Kommentar
11:48 Uhr, 27.07.2017

Mit sechs goldenen Regeln laufende Erträge bei Anleihen erzielen

Die Anleiherenditen stiegen zuletzt nicht so stark wie erwartet. Doch nach wie vor sollte kein Anleger, der laufende Erträge will, auf Anleihen verzichten – davon ist Chris Iggo, CIO von AXA Investment Managers (AXA IM), überzeugt. Niveau und Richtung der Anleiherenditen hängen vom langfristigen Wirtschaftswachstum ab. Für den Fixed-Income-Experten erklärt das die derzeit hartnäckig niedrigen Renditen – zumindest zu einem großen Teil. „Durch die sich anhaltend bessernde Konjunktur dürften sowohl das nominale BIP-Wachstum als auch die Anleiherenditen nicht mehr weiter fallen. Dennoch sollten Anleger jetzt keinen starken Renditeanstieg erwarten“, warnt Iggo.

Zwar sprächen das erwartete weltweit synchrone Wachstum, die Aussicht auf höhere Staatsausgaben in den USA, die geplante restriktivere Geldpolitik der Fed und mehr Inflation für höhere Renditen. „Wenn aber das nominale Wachstum langfristig nicht steigt, dürften auch die Renditen nur begrenzt anziehen“, fährt Iggo fort.

Investoren sollten seiner Ansicht nach darüber nachdenken, was die Anleihemärkte heute bereits zu bieten haben – und wie sie sich in Zukunft aufstellen können: „Wichtig sind Kapitalerhalt, laufende Erträge, Chancen auf attraktive Gesamterträge und Diversifikation für den Fall, dass das aktiengetriebene Wachstum enttäuscht. Anleihen können des Anlegers bester Freund sein."

Die sechs folgende goldene Regeln des Experten sollen Anlegern helfen, mit Anleihen laufende Erträge zu erzielen.

1. Realistische Ziele setzen

Was die richtige Strategie für einen Anleger ist, hängt von seiner Risikobereitschaft ab. Diese bestimmt den maximalen laufenden Ertrag in seinem Anlagezeitraum. „Als erstes muss man sich für einen Investmentansatz entscheiden“, meint Iggo. Dieser sollte sich nach einem realistischen Ziel für den laufenden Ertrag richten – und danach, wann der Anleger das investierte Kapital wieder benötigt.

Darüber hinaus sei der Anlagezeitraum wichtig für die Durationsentscheidung. „Können Sie zehn Jahre auf Ihr Kapital verzichten, oder brauchen Sie es schon in sechs Monaten zurück? Davon hängt ab, wie volatil Ihre Anlage im Verhältnis zum benötigten laufenden Ertrag sein darf“, erklärt Iggo.

2. Diversifikation der Renditequellen

„Diversifikation der laufenden Erträge kann bedeuten, in alle möglichen Assetklassen zu investieren: in Staats- und Investmentgrade-Anleihen ebenso wie in High Yield aus Industrieländern und Emerging Markets weltweit. Weitere Möglichkeiten sind Infrastrukturanleihen und REITs“, so Iggo.

Diversifikation könne auf Assetklassen- und Einzelwertebene stattfinden. „Ein gut diversifiziertes Anleihenportfolio kann 100 bis 120 Einzelpositionen enthalten, mit Anleihen aus Sektoren mit einem besonders guten Risiko-Ertrags-Profil. Zurzeit sind das Emerging-Markets-Anleihen, High Yield und Unternehmensanleihen aus dem Finanzsektor“, fährt der Experte fort.

Die Weltwirtschaft wachse jetzt seit geraumer Zeit, so dass in den nächsten fünf Jahren mit einem gewissen Abschwung zu rechnen sei. „Mit einem gut diversifizierten Anleihenportfolio kann man Verluste begrenzen, wenn es dazu kommt“,so Iggo.

Ein weiteres Risiko für Investoren sei die Inflation. Für Anleger, die verhindern wollten, dass ihre Erträge von der Inflation aufgezehrt werden, seien inflationsindexierte Anleihen eine wichtige Assetklasse: „Diversifikation ist unabdingbar. Man sollte nicht zu konzentriert anlegen. Wenn mit einer Position etwas schiefläuft, sind die Folgen für das Gesamtportfolio nicht so gravierend. Um in allen Bereichen gut diversifiziert zu sein, braucht man eine Vielzahl von Einzelpositionen.“

3. Kurzläufer in Betracht ziehen

Ein Short-Duration-Ansatz könne das Portfolio weniger anfällig für steigende Zinsen machen. „Außerdem erzielt man mit ihm höhere risikoadjustierte Erträge und bleibt liquider als der breite Markt, der aus Anleihen mit allen denkbaren Restlaufzeiten besteht. Für Anleger, die keine hohe Portfoliovolatilität wollen, ist ein Short-Duration-Ansatz zurzeit die beste Lösung“, meint Iggo.

Die Short-Duration-Portfolios von AXA IM sind so konzipiert, dass jedes Jahr 20 Prozent der Portfoliopositionen fällig werden. „Das sorgt nicht nur für eine hohe Liquidität, sondern ermöglicht uns auch, die Erlöse der fälligen Anleihen in die jeweils chancenreichsten Papiere am Markt anzulegen. Wir profitieren also von steigenden Renditen“, fügt Iggo hinzu.

4. Sich über das Risiko-Ertrags-Profil des Portfolios bewusst werden

Mehr Risiko einzugehen, um höhere Renditen zu erzielen, ist verlockend. Dennoch sollten Anleger immer sicherstellen, dass den Risiken angemesse Erträge gegenüberstehen. „Es gilt, eine Verlängerung der Duration zu vermeiden, wenn die Zinsen steigen. Anlagen in risikoreichere Papiere können kurzfristig in Ordnung sein – solange die Konjunktur stark bleibt. Wenn sich das ändert, wird es möglicherweise gefährlich“, sagt Iggo.

High-Yield-Renditen reichten beispielsweise nicht mehr aus, wenn die Ausfallquote von zurzeit zwei Prozent wieder auf ein normaleres Niveau von fünf Prozent steige.

„Im Vergleich dazu haben Emerging-Markets-Anleihen, nachrangige Finanzanleihen und Unternehmens-Hybridpapiere günstige Risiko-Ertrags-Profile und bieten attraktive Renditen“, so Iggo weiter. „Wenn Sie sich für Unternehmen entscheiden, die mit einer dauerhaft hohen Qualität überzeugen, können Sie sicher sein, dass sie die ,richtigen Risiken' eingehen. Diese Anleihen können negative Auswirkungen einer nachlassenden Konjunktur abfedern.“

5. Zu viele Umschichtungen vermeiden

Um die besten Chancen nutzen zu können, sei es von äußerster Wichtigkeit, flexibel umschichten zu können. „Umschichtungen sind aber teuer und können die Erträge schnell aufzehren. Das gilt vor allem dann, wenn die Anleiherenditen so niedrig sind wie zurzeit. Üblicherweise liegt die Geld-Brief-Spanne bei 30 bis 40 Prozent der Rendite. Wenn Sie also zu viele Umschichtungen vornehmen, müssen Sie jedes Mal diese Spanne bezahlen, und das geht immer zu Lasten der Erträge“, meint Iggo.

Ein Short-Duration-Portfolio, bei dem regelmäßig Anleihen fällig werden, könne auch deshalb für mehr Erträge sorgen, weil der Anleger im Grunde genommen nur einen Teil der Geld-Brief-Spanne bezahle.

6. Auf Währungsrisiken achten

Wer weltweit investiert, geht Währungsrisiken ein. Beispielsweise sind High-Yield- und Emerging-Markets-Fonds in der Regel in US-Dollar denominiert. Die in ihnen enthaltenen Anleihen können aber in jeder Währung notiert sein. Laut Iggo behandeln Fondsmanager das Währungsrisiko als Teil des Gesamtrisikos des Portfolios – schließlich werten Währungen mal auf und mal ab – oder sie sichern dieses Risiko ab.

„Bei nicht währungsgesicherten Ansätzen können die Erträge steigen, wenn sich die Währungen günstig entwickeln. Eine ungünstige Entwicklung kann aber immense Folgen für die Anleihenrenditen haben“, sagt Iggo. „Wenn Sie dafür sorgen, dass der Wert Ihres eingesetzten Kapitals so wenig wie möglich schwankt, sind auch Ihre laufenden Erträge stabil. Investoren, die dieses Risiko minimieren wollen, sollten sich wahrscheinlich für einen Fonds mit Währungsabsicherung entscheiden“, schließt der Experte.

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