„Midterms elections“: Der ideale Einstiegszeitpunkt?
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Erwähnte Instrumente
„midterms elections“: Der ideale Einstiegszeitpunkt?
Dieses mögliche Ablaufmuster wird noch durch ein anderes Phänomen begünstigt: So sorgen die gerade stattgefundenen „midterm elections“ für einen echten Silberstreif. Wir nehmen den Zwischenwahltermin zum Anlass eine mutmachende Statistik ins Schaufenster zu stellen. Wenn Anlegerinnen und Anleger die „midterms“ genutzt hätten, um per Ende November in den S&P 500® einzusteigen, und diese Longengagements zwei Jahre bis nach der eigentlichen Präsidentenwahl gehalten hätten, dann wäre ein solches Investment seit 1945 in 95 % aller Fälle erfolgreich gewesen. Nur ein einziges Mal – von 2006 bis 2008 – mussten die amerikanischen Standardwerte in diesen 2-Jahres-Perioden Kursverluste hinnehmen. Die „midterms“ markieren also – zumindest in der historischen Rückspiegelbetrachtung – den Startpunkt eines recht stressfreien Investmentzeitraums. Möglicherweise noch wichtiger als die Wahrscheinlichkeit, ist die absolute Höhe des Kursertrages: Im Durchschnitt konnte der S&P 500® seit 1945 von den „midterms“ bis zur eigentlichen Wahl des US-Präsidenten um 24 % zulegen. Jede Hilfestellung und jeder unterstützende Faktor dürfte nach dem herausfordernden Investmentjahrgang 2022 mehr als willkommen sein.
S&P 500® (Monthly)
Quelle: Refinitiv, HSBC² / 5-Jahreschart im Anhang
5-Jahreschart S&P 500®
Quelle: Refinitiv, tradesignal²
Objektive „game changer“ für 2023
Die Mehrzahl der internationalen Aktienindizes befand sich 2022 im Baissemodus. Mit unserer letztjährigen Erwartungshaltung „ein Jahr des Kapitalerhalts“ haben wir also absolut ins Schwarze getroffen. Dabei hatten wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, zwei Verfahren an die Hand gegeben, mit deren Hilfe sich Stop-Loss-Marken objektiv – d. h. ohne Ermessensspielräume – ganz konkret bestimmen lassen. Bei einem handelte es sich um die Quartalsregel von William D. Gann – einem Verfahren zur Trendbestimmung. Diese Methode hatte sehr früh zu Jahresbeginn „gewarnt“ und damit ihre Funktion im Sinne eines systematischen Money Managements erfüllt. Wie kann die Gann-Regel im Jahr 2023 helfen? Ganz einfach, als Seismograph, ob die etablierten Abwärtstrends weiterhin Gültigkeit besitzen. Gemäß Gann liegt eine konstruktive Trendwende bzw. ein neuer Aufwärtstrend vor, wenn der aktuelle Wochenschlusskurs eines Aktienindex oder generell eines Basiswertes über dem höchsten Wochenschlusskurs des aktuellen Quartals und des Vorquartals liegt. Die nebenstehende Tabelle fasst die sich daraus ergebenden, objektiven „Trendwendemarken“ für die letztjährige Auswahl verschiedener Aktienindizes zusammen (siehe Chart, Stand: 5.12.2022).
Quartalsregel nach Gann (Weekly)
Quelle: Refinitiv, HSBC² / 5-Jahreschart im Anhang
Trendwende zum Teil bereits vollzogen
Unsere Indexauswahl fördert einen echten Knalleffekt zu Tage: Drei der sieben Aktienindizes konnten im Verlauf der Erholungsbewegung des 4. Quartals ihre nach der Gann-Regel vorliegenden Abwärtstrends überwinden. Zu Jahresbeginn bietet Ganns-Systematik die Möglichkeit im Sinne eines spiegelbildlichen Trailing-Stops die o. g. Schlüsselniveaus nach klaren und 100 % objektiven Vorgaben nachzuziehen. Gemäß der vorgestellten Systematik fallen die Trendwendemarken zu Jahresbeginn auf das Niveau des höchsten Wochenschlusskurses des 4. Quartals. Bei den noch bestehenden Abwärtstrends sind das derzeit 26.184 Punkte (MDAX®), 12.671 Punkte (SDAX®), 4.072 Punkte (S&P 500®) sowie 11.994 Punkte beim Nasdaq-100®. Das andere Verfahren zur objektiven Stop Loss-Ermittlung stützt sich ganz wesentlich auf das Dezembertief, welches im 1. Quartal nicht unterschritten werden soll. Die Historie lehrt, dass eine negative Weichenstellung in den ersten drei Monaten des Jahres die Erfolgsaussichten des Gesamtjahres ganz entscheidend negativ beeinflusst. 2022 sorgte diese Vorgehensweise für ein sehr frühes Warnsignal. Wer auch in das Jahr 2023 mit systematischen Stopps starten möchte, findet die bisher gültigen Dezembertiefs in der Tabelle zusammengefasst (siehe Chart).
Stop Loss - Dezembertief (Monthly)
Quelle: Refinitiv, HSBC² / 5-Jahreschart im Anhang
Heikin Ashi: Farbwechsel und andere Mutmacher
Ganns-Quartalsregel stellt eine gute Überleitung zum DAX® dar, denn dieses objektive Verfahren signalisiert für unseren heimischen Aktienmarkt bereits die Wende zum Besseren. Charttechnisch gibt es ebenfalls einige hoffnungsvolle Signale. Eines liefert der Heikin Ashi-Chart der deutschen „blue chips“. Bei dieser auf Durchschnittsbildung beruhenden Chartdarstellungsform liegt auf Monatsbasis inzwischen ein Farbwechsel vor, d. h. die Serie von negativen Monatskerzen seit Jahresbeginn wurde im Oktober durchbrochen (siehe Chart) – häufig ein Indiz für eine erfolgreiche Trendumkehr. Beim „normalen“ Candlestickchart stechen die letzten beiden fast deckungsgleichen Monatstiefs bei 11.863/11.894 Punkten hervor. Die starke Q4-Performance sorgte im ersten Schritt für einen Fehlausbruch unter die alten Jahrestiefs vom März und Juli bei 12.400 Punkten. Im zweiten Schritt konnte das Aktienbarometer damit den Abwärtstrend seit Januar (akt. bei 13.286 Punkten) zu den Akten legen. Und drittens steht der Spurt über die Barrieren bei gut 13.500 Punkten zu Buche. Seit 2017 spielte dieses Level immer wieder eine Rolle. Unter dem Strich brachten die letzten beiden Monate also eine signifikante Verbesserung, wenn nicht gar einen echten Befreiungsschlag.
DAX® (Monthly)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
5-Jahreschart DAX®
Quelle: Refinitiv, tradesignal²
Stopp bei 13.500 Punkten – Kursziel: 16.000 Punkte?
Auf Wochenbasis wird die zuletzt diskutierte Einschätzung durch die Rückeroberung der 200-Wochen-Linie (akt. bei 13.442 Punkten) untermauert. Mit dem Durchschnitt der letzten 38 Wochen (akt. bei 13.552 Punkten) verläuft in diesem Dunstkreis eine weitere Glättungslinie, welche zudem gerade wieder nach Norden abdreht. Beide Phänomene sorgen für zusätzliche Ausrufezeichen. Darüber hinaus gibt es noch zwei weitere Kurstreiber: Zum einen versagte dank des bereits beschriebenen Fehlausbruchs gleichzeitig das Anfang Oktober vervollständigte absteigende Dreieck (siehe Chart). Die folgende, dynamische Gegenbewegung mit neun positiven Wochenkerzen in Serie untermauert nochmals die alte Tradingweisheit: „false breaks are followed by fast moves“. Zum anderen können kühne Optimisten die Kursentwicklung seit August als „V-förmiges“-Umkehrmuster interpretieren. Aus der Tiefe des zwischenzeitlichen Einschnittes ergibt sich ein langfristiges Anschlusspotential von rund 2.100 Punkten bzw. ein Kursziel im Bereich von 16.000 Punkten. Damit rückt perspektivisch sogar das bisherige Allzeithoch bei 16.290 Punkten wieder auf die Agenda. Eine Rückeroberung der horizontalen Barrieren bei 14.800/15.000 Punkten würde dieser Einschätzung Nachdruck verleihen.
DAX® (Weekly)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
Besonderer Index - besondere Bedeutung für 2023
Per Saldo liegt beim DAX® zum Jahreswechsel 2022/23 kein Abwärtstrend mehr vor. Um diese Einschätzung nicht zu gefährden, gilt es in Zukunft, die beschriebene Schlüsselzone bei 13.500 Punkten nicht mehr zu unterschreiten. Damit hätten wir mit Hilfe der Technischen Analyse auch die strategische Absicherungsmarke für 2023 herausgearbeitet. Als besonderes Bonbon analysieren wir in unserem Jahresausblick den sonst eher stiefmütterlich behandelten CDAX®. Das marktbreiteste deutsche Aktienbarometer testet aktuell den wichtigen Widerstandsbereich bei 1.275 Punkten. Hier fällt die langfristige Glättung der letzten 38 Monate (akt. bei 1.273 Punkten) mit den Hochs von 2018 und 2020 bei 1.274/1.286 Punkten zusammen (siehe Chart). Gelingt der Sprung über diese Hürde, unterstreicht das marktbreiteste deutsche Aktienbarometer die charttechnischen Verbesserungen beim „großen DAX®-Bruder“ nochmals zusätzlich. Auch hier liegt zudem eine dynamische „V-förmige Umkehrformation“ vor. Rein rechnerisch lässt sich das Anschlusspotenzial aus diesem Trendwendemuster auf rund 200 Punkte taxieren. Zumindest den Weg in Richtung des bisherigen Allzeithochs bei 1.530 Punkten sollte der CDAX® somit ebenfalls einschlagen.
CDAX® (Monthly)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
5-Jahreschart CDAX®
Quelle: Refinitiv, tradesignal²
Value vs. Growth: Die „old economy” schlägt zurück
Viele institutionelle Investoren orientieren sich bei ihren Engagements an verschiedenen Investmentstilen. Zu den bekanntesten zählen „Value“ und „Growth“ – also zum einen unterbewertete Titel aus traditionellen Branchen und zum anderen Wachstumswerte, vor allem aus dem Technologiesektor. Der dynamische Zinsanstieg des zu Ende gehenden Jahres belastet vor allem letztere, was den Ratio-Chart zwischen dem MSCI World Value und dem MSCI World Growth zu einem der am intensivsten diskutierten Chartverläufe macht. Aus gutem Grund, denn nach 15 Jahren mit zum Teil dramatischer Underperformance der Value-Titel kam es im Frühjahr 2022 zu einer Trendwende. Damit sind wir mitten in der bereits diskutierten Suche nach neuen Favoriten. Charttechnisch manifestiert sich dieses Comeback in dem seit Mai 2020 ausgeprägten Doppelboden, dem Bruch des steilen Abwärtstrends seit Ende 2016 sowie der Rückkehr in den seit über 15 Jahren bestehenden Baissetrendkanal (siehe Chart). In der Konsequenz ist die lange Phase der Underperformance von „Value“ gegenüber „Growth“ zu Ende gegangen. Vielmehr besitzen in den kommenden Jahren unterbewertete Aktien aus traditionellen Sektoren (relativ) die besseren Erfolgsaussichten. Ein Bruch des Abwärtstrends seit 2007 ist 2023 ein realistisches Szenario.
MSCI World Value / MSCI World Growth (Monthly)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
Die Stunde der alten Welt?
Wo wir gerade bei relativen Betrachtungen und langfristiger Underperformance sind: Die „Mutter aller antizyklischer Gelegenheiten“ stellt der Ratio-Chart zwischen dem Stoxx® Europe 600 und dem S&P 500® dar. Seit dem Jahr 2007 stiehlt die neue Welt den europäischen „blue chips“ die Show. Im Jahr 2015 hat die (Performance-)Krise Europas nochmals an Dynamik gewonnen, ehe die Corona-Pandemie 2020 als weiterer Brandbeschleuniger fungierte. Seit Herbst 2020 fällt das Ratio allerdings nicht mehr, was charttechnisch mit einem Bruch des steilen Abwärtstrends seit 2015 sowie einer Rückkehr in den Baissetrendkanal seit 2007 einhergeht. Getreu dem Motto: „wenn die Nacht am schwärzesten ist, ist der Tag nicht mehr weit“, ist der Verhältnischart in eine Bodenbildungsphase übergegangen (siehe Chart). Dank des Spurts über die zyklischen Hochs vom März 2021 bzw. vom April 2022 können kühne Optimisten diese sogar bereits als abgeschlossen ansehen. Die Gewinner der letzten 15 Jahre sind an der Börse selten die Gewinner der nächsten 15 Jahre. Deshalb sollten Anlegerinnen und Anleger zumindest ein temporäres Comeback der europäischen Standardwerte im Vergleich zu den US-Pendants auf dem Radarschirm haben.
Stoxx® Europe 600 & S&P 500® (Monthly)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
Nachzügler mit Potenzial und klaren Stopp-Marken
Diese relative Betrachtung bringt uns nahtlos zum eigentlichen Chartverlauf des Euro Stoxx 50®. Die 200-Monats-Linie (akt. bei 3.257 Punkten) hat sich im Herbst als idealtypisches Sprungbrett erwiesen. Die Rückeroberung der 200-Wochen-Linie (akt. bei 3.633 Punkten) sorgte in der Folge für eine weitere charttechnische Verbesserung, ehe der Spurt über die horizontalen Hürden bei 3.850 Punkten für einen echten Befreiungsschlag sorgte. Seit Beginn des Jahrtausends hatten die europäischen Standardwerte in diesem Dunstkreis immer wieder wichtige Hoch- und Tiefpunkte ausgeprägt. Der Sprung über die beschriebene Schlüsselmarke vervollständigt eine Bodenbildung, aus der sich immerhin ein kalkulatorisches Anschlusspotenzial von gut 400 Punkten ergibt. In den höheren Zeitebenen stechen zudem die fast deckungsgleichen Jahreshochs von 2021 und 2022 bei 4.415 bzw. 4.396 Punkten hervor. D. h. über den Tellerrand hinaus geblickt entstünde jenseits dieser Marken ein erneutes prozyklisches Investmentkaufsignal. Solide Unterstützungen bilden im neuen Jahr neben der Nackenlinie der unteren Umkehr bei gut 3.800 Punkten vor allem die beiden o. g. langfristigen Glättungslinien.
EURO STOXX 50® (Weekly)
Quelle: Refinitiv, tradesignal² / 5-Jahreschart im Anhang
5-Jahreschart EURO STOXX 50®
Quelle: Refinitiv, tradesignal²
Fazit und Schlussplädoyer
„Hinten ist die Ente fett“, lautet eine alte Tradingweisheit. Etwas eloquenter ausgedrückt: „Während alle vergangenen Rückschläge als Chance wahrgenommen werden, stellen alle zukünftigen Rückschläge ein Risiko dar“. Beide Zitate führen zur Schlüsselfrage, ob wir die Tiefs an den Aktienmärkten bereits gesehen haben. Aufgrund des dynamischen Aufwärtsimpulses des 4. Quartals sowie der verbesserten Marktbreite befinden sich DAX®, Dow Jones® und Euro Stoxx 50® zumindest nicht mehr im Baissemodus. Vor diesem Hintergrund und der Notwendigkeit neuer Börsen-Favoriten könnte die „old economy“ und die „alte Welt“ im neuen Jahr positiv überraschen. Apropos Überraschung: Eine saisonal favorisierte starke 1. Jahreshälfte und ein herausforderndes 2. Halbjahr entspricht derzeit nicht der „Mehrheitsmeinung“. Da die Trendwende noch auf wackeligen Beinen steht, wird auch in 2023 ein aktives Risikomanagement gefragt sein. Schließlich wusste bereits John Lennon: „Leben ist das, was passiert, während Du andere Pläne machst!“ Im „HSBC Daily Trading“, auf Instagram und in unseren Video-Formaten werden wir unterjährig sowohl auf mögliche Planänderungen als auch auf kurzfristige Investmentchancen eingehen.
DAX® (Weekly)
Quelle: Refinitiv, HSBC² / 5-Jahreschart im Anhang
Sie möchten börsentäglich kostenlose Technische Analysen zu DAX®, ausgewählten Aktien, Währungen und Rohstoffen erhalten?
Wichtige Hinweise
Werbehinweise
HSBC Trinkaus & Burkhardt GmbH
Derivatives Public Distribution
Hansaallee 3
40549 Düsseldorf
kostenlose Infoline: 0800/4000 910
Aus dem Ausland: 00800/4000 9100 (kostenlos)
Hotline für Berater: 0211/910-4722
Fax: 0211/910-91936
Homepage: www.hsbc-zertifikate.de
E-Mail: zertifikate@hsbc.de
2)Transaktionskosten und Ihr Depotpreis (Beispielrechnung in den Wichtigen Hinweisen) sind in der Darstellung nicht berücksichtigt und wirken sich negativ auf die Wertentwicklung der Anlage aus. Lesen Sie bitte die Wichtigen Hinweise, einschließlich der Werbehinweise.
Autor: Jörg Scherer