Kommentar
18:57 Uhr, 02.06.2009

Mexikanischer Peso zwischen den Fronten - Schwaches Wirtschaftswachstum, freundliche Börsen

Der mexikanische Peso (MXN) hat bereits jetzt ein wechselvolles Jahr hinter sich. USD/MXN startete mit Kursen knapp über der 13,50er-Marke ins neue Jahr 2009 und kletterte danach im Zuge erneut einbrechender globaler Börsen bis 15,5866 im Hoch. Dieses Anfang März erreichte Kursniveau wurde dann wieder deutlich verlassen, nachdem die immer noch andauernde „Bärenmarktrally“ am Aktienmarkt einsetzte und die großen Börsen weltweit wieder in die unmittelbare Nähe ihrer zumeist Anfang Januar erreichten Jahreshochs katapultierte. Ein zwischenzeitlicher Kursanstieg von USD/MXN bis zur 14er-Kursmarke, der auf dem Höhepunkt der Panik um die sogenannte „Schweinegrippe“ einsetzte, war nur von kurzer Dauer. Der übergeordnete Trend zur Umschichtung in Hochzinswährungen setzte sich von Neuem durch und sorgte dafür, dass USD/MXN mit Kursen um die 13,20er-Marke aktuell sogar niedriger als zu Jahresbeginn notiert. Die entscheidende Frage ist nun, was sich durchsetzen und die weitere Kursentwicklung des Peso bestimmen wird: die steigende Risikobereitschaft der Anleger, die hoch verzinste Emerging-Markets-Währungen begünstigt, oder die Enttäuschung über die sich schnell und massiv eintrübenden wirtschaftlichen Fundamentaldaten im Lande der Azteken, die den Peso schwächt.

Für die letztere Variante spricht, dass die Auswirkungen der globalen Finanzkrise die mexikanische Volkswirtschaft erheblich belastet haben. War Mexiko für einen langen Zeitraum eine Vorzeigewirtschaft in Lateinamerika, die mit soliden wirtschaftlichen Fundamentaldaten aufwarten konnte, hat sich die Situation mittlerweile deutlich eingetrübt. Die mexikanische Ökonomie steht im laufenden Jahr vor einem massiven Wachstumseinbruch. Mexikos Zentralbank Banxico prognostiziert, dass sich das Bruttoinlandsprodukt 2009 um 4,8% im Jahresvergleich abschwächen wird. Die Ratingagentur Standard & Poor’s geht sogar von einem Rückgang der mexikanischen Wirtschaftsleistung um 5,5% aus. Werte in diesem Bereich würden Mexiko zum Schlusslicht beim Wachstum in Lateinamerika machen.

Neben der BIP-Entwicklung zeigen auch alle anderen mexikanischen Wirtschaftsindikatoren steil nach unten. Importe und wie auch Exporte sind zuletzt auf das Niveau von 2006 zurückgefallen, während sich die ausländischen Direktinvestitionen gar auf dem Stand von 1999 bewegen. Die für das Land so wichtigen Überweisungen von im Ausland lebenden Mexikanern haben gar das niedrigste Niveau seit dreizehn Jahren erreicht. Um die heimische Wirtschaft anzukurbeln, senkte die Zentralbank Banxico im Mai bereits zum fünften Mal im laufenden Jahr die Zinsen. Nach der Senkung um 75 Basispunkte liegt der Leitzins jetzt bei 5,25%, weitere Zinsschritte sind zu erwarten.

Rohölexporte und Tourismus, die zwei weiteren zentralen Devisenquellen des Landes, sind beide stark angeschlagen. Während die Ölausfuhren durch den im Vergleich zum Vorjahr stark zurückgekommenen Ölpreis weniger einträglich sind, leidet der Tourismus unter dem Ausbruch der Schweinegrippe, der viele potenzielle Besucher abgeschreckt hat. Die Schweinegrippe-Epidemie legte zudem zwischen Ende April und Anfang Mai die wirtschaftliche Aktivität Mexikos für zwei Wochen weitgehend lahm. Finanzminister Agustin Carstens schätzte, dass der Produktionsausfall das mexikanische BIP nochmals um 0,3% bis 0,5% absinken lassen wird.

Im Zuge der Wirtschaftsturbulenzen droht Mexiko nun sogar die Aberkennung des Investmentgrades. Nach der Ratingagentur Fitch stufte nun auch Standard & Poor's den Ausblick für die Bonität des Landes von „stabil“ auf „negativ“ zurück. Das Länderrating von „BBB+“ bleibt vorerst erhalten, ist aber gefährdet. Bereits im dritten Quartal könnte es zu einer Herabstufung der mexikanischen Kreditwürdigkeit kommen. Hier haben Brasilien und Chile in Lateinamerika längst die Nase vorn.

Relativ unbeeindruckt vom laufenden Krisenszenario zeigt sich aktuell jedoch die mexikanische Börse. Der Börsenindex IPC verbuchte zwar ein ganz schwaches erstes Quartal, drehte danach aber wieder im Einklang mit der generellen Aufwärtsbewegung an den internationalen Aktienmärkten deutlich nach oben. Seit seinem Ende März erreichten Jahrestief knapp unter 17.000 Punkten konnte der Index über 40% zulegen und wieder über die 25.000-Punkte-Marke klettern. Die Euphorie an den mexikanischen Aktienmärkten überdeckt denn aktuell auch die bedenkliche wirtschaftliche Lage, wie Ökonomen kritisieren.

Von der kräftig zulegenden Börse wiederum profitiert der mexikanische Peso, der seit Mai in eine Seitwärtsbewegung zum US-Dollar eingeschwenkt ist. Der große Abwertungsdruck ist entschwunden, momentan halten sich gute Börsen- und schlechte Wirtschaftsnachrichten die Waage. In welche Richtung USD/MXN aus der Spanne zwischen 12,8000 und 13,4000 ausbrechen wird, dürfte zugleich die Entscheidung liefern, ob der weitere mittelfristige Trend nach oben oder nach unten geht. Anleger sollten sich auf die Lauer legen und sich beim Ausbruch in Trendrichtung positionieren. Auf der Unterseite liegen Ziele bei 12,4000 und 11,8000, nach oben besitzt USD/MXN Potenzial bis zur 14er-Marke.

Volker Zenk
FXdirekt Bank

http://www.forex-report.de/ - Melden Sie sich kostenlos an.

NEU: Der Devisen Tracker komplett neu überarbeitet http://tools.godmode-trader.de/devisentracker/

Mexikanischer-Peso-zwischen-den-Fronten-Schwaches-Wirtschaftswachstum-freundliche-Börsen-Kommentar-Redaktion-GodmodeTrader.de-1

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen