Kommentar
10:10 Uhr, 20.07.2018

Mit dem US-Aufschwung stimmt etwas nicht

Für die USA und auch Teile Europas ist der derzeitige Aufschwung einer der längsten der Geschichte. Gebracht hat er vielen dennoch nichts.

Die US-Wirtschaft brummt immer noch. Monat um Monat werden an die 200.000 neue Jobs geschaffen. Das ist großartig, hilft vielen Menschen aber weniger, als man vielleicht glaubt. 43 Mio. Amerikaner leben unter der Armutsgrenze.

Von diesen beziehen fast alle Lebensmittelmarken (Grafik 1).

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43 Mio. ist richtig viel. Vor der Großen Rezession waren es weniger als 38 Mio. und vor der Rezession zur Jahrhundertwende waren es weniger als 32 Mio. Der Vergleich ist natürlich nicht ganz fair. Die Bevölkerung ist seither auch gewachsen. Betrachtet man die Personenanzahl relativ zur Gesamtbevölkerung (Grafik 2) ist die Lage etwas besser.

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Es gelten aber immer noch 13,2 % der Bevölkerung als arm. Das ist viel. Zudem bezieht ein immer größerer Teil der Bevölkerung Lebensmittelmarken. Nicht jeder, der als arm gilt, bezieht diese Marken. Das hat viele Gründe, z.B. die Stigmatisierung. Bemerkenswert ist aber, dass der Anteil der Bevölkerung, der diese Marken bezieht, langfristig immer weiter zunimmt.

Jeder, der weniger als 2.250 Dollar besitzt oder ein Einkommen von weniger als 130 % der Armutsgrenze hat, kann Lebensmittelmarken beantragen. Der steigende Anteil an der Bevölkerung kann also zumindest zwei Ursachen haben. Entweder sind die Hemmungen geringer geworden oder mehr Menschen fallen unter die Bedingungen, die für ein Beziehen der Marken erfüllt sein müssen.

Wahrscheinlich ist es eine Mischung von beidem. Wir wissen allerdings dank detaillierter Statistiken, dass die niedrigsten Einkommen kaum steigen. Das Einkommen ist immer ungleichverteilter und das Vermögen konzentriert sich ebenso bei den Top 10 % der Bevölkerung.

Eigentlich ist dieser Zustand untragbar. Dass über 40 Mio. Menschen in einem der reichsten Länder der Welt auf Lebensmittelmarken angewiesen sind, ist schon ein starkes Stück. Das soll keine Schelte an den USA sein. In Deutschland sind 15 % der Bevölkerung arm oder von Armut gefährdet.

Auch Deutschland weist Rekordbeschäftigung und einen langen und soliden Aufschwung aus. Geholfen hat es, aber nur ein wenig. So ist die Armutsrate in den USA gerade einmal um 2,3 Prozentpunkte gefallen. Für 9 Jahre Aufschwung und eine offizielle Arbeitslosenrate von 4 % ist das nicht gerade berauschend.

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Irgendetwas stimmt mit dem Aufschwung also nicht. Wenige Menschen profitieren. Man darf sich also nicht wundern, wenn der Unmut in der Bevölkerung groß ist. Es ist nicht leicht die Probleme von heute auf morgen zu lösen. Anreize dafür gibt es aber genug. So kostet das Lebensmittelmarkenprogramm in den USA fast 70 Mrd. USD. Während der Krise waren es einmal knapp 80 Mrd. USD. Das ist viel Geld, welches man durch eine Reduktion der Armut sparen könnte.

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Über den Experten

Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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