Mit kurzlaufenden Krediten für verschiedene Marktszenarien gewappnet sein
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Die Erwartung eines traditionellen Zinskurvenzyklus, gepaart mit der wachsenden Angst vor einer drohenden Rezession, hat Investoren dazu ermutigt, eine längere Duration in ihren Anleihenportfolios in Betracht zu ziehen. Eine sich ausweitende Zinskurve ermöglicht ihnen höhere Gesamtrenditen bei fallenden Zinssätzen, falls die Zentralbanken bis Ende 2023 und im Jahr 2024 zu einer lockeren Geldpolitik übergehen sollten.
Der Erfolg dieser Strategie hängt jedoch weitgehend von sinkenden Zinssätzen ab. Investoren sollten sich unserer Ansicht nach verschiedener Möglichkeiten bewusst sein, die in unterschiedlichen Szenarien erfolgreich sein können. Denn im Jahr 2022 hat sich gezeigt: Es birgt Risiken, sich in festverzinsliche Wertpapiere mit längeren Laufzeiten zu positionieren. Vieles mag darauf hindeuten, dass eine längere Laufzeit mit höheren Renditen einhergehen könnte. Unter Risikogesichtspunkten halten wir jedoch eine längere Duration für nicht ideal. Investoren sollten die gängige Marktmeinung kritisch hinterfragen und sich nicht auf den naheliegendsten nächsten Trade stürzen.
Was ist nämlich, wenn die aktuelle Konsensmeinung zu den Zinssätzen falsch ist? Uneinheitliche Wirtschaftsdaten und wechselnde Aussagen der Zentralbanken machen die wirtschaftlichen und geldpolitischen Aussichten schließlich weiterhin ungewiss. Kommt es zu einer vorsichtigeren geldpolitischen Straffung und einem längeren Geldpolitik- und Kreditzyklus, könnte eine zunehmende Duration als verfrüht erscheinen.
Kurzlaufende Kredite können hingegen einige Vorteile bieten. Zum einen sind die sogenannten „Rendite-Break-Evens“ (also die ungefähren Renditeänderungen, die zu einer negativen Wertentwicklung in den kommenden 12 Monaten führen könnten) hier am höchsten. Heißt zum Beispiel: Bei einer US-Investment Grade-Anleihe mit einer Laufzeit von 1-3 Jahren würde die Wertentwicklung erst bei einem Renditeanstieg von 288 Basispunkten negativ werden, bei Pendants mit einer Laufzeit von 3-5 Jahren ist das bereits bei einem Renditeanstieg von 142 Basispunkten der Fall.
Investment Grade Rendite-Break-Evens nach Duration
Außerdem weisen Anleihen mit kurzer Laufzeit in der Regel eine geringere Kursvolatilität auf als solche mit längerer Laufzeit, eine entsprechende Kreditwürdigkeit vorausgesetzt. Kurzfristige Anleihen werden nicht oft unter dem Nennwert gehandelt. Wenn sie es doch tun, erholen sie sich in der Regel schnell und nähern sich über deren Restlaufzeit wieder ihrem Nennwert – der sogenannte „Pull-to-Par-Effekt“. Kurzlaufende Anleihen haben zudem den Vorteil, dass die Rückzahlungsmöglichkeiten viel besser abschätzbar sein können. Folglich ziehen wir kurzlaufende Anleihen im aktuellen Marktumfeld weiterhin ihren Pendants mit längerer Laufzeit vor.