Analyse
08:50 Uhr, 20.02.2023

MERCEDES BENZ - Teure Autos, aber billige Aktie

Nach der Vorlage der 2022er-Zahlen war die Aktie in Rally-Modus und lag in Schlagweite des 52-Wochen-Hochs. Was spricht trotz des verhaltenen Ausblicks für das Papier?

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Mit kräftigen Kursgewinnen hat die Aktie von Mercedes-Benz auf die Präsentation der 2022er-Ergebnisse reagiert. Einerseits können sich die Zahlen für das vierte Quartal bzw. das Gesamtjahr mehr als sehen lassen. Andererseits war der Ausblick zwar verhalten. Dafür überzeugt der Blick auf die Bewertung des Premiumherstellers aber umso mehr.

Mercedes-Benz hat 2022 den Umsatz um 12 Prozent auf 150,0 Mrd. Euro gesteigert und damit die Schätzungen der Analysten von 145,7 Mrd. deutlich übertroffen. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) kletterte um 20 Prozent auf 20,66 Mrd. Euro und lag damit über den Erwartungen von 20,4 Mrd. Euro.

Dem Konzern kommt zugute, dass er sich vor allem auf die großen und damit margenstarken Fahrzeuge konzentriert, wie die Zahlen einmal mehr eindrucksvoll zeigen. Laut den Angaben von Mercedes ist der durchschnittliche Verkaufspreis in der Pkw-Sparte im vergangenen Jahr um 9 Prozent auf 72.900 Euro je Fahrzeug gestiegen. So weit, so gut!

Allerdings sind das die Zahlen, die um die Verkäufe von Smart-Fahrzeugen und um jene von BBAC, also dem Joint Venture zwischen Mercedes-Benz und dem chinesischen Partner BAIC, bereinigt worden sind. Gerade die Zahlen des China-Geschäfts zu bereinigen macht für mich aber absolut keinen Sinn, machte der dortige Absatz von 180.512 Pkws für das vierte Quartal doch 33,7 Prozent des Konzernabsatz der Pkw-Sparte aus! Damit ist China der mit weitem Abstand größte Absatzmarkt für Mercedes-Benz.

Und wie sehen die unbereinigten, also meiner Meinung nach viel realistischeren, Zahlen im Q4 aus? Ganz einfach: So hatte die Pkw-Sparte Mercedes-Benz Car, der mit weitem Abstand größte Umsatz- und Gewinnlieferant des Konzerns, bei einem weltweiten Absatz von 536.181 Fahrzeugen (inkl. smart) einen Umsatz von 30,557 Mrd. Euro erzielt.

Im Klartext: der durchschnittliche Verkaufspreis eines Pkws, oder SUVs lag bei rund 57.000 Euro – und damit dennoch deutlich über dem Vergleichswert von Tesla (49.950 Dollar, 46.760 Euro).

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Verhaltener Ausblick

Weil die Zahlen für das vierte Quartal deutlich über den Erwartungen lagen, konnte auch der verhaltene Ausblick von Mercedes-Benz Investoren nicht verunsichern.

Das Management um Vorstandschef Ola Källenius erwartet, dass der Konzernumsatz auf Vorjahresniveau liegen wird. Dabei soll der Absatz bei Mercedes-Benz Cars auf Vorjahresniveau liegen. Allerdings werde die bereinigte Ebit-Marge der Sparte auf 12 bis 14 Prozent zurückgehen, nach 14,6 Prozent für 2022. Zudem soll die bereinigte Marge in der Sparte Mercedes-Benz Vans auf 9 bis 11 Prozent sinken, nach 11,2 Prozent für 2022.

Summa summarum soll das bereinigte Ebit des Konzerns „leicht“ sinken, was bei dem Konzern einen Rückgang um 5 bis 15 Prozent bedeutet. In der Mitte der Spanne würde das einen Rückgang auf 18,6 Mrd. Euro bedeuten. Das liegt allerdings über den Schätzungen der Analysten von 18,3 Mrd. Dollar.

Billige Aktie

Und damit zur Bewertung, die sich noch mehr sehen lassen kann als die Quartalszahlen. So liegt der Börsenwert bei nur 79,8 Mrd. Euro. Abzüglich der Nettoliquidität des Industriegeschäfts von 26,6 Mrd. Euro liegt der sogenannte Enterprise Value bei nur 53,2 Mrd. Euro.

Das ist lediglich das 2,9-Fache des von Analysten für 2023 prognostizierten Ebits. Das ist – im Vergleich zum Preis der Autos – alles andere als teuer. Zumal der Konzern 2023 bei einem erneuten Umsatz von 150 Mrd. Euro mit einer stattlichen operativen Marge von 12,2 Prozent glänzen würde.

Zum Vergleich: Tesla ist gemessen am Enterprise Value mit dem 45,4-Fachen des 2023er-Ebits bewertet. Sie lesen richtig: „dem 45,4-Fachen“! Dabei soll das Ebit laut den Schätzungen der Analysten im laufenden Jahr um lediglich 2,3 Prozent auf knapp 14 Mrd. Dollar steigen, womit allerdings die Marge auf 13,6 Prozent einbrechen soll.

Schauen wir mal, ob es dem Hersteller von Elektroautos nach den kräftigen Preissenkungen in diesem Jahr tatsächlich gelingen kann, den operativen Gewinn leicht zu steigern. Ich habe da so meine Zweifel.

Umso günstiger ist im Gegenzug die Aktie von Mercedes-Benz. Und das Aktienrückkaufprogramm von bis zu 4 Mrd. Euro auf Sicht von zwei Jahren sollte dem Papier zusätzlichen Rückenwind geben.

1 Kommentar

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  • barontrader
    barontrader

    "Damit ist China der mit weitem Abstand größte Absatzmarkt für Mercedes-Benz." Vielleicht liegt hier begründet, warum die Aktie "billig" ist. Das Risiko eines größeren Konfliktes mit China. Nicht sehr wahrscheinlich, aber eben auch nicht unwahrscheinlich.

    12:33 Uhr, 20.02.2023

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Egmond Haidt
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