Kommentar
15:59 Uhr, 09.05.2006

Metallpreise: Die Bäume wachsen nicht in den Himmel!

Wochenkommentar Metalle: Nach einem deutlichen Preissprung bei Aluminium, Kupfer, Zink und Nickel in der letzten Aprilwoche befinden sich die Märkte in einer Konsolidierung. Fundamental stehen die Ampeln weiterhin auf Grün: Die US-Wirtschaft wuchs im ersten Quartal 2006 um 4,8% und aktuellere Wirtschaftsdaten aus den Vereinigten Staaten lassen auf eine Fortsetzung des hohen Wachstums in das zweite Quartal hinein hoffen. Dies deutet auf eine weiterhin hohe Metallnachfrage aus den westlichen Industrieländern hin. Die spekulative Nachfrage nach Rohstoffinvestments liegt außerdem auf einem hohen Niveau, da Privatanleger und im wachsenden Ausmaß auch Pensionsfonds und institutionelle Anleger in Rohstoffe investieren wollen, um ihre Portfolios zu diversifizieren. Daher werden Indexfonds immer wieder zu den großen Käufern an den Terminmärkten zählen, da sie neu erhaltene Einlagen an den Märkten platzieren müssen. Besonders bei den drei großen Industriemetallen Kupfer, Aluminium und Nickel häufen sich aber die Stimmen, die nach dem deutlichen Anstieg seit Jahresbeginn (Kupfer 57%, Aluminium +25%, Nickel +47%, Zink +71%) vor der Gefahr fallender Kurse warnen. Auch wir sehen ein deutlich gestiegenes Risiko besonders für jene Anleger, die jetzt noch über einen Einstieg nachdenken und empfehlen die strikte Einhaltung von Stoppkursen, um größere Verluste zu vermeiden. Zahlreiche Fonds und Investoren sitzen auf satten Gewinnen und werden mit steigenden Preisen immer stärker erwägen, Gewinne mitzunehmen. Der Kurseinbruch bei Silber im April um 16% an nur einem Tag zeigt nur zu deutlich was geschehen kann, wenn vereinzelte Verkäufe sich zu einer wahren Verkaufslawine entwickeln. Dies kann auch, wie wir es bei Gold und Silber gesehen haben, scheinbar grundlos geschehen. Zwar werden Indexfonds nur relativ träge auf fallende Metallpreise reagieren. Ihr Volumen ist jedoch so enorm, das auch nur kleinere Verkäufe starke Auswirkungen auf den Preis haben können. Ein schneller und drastischer Kurseinbruch kann auch abrupt dazu führen, das einzelne, besonders kleinere, Rohstoffbroker wegen den dann anfallenden Nachschussforderungen der Terminbörsen in finanzielle Bedrängnis geraten und so zum Verkauf von Positionen gezwungen sind. Im Bewusstsein der Gefahr, durch immer mehr unerfahrene Kleinanleger auf dem bereits rasenden „Edelmetallzug“ am Ende leer aus zu gehen, hat die Nymex in den USA kürzlich eine Anhebung der Margenanforderungen für die beiden Edelmetalle Gold und Silber angekündigt. Allerdings spricht zurzeit nur wenig für einen solchen – nachhaltigen - Abverkauf. Die Aluminium-, Nickel- und Kupfermärkte befinden sich noch mindestens für ein Jahr in einem Angebotsdefizit. Es wird noch einige Zeit brauchen, bis neue Minen erschlossen sind. Bis dahin werden die Preise auch auf hohem Niveau weiter gestützt bleiben. Doch denken Sie daran: Auch hier wachsen die Bäume nicht in den Himmel!

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Über den Experten

Jochen Stanzl
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Chefmarktanalyst CMC Markets
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Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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