Analyse
11:04 Uhr, 24.06.2014

Mentales Training für Trader – oder wie maximiere ich meine Gewinne!

Trader sind ständig im Wettkampf! Trader sind damit durchaus vergleichbar mit Hochleistungs-Sportlern. Im Gegensatz zu diesen vernachlässigen Trader jedoch oftmals ihr "Mentales Training".

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 9.917,01 Punkte (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Sie sind Trader, dann kennen Sie das bestimmt. Sie machen Gewinne, Sie machen Verluste – und nach dem dritten oder vierten Verlust in Folge holen Sie die Brechstange hervor, werfen Ihre Money-Management-Regeln über Bord um mit hohen Risiken die letzten Verluste wieder hereinzuholen.

Sie handeln dann emotional aus dem Bauch heraus und im worst-case-Szenario kaufen Sie am Top – und verkaufen am Low mit einer für Sie viel zu hohen Kontraktanzahl. Hinterher fragen Sie sich dann, „Wieso habe ich so gehandelt?“ - „Wieso habe ich mich nicht an meine Regeln gehalten? Warum sind eigentlich schon wieder die Pferde mit mir durchgegangen?“

Trösten Sie sich – Sie sind nicht allein.

Jeder Trader hat seine Krisen erlebt – und das dargestellte Szenario ist vollkommen menschlich. Warum? Wir sind so programmiert. Im limbischen System unseres Gehirns sind diverse Gehirnareale vorhanden, die uns unbewusst zu Handlungen animieren, die uns oftmals erst hinterher bewusst werden und zu einem verwunderten Blick auf uns selbst zurückwerfen.

Die allen Tradern bekannte Neigung, nach einer Folge von Verlusten die Risiken zu erhöhen, beruht auf dem Gyrus Cinguli, einem Gehirnabschnitt, der Verluste höher bewertet und die Risikobereitschaft erhöht. Im Überlebenskampf der Altvorderen sicherlich ein sinnvoller Reflex.

Konnte unser Urahn die Ernährungsgrundlage auf der Jagd nicht sichern, entwischten ihm die ersten fünf Hasen, so wurde eben das Risiko erhöht und der Bär erlegt. An der Börse dagegen haben Sie dann das Risiko, dass der Bär nicht von Ihnen erlegt wird, sondern Ihr Depot dahin schmilzt wie Schnee in der Sonne. Denn emotionales Handeln, geprägt von unbewussten Mechanismen, führt in der Regel zu verzerrten Wahrnehmungen und den bekannten psychologischen Fallen, die die behavioral finance beschreibt, unter anderem auch der Neigung, Verluste laufen zu lassen und Gewinne zu schnell mitzunehmen.

Mentales Training als Tradingvorbereitung

Relevant für einen Trader ist es daher, seine Emotionen nicht auszuschalten (das funktioniert einfach nicht), sondern sich selbst und die einfachsten Dinge der Gehirnforschung gut zu kennen. Ziel ist es, seine Gewinne zu maximieren, die Gewinne laufen zu lassen, Disziplin und Konsequenz zu üben, sich nicht von seinen Gefühlen, wie Angst und Panik oder Euphorie und Gier überwältigen zu lassen. Das ist die Idealvorstellung des Traders. Doch die Wirklichkeit sieht leider bei den meisten Händlern völlig anders aus.

Um jedoch eine sinnvolle Umsetzung von Chartsignalen oder einem widerspruchsfreien Regelwerk zu erreichen, hilft mentales Training. Hiermit erreichen Sie nach entsprechender Übung, dass Sie Ihre Stopps einhalten, Ihre Oderausführung automatisieren (zu späte oder zu frühe Einstiege vermeiden) sowie Ihre Trades planen, um so den emotionalen Handel aus dem Bauch heraus zu vermeiden.

Positive mentale Verfassung

Insbesondere für Anfänger (aber auch für den Profi) ist es relevant, sich mit den mentalen Stolpersteinen des Tradingalltags zu beschäftigen. Und: Sie brauchen eine positive mentale Verfassung, die sie erhalten und trainieren sollten. Bereiten Sie sich mental auf das Trading vor. Verinnerlichen Sie z.B. mit einem mentalen Drehbuch Ihre Handelsregeln, um diese automatisiert ablaufen zu lassen. Trainieren Sie mentale Stops für eigene unerwünschte Verhaltensmuster, um nach einer Reihe von Verlusten nicht in die Falle des Gyrus Cinguli zu geraten.

Trading-Journal ist wichtig!

Was hilft nun speziell gegen das „Brechstangen-Problem“? Einerseits natürlich das Verständnis über dieses angeborene Verhaltensmuster. Sie können dagegen einfach nicht an und es abschalten. Sie können sich jedoch aufmerksam beobachten. Unter anderem über ein Trading-Journal. Schreiben Sie nicht nur Ihre Trades mit Ein- und Ausstiegen auf. Sondern halten Sie auch fest, ab wann Sie Ihre Disziplin nicht mehr aufrechterhalten können. Ab welchem Punkt das Programm „Brechstange“ aktiv wird.

So wissen Sie irgendwann, wann der Punkt erreicht ist, um Stopp zu sagen. Dann hilft in der Regel nur noch aufstehen, den Trading-Arbeitsplatz zu verlassen und den Computer auszuschalten.

Interessant für mich war einmal die Begegnung mit einer Traderin, die einen meiner „Mental-Workshops“ besuchte. Sie berichtete, wie sie nach einer Reihe von Verlust-Trades wie in Trance weiter gehandelt hätte und – das war dann das eigentliche Drama – nicht mehr aufhören konnte.

Sicherlich ein extremes Beispiel. Das Risiko jedoch, das gesamte Depot zu verzocken, ist vorhanden. Achten Sie deshalb auch auf ihre mentale Vorbereitung für einen Handelstag! Achten Sie darauf, sich stets wohlzufühlen, nicht überoptimisch oder überpessimistisch an einen Handelstag heranzugehen. Und achten Sie auf den kleinen Mann im Ohr, der Ihnen nach einer Reihe von Verlusten die Brechstange überreichen möchte.

Trader sind Hochleistungssportler

Mentales Training für Trader ist auch durchaus vergleichbar mit mentalem Training für Hochleistungssportler, auch wenn einige Aspekte natürlich nicht eins zu eins übertragbar sind. Trotzdem ein Beispiel aus dem Golfsport:

Im Moment des Schlages konzentriert sich ein (Profi-) Golfer nur auf den Schlag, auf den Bewegungsablauf. Er hat im Vorfeld schon abgecheckt, welchen Schläger, welchen Bewegungsablauf er benötigt, um den "Ball" dorthin zu bringen, wo er ihn haben will. Er konzentriert sich nur auf seinen Bewegungsablauf, jedweder störende Gedanken muss entfernt sein beim Schlag (Konkurrenzsituation, Publikum, wie viele Schläge er noch mind. benötigt zum Gewinn etc.). Der Golfer konzentriert sich nur auf den Punkt, auf den Ball, auf seinen eigenen Körper, auf den Bewegungsablauf.

Der Trader sollte sich ebenso trainieren. Der (Profi-) Trader konzentriert sich auf den Trade, auf die korrekte Identifizierung eines Signals, auf die automatische Abgabe einer Order, lenkt seine Konzentration nur auf den Ablauf des Trades und störende Gedanken, z.B. auf Verlust und Gewinn der Position versucht er zu entfernen.

Mentale Trainings-Techniken

An mentalen Trainingstechniken gibt es eine ganze Reihe von Werkzeugen. Dies geht von diversen Selbstgesprächs- und Aufmerksamkeitsregulationstechniken über Entspannungs- und Anspannungstechniken sowie einer relevanten mentalen Technik, der Vorstellungsregulation. Absolut entscheidend ist zudem, dass Sie sich klar werden über Ihre Zielsetzungen und der ständigen Überprüfung dieser Ziele. Hierbei ist wiederum darauf zu achten, dass Sie zwischen Wunsch und Ziel unterscheiden. Ziele sollten realistisch sein und von Ihnen kontrolliert werden können.

Atemtechnik zur Kurz-Entspannung

Eine einfache aber erfolgreiche Entspannungs-Methode, um während eines Handelstages sein „Wohlfühl-Level“ zu erhalten um konzentriert zu traden, ist zum Beispiel eine Atemtechnik. Diese ermöglicht, entweder kurz aus einer belastenden Situation herauszugehen um neu nachzudenken oder auch um während des Tages die Ressourcen zu schonen:

Mit geschlossenen Augen Atemzüge von eins bis fünf zählen.

Kurz einatmen – hörbar lang ausatmen mit gespitzen Lippen

Auf die Atmung konzentrieren

Fazit:

1.

Perfektionieren Sie nicht nur Ihr Wissen um die Methoden der technischen Analyse. Relevant ist zwar, dass Sie sich Ihr eigenes Handelssystem, Ihre eigenen Handelsregeln aufstellen, die zu Ihnen passen, mit denen Sie sich wohlfühlen. Beschäftigen Sie sich jedoch auch mit den mentalen Aspekten des Tradings.

2.

Sitzen Sie nicht 10 Stunden vor dem Bildschirm. Traden Sie konzentriert 3-5 Stunden, wenn Sie sich wohlfühlen und in Wettkampfstimmung sind. Betreiben Sie einen "Büroausgleichssport", der Ihnen Spaß macht.

3.

Finden Sie heraus, ob und wie Sie mit der Tradingbelastung umgehen können. Finden Sie heraus, welche Voraussetzungen für Sie gegeben sein müssen, um gut und konzentriert zu traden; welche mentalen Techniken Sie beim Trading unterstützen können, welche An- und Entspannungstechniken für Sie hilfreich sind. Vor allem: Schreiben Sie über längere Zeit ein Trading-Journal und notieren Sie hier auch Ihre Emotionen, um wiederholt auftretende Verhaltensmuster zu erkennen und rationale Lösungsmöglichkeiten zu finden.

Viel Erfolg

Ihr Stefan Salomon, Technischer Analyst bei GodmodeTrader.de

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