung sicher sein, wenn ich in den Markt gehe. Doch woher soll ich diese Sicherheit nehmen inmitten eines Geschehens, das von Entscheidungen mit unsicherem Ausgang geprägt ist? Die mittelmäßigen bis schlechten Potfoliomanager wiegen sich in einer Scheinsicherheit, und das funktioniert. Solange der Kunde nicht aufmuckt, werden auch heute noch Fonds verkauft, deren Performance von jedem Zertifikat geschlagen wird.
Ich muss in dem ungeheuren Kraftfeld, wo tausend unkontrollierbare Dinge passieren können, bestehen können. Das will gelernt sein.

FRAGE: Bevor Sie unseren Lesern erklären, wie man diese Barrieren überwinden kann, möchten wir Sie bitten, hier kurz den Unterschied zwischen Börsenpsychologie á la Kostolany & Co, Behavorial Finance und dem Mentalcoaching für Trader, wie Sie es verstehen, zu skizzieren?

Müller: Kostolanys „Börsenweisheiten“ vergleiche ich gerne mit den altbekannten Bauernregeln. Sie dienen der Orientierung und Anregung, manchmal auch der Mahnung. Sie sind stimmig und gut, aber sie treffen nun mal nicht immer zu. Als Akteur am Börsenmarkt muss ich mich entscheiden: Kann ich mich auf diese traditionellen Tipps von allgemeinem Charakter verlassen, oder muss ich meine eigenen Wege gehen? Wenn ja, wie sehen diese aus?
Behavioral Finance beschäftigt sich mit dem tatsächlichen Geschehen an der Börse, und erforscht das Verhalten der Menschen bei ökonomischen Entscheidungen. In meinen Augen ist Behavioral Finance die „Agrarwissenschaft“ der Kapitalanlage. Sie liefert im Gegensatz zu den erwähnten „Bauernregeln“ die wissenschaftliche Grundlage für Entscheidungen am Aktienmarkt. Mit Hilfe von Experimenten sowie der Befragung von Marktteilnehmern versucht man der Frage nachzugehen: Warum und wie bewegt sich der Markt außerhalb der modernen Kapitalmarkttheorie? Wie spielt menschliches Verhalten in diese Bewegungen mit ein?
Dieses Wissen aus der Behavioral Finance bildet neben der Gehirnforschung und der Allgemeinen Psychologie die Grundlage für meinen Ansatz des Mentalcoaching. Hierbei wird den persönlichen Einstellungen des Traders nachgegangen. Wie denkt er? Welche Fehler macht er? In welche Fallen tritt er bevorzugt? Wo lässt er sich von seinem Wahrnehmungssystem täuschen? Behavioral Finance betrachtet den Trader im Vergleich zum Mentalcoaching erstmal nur nach dem äußeren Verhalten. Doch dahinter verborgen ist seine persönliche Einstellung, die letztlich das Verhalten steuert! Dieses Zusammenspiel kann man sich wie bei einem Motorboot vorstellen: Der Bug des Bootes verbildlicht unser offensichtliches Verhalten. Er strebt scheinbar zielsicher in eine bestimmte Richtung. Doch die eigentliche Kraft, die dahinter steckt, ist der „Motor“ im Heck: Diesen können wir uns als die individuelle Einstellung vorstellen.
Und an dieser Stelle greift das Mentalcoaching ein. So sehr ich mein Verhalten auch zu ändern versuche, am Ende ist es meine innere Einstellung; es sind meine Gedanken und Gefühle, die mein Verhalten am Markt steuern. Beim Mentalcoaching begeben wir uns auf eine Entdeckungsreise durch die ganz persönliche Welt der Einstellungen. Durch kraftvolle Fragen und Impulse von außen wird das eigene Wahrnehmungssystem in Bewegung gebracht. Der Coachee entdeckt Neues über sich, erweitert so seinen Denk- und Handlungsspielraum. Das sind die berühmten Aha-Erlebnisse, auf diese Weise kann Veränderung schnell und dauerhaft eingeleitet werden.

FRAGE: Was machen Sie als Mentalcoach genau? Wie gehen Sie vor? Muss man sich bei Ihnen auf die berühmte Couch legen?

Müller: Zu Beginn der Arbeit analysiere ich gemeinsam mit dem Kunden anhand dreier grober Fragestellungen die Ausgangssituation des Traders. Das sind der Business- oder Karriereplan, der Tradingplan und der Tagesplan. Der Businessplan beschreibt die allgemeinen Zusammenhänge des Geschäfts. Wie viel Geld steht zur Verfügung, wie ist das Jahresziel gesteckt, wo möchte ich als Trader in der Zukunft stehen. Was sind die Konsequenzen bei positiver und negativer Geschäftsentwicklung.
Anschließend gehe ich auf den Tradingplan des Kunden ein. Welche Regeln hat er für sein Trading aufgestellt. Welche Indikatoren zum Einstieg in den Markt hat er gewählt und wie nimmt er die Bewertung dieser Indikatoren vor? Welche Regeln gelten in Krisensituationen?
Im dritten Schritt beschäftigen wir uns mit dem Tagesgeschäft. Wir schauen uns an, wie der Trader seine großen Ziele Tag für Tag und Stunde für Stunde umsetzt. Wir filtern heraus, wo seine Stärken liegen, und wie er diese optimal einsetzen kann. Wir spüren Störungen in der Wahrnehmung auf und schlagen Brücken zu den „blinden Flecken“ in seinem Trading-Verhalten.
Zentral ist der Blick auf die Stimmigkeit aller Bereiche zueinander. Ein Tagesplan ohne Pausen ist wie ein Tradingplan ohne klare Ausstiegsregeln. Der Businessplan ist wie der Leuchtturm auf hoher See, gibt Richtung und warnt vor Gefahren. Deshalb muss er dem Trader immer klar vor Augen sein.
Anhand dieser Analyse wird ein individuelles Coaching-Design entwickelt. Die Ziele des Coachings werden definiert. Der Kunde kann sich entweder für ein Inhouse-Life-Coaching, für ein Face-to-Face-Coaching in meinem Büro oder ein Coaching am Telefon entscheiden. Die Grundlage für die Vorbereitung eines Telefoncoachings zum Beispiel bildet der Inhalt einer E-Mail, die ich im Vorfeld des Gesprächs vom Kunden erhalte. Je nach Vereinbarung schildert dieser die Ergebnisse der Hausaufgabe, sowie seine Erwartungen, Wünsche und Ziele für das Telefoncoaching. So kann ich mich optimal in den Kunden „hinein denken“ und bin bereits vor dem eigentlichen Gespräch am Punkt. Hat das Gespräch begonnen, ergibt sich innerhalb kürzester Zeit die Thematik, und der Coaching-Prozess beginnt. Kernprozess eines Coachings ist es, den inneren Dialog des Kunden schnell und effizient voran zu bringen. Das eigene Denken ist gefragt. Tipps und Ideen des Coachs sind nur die zweitbeste Lösung.
Die Entscheidung über Länge und Dauer des Coachings wird durch die Zielsetzung des Kunden bestimmt. Für einen kleineren Anstoß reichen oft eine bis zwei Sitzungen. Die gemeinsame Entwicklung einer Richtungsstrategie verlangt eine längere, intensivere Zusammenarbeit. Bei institutionellen Kunden spielen neben den Bedürfnissen der einzelnen Händler auch die Werte und Ziele des Unternehmens bei der Vereinbarung des Vorgehens eine wichtige Rolle. Geht es um die Arbeit in einem Team, setzt sich dies meist aus mehreren Einzelcoachings sowie Teamcoachings zusammen.
Auf die Couch legen kann sich jeder, der möchte! Über 80 Prozent meiner Coachings finden am Telefon statt. Die Hauptsache ist, dass man das Coaching in einer optimalen inneren Aufnahmehaltung erlebt.

FRAGE: Neben dem individuellen Coaching, gibt es auch standardisierte Verfahren mit denen Sie arbeiten?

Müller: Standardisierte Verfahren sind zeitökonomisch und entlastend. Heute arbeiten wir mit Online-Assessments. Kunden bekommen eine Pinnummer und füllen die Fragebogen selbständig im Browser aus. Wir bekommen einen ausführlichen objektiven Bericht in die Hand. Diese dritte Perspektive bauen wir dann wirkungsvoll in das Coaching mit ein. Ich benutze zwei Verfahren: Das Hogan Personality Assessment-Verfahren und das Belbin-Rollenmodell. Für beide Verfahren habe ich eine Zertifizierung erworben.

FRAGE: Auf welchem Gebiet des Mentaltrainings besteht die meiste Nachfrage? Womit haben Menschen, die zu Ihnen kommen, die meisten Probleme beim Trading?

Müller: Erst mal ganz einfach gesprochen gibt es zwei grundsätzliche Fragen, die häufig auftauchen: „wie komme ich besser in den Markt, ich traue mich zu selten“ und: „wie komme ich diszipliniert aus dem Markt heraus?“. Eine weitere Beobachtung ist, dass die meisten Probleme beim Umgang mit Stress entstehen. Die Arbeitsbelastung eines Traders ist bekanntermaßen nicht gering. Außerdem muss er mit Emotionen umgehen, die man aus dem normalen Leben gar nicht kennt. Gerade Private-Daytrader werden mit Ängsten konfrontiert, mit denen sie bisher nicht umzugehen gelernt haben. Sie haben eben auch nicht das Sicherheitsnetz im Hintergrund, das eine große Inverstmentbank darstellt. So fehlt ihnen diese Abfederung von Stress. Im institutionellen Bereich sind es Eigenhandelsabteilungen oder Portfoliomanager, die erkannt haben, dass der entscheidende Unterschied zum Mittelmaß durch den Faktor Mensch und nicht durch den Computer erreicht wird. Die Probleme unterscheiden sich nur graduell, die Themen sind die gleichen.

FRAGE: Was bewegt Menschen neben dem offiziellen Grund „Geld verdienen“ hauptsächlich dazu, sich an der Börse zu engagieren?

Müller: Bei Daytradern sind es Spannung, Abenteuer und auch sich beweisen zu können. Das interessante am Trading ist ja, dass man ein direktes klares Feedback zu seiner Leistung bekommt. Ähnlich wie im Sport.

FRAGE: Was frustriert sie dann am meisten?

Müller: Genau das Gegenteil der erhofften Spannung: Das Gefühl der Langeweile. Pausen sind für Daytrader gefährliche Zeitzonen. Jeder Trader kennt das Problem: aktiv sein wollen, wenn es eigentlich nichts zu holen gibt. Und natürlich die Erfahrung, Verluste zu machen. Und es frustriert, dass das Lernen sehr langsam vorangeht.

FRAGE: Das Thema Mentaltraining wird in Deutschland noch immer recht stiefmütterlich behandelt. In manch einer Bank betrachtet man es als Vorstufe zur „Klapsmühle“. Wie gehen Sie und Ihre Kunden damit um?

Müller: Meine Kunden haben sich fast alle schon mit der theoretischen Seite der „Behavioral Finance“ beschäftigt. Sie haben erkannt, dass auch sie diesen Phänomenen unterliegen. Ich erlebe häufig, dass ein Kunde, ob nun Portfoliomanager einer Fondsgesellschaft oder Betreuer von institutionellen Kunden, als Anstoß einen Zeitschriftenartikel über das Thema gelesen hat. Er atmet auf und sagt: „Genauso ergeht es mir!“ - Oder: „Darauf haben wir schon lange gewartet!“ Diese Kunden sind sehr offen für das Thema und hauptsächlich am Fortschritt ihrer Arbeit interessiert.
Glücklicherweise haben Wegbereiter wie Klinsmann, Klopp und Co. den Nutzen von psychologischen Kompetenzen für ihren Erfolg erkannt. Sie setzen sie zur Unterstützung ihrer Mannschaften, wie ich finde, sehr erfolgreich ein. Ich sehe Menschen wie diese als Wegbereiter für eine weitere Entwicklung, schon jetzt begeistern sich mehr und mehr Entscheider für den Erfolgskatalysator Psychologie.
Denn die mentale Stärke sitzt nun mal in der Psyche, nicht im „Unterbau“! Vor jedem körperlichen Einsatz steht die innere Entscheidung, diese oder jene Handlung zu vollziehen, und die innere Klarheit entscheidet über Erfolg und Misserfolg.

FRAGE: Was passiert beim einem individuellen Coaching?

Müller: Die Vorgehensweise bei einem Coaching habe ich bereits beschrieben. Das Ziel und gleichzeitig der Kernaspekt eines individuellen Coachings ist klar definiert: Der Trader muss aus dem jeweiligen Trade heraus wieder zu einem relativ neutralen Ausgangspunkt finden. Mit „frischem Gedankengut“ muss er wieder zu einem „Normal-Null“ gelangen, zu seinem inneren Gleichgewicht. Nur so kann er beim nächsten Trade optimal performen.
Der Großteil der Coaching-Arbeit liegt darin, vorhandene Ressourcen zu aktivieren und diese optimal in der jeweiligen Situation einzusetzen. Als Coach gehe ich von einem innerlich ganzen Menschen aus und beabsichtige nicht, individuelle Eigenschaften und Charaktere zu „(ver-)biegen“, wie oft irrtümlich vermutet wird. Die Grundidee lautet schlicht: Der Mensch ist fähig - mit all seinen individuellen Eigenschaften. Positive und negative Aspekte werden lediglich in die richtige Form gebracht.

FRAGE: Was kann jemand, der zu Ihnen kommen möchte, im Vorfeld tun, um auf ein Gespräch besser vorbereitet zu sein?

Müller: Im Grunde braucht er gar nichts zu tun. Der Coachee sollte motiviert und neugierig sein. Beim ersten Coaching ist es, hilfreich wenn die Chemie stimmt. Erfahrene Coachees suchen sich auch mal einen Coach, den sie auf den ersten Blick nicht mögen. Das kann ein Mensch sein, der so ist, wie ich auch gerne sein möchte, oder der etwas verkörpert was mir noch fehlt. Und das alles ohne, dass es mir zu Anfang bewusst ist. Besonders dann eröffnen sich oft spannende Lernerlebnisse und neue Perspektiven.

FRAGE: Was lässt sich gegen die typischen Ängste tun wie zum ...

Müller: ... Beispiel:
„Angst bei einer Bewegung nicht dabei zu sein“,
„Angst Gewinne wieder abzugeben“,
„Angst vor dem Verlust“?
Lassen Sie mich zunächst einmal auf das Phänomen der Angst selbst eingehen. Es ist immer wichtig zu differenzieren, ob die Angst nun Sinn macht oder irrational ist. Nehmen wir mal zum Beispiel einen Unternehmer, der neben seinem aufreibenden Tagesgeschäft auf Biegen und Brechen auch noch ins Trading einsteigen möchte. Er sitzt vorm Bildschirm und denkt neben dem Trading immer wieder: „hoffentlich läuft im Geschäft alles glatt während ich hier sitze“. Seine Ängste werden sich als sinnvolles natürliches Warnsystem entpuppen. Ein Daytrader jedoch, der grundsätzlich mit guten Zahlen vom Markt geht, aber trotzdem bei drohenden Minimal-Verlusten das große Flattern bekommt, sollte die Ursache dieser überproportionierten Ängste erforschen. Diese irrationalen Ängste haben nichts mit der konkreten Situation zu tun, sondern liegen an anderer Stelle verwurzelt. Und das spüren wir im Coaching dann auf.

FRAGE: Können Sie unseren Lesern denn mal zeigen wie Sie das machen?

Müller: Gerne. Am liebsten möchte ich den Lesern dazu einen kleinen Trick zeigen. Wenn Sie zum Beispiel einen Satz bei sich entdeckt haben, von dem Sie denken, der gehört nicht zu einer guten Entscheidung, dann machen Sie folgendes: Beobachten Sie einige Tage wann dieser Gedanke auftaucht und notieren Sie Uhrzeit, ein paar situative Aspekte, was genau haben Sie gerade gemacht bevor der Satz aufgetaucht ist, und direkt danach? Mehr tun Sie nicht. Nehmen Sie nach frühestens einer Woche alle Aufzeichnungen zur Hand, und analysieren Sie: was fällt mir auf, gibt es bestimmte Muster oder Regeln die sich unbemerkt gebildet haben? Bewahrt mich dieser Gedanke doch vor Schlimmerem, oder ist er wirklich nur überflüssig? Wenn er überflüssig ist, machen Sie ab sofort folgendes: Jedes mal, wenn der Satz in Ihrem Gedankenfluss auftaucht, stellen Sie sich die Frage: will ich jetzt so denken? Wenn Sie sich die Frage klar mit nein beantworten können, dann sagen Sie zu diesem Satz: Stopp! Das geht leicht und schnell, fühlt sich anfangs etwas komisch an, denn wenn der Satz weg ist bleibt es einen Moment still in Ihnen. Das sind wir nicht gewohnt, und schon allein deshalb laden wir unser Unterbewusstsein immer mal wieder ein solche Sätze zu wiederholen. Doch wenn Sie sich schon vorab darauf einstellen, sind Sie gewappnet und können vielleicht sogar ein bisschen über sich selber schmunzeln.
Also räumen Sie ein bisschen auf und lassen Sie nur Gedanken zu, die Sie wirklich voran bringen. Wie wäre es mit: „Gut gemacht“, nachdem Sie Ihren Stopp-Loss gezogen haben.

FRAGE: Wenn einer unserer Leser sich nicht gleich einen Mentalcoach leisten, sondern sich erst einmal mit der Materie vertraut machen möchte, wie sollte er dann am besten vorgehen?

Müller: Es gibt eine Menge guter Bücher zu diesem Thema. Ich verweise hierbei gerne auf unsere Homepage, wo wir über das Thema Mentalcoaching hinaus viele verschiedene Titel empfehlen. Dabei geht es immer darum, welche Techniken und Strategien Menschen in Hochleistungssituationen unterstützen können.
Eins möchte ich noch anmerken: Es gibt Trader die feststellen, sie haben ein Problem beim Handeln und sagen, dass sie sich einen Coach nicht leisten können. Ist es wirklich das Geld das fehlt oder die richtige Einstellung zu Investitionen? Denn eigentlich müsste man doch denken: wer täglich hunderte von Euro verliert, dem muss es den Versuch wert sein, ein Coaching als Chance zu ergreifen.

Vielen Dank für dieses interessante Gespräch.

Quelle: www.traders-mag.com

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