MENA-Märkte weiterhin attraktiv für internationale Investoren
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Verschiedene Trends auf den Aktienmärkten der Region Nahost-Nordafrika (MENA), mit denen wir Anfang des Jahres gerechnet haben, haben sich in den letzten sechs Monaten bestätigt. Wie von uns erwartet, hat die ausgesprochen kräftige Wertentwicklung panarabischer Aktienindizes im letzten Jahr (mit generell höheren Renditen als Indizes für Schwellen- und Grenzmärkte) ausländischen Investoren verstärkt die soliden Fundamentaldaten der Region bewusst gemacht, vor allem bei den Mitgliedstaaten des Golfkooperationsrats (GCC). Diese Erkenntnis hat spürbare Zuflüsse in GCC-Aktien ausgelöst, was die Liquidität steigerte. Die Nettozuflüsse in GCC-Aktienmärkte aus anderen Regionen fielen in den ersten sechs Monaten 2014 deutlich höher aus als im Vergleichszeitraum des Vorjahrs, und der Tagesumsatz ebenso. Im Mai 2014 – kurz vor der offiziellen Hochstufung der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) und Katars auf Schwellenländerstatus durch den Indexanbieter MSCI am 1. Juni – verzeichneten diese beiden Märkte die höchsten Zuflüsse in ihrer Geschichte. Den anschwellenden Kapitalströmen stand auch eine steigende Zahl von Börsengängen in der Region gegenüber.
Unsere Erwartungen zu laufenden aufsichtsrechtlichen und institutionellen Reformen haben sich weitgehend erfüllt. Vor allem aber hat das saudi-arabische Kabinett endlich ausländische Direktinvestitionen in lokal notierte Aktien zugelassen. Der Markt soll im ersten Halbjahr 2015 geöffnet werden. In unseren Augen ist das für die Region ein großer Schritt nach vorne. Da Saudi-Arabien der größte Aktienmarkt des MENA-Raums ist, dürfte diese Entscheidung die Region wieder auf den Radarschirm internationaler Investoren bringen und bei regionalen Aktien große Veränderungen bewirken. Mit seiner Wirtschaftsleistung und der Größe seines Aktienmarkts und seiner Bevölkerung stellt Saudi-Arabien die übrigen GCC-Staaten weit in den Schatten. Unserer Ansicht nach verstärken die makroökonomischen Fundamentaldaten Saudi-Arabiens die ohnehin attraktive Dynamik, die die GCC-Region zu einer interessanten und differenzierten Beimischung für globale Portfolios macht. Dieser Markt bietet Anlegern die Möglichkeit, bei vergleichsweise risikoarmer Länderbonität auf Schwellenländerwachstum zu setzen.
Die Liberalisierung des saudischen Markts könnte auch den Weg freimachen für seine künftige Aufnahme in den MSCI Emerging Markets Index nach dem Vorbild Katars und der VAE. So ein Aufstieg könnte das Handelsvolumen steigern und durch Skaleneffekte die Transaktionskosten drücken.
Heute sind die heimischen Privatanleger auf dem saudischen Markt tonangebend. Auf sie entfällt der Löwenanteil des Handelsvolumens. Ausländer machen nur einen geringen Teil aus. Die Öffnung des Marktes könnte verstärkte Institutionalisierung bewirken und den Markt mit der Zeit differenzierter und reifer werden lassen. Mittelfristig sollten solche Maßnahmen unserer Ansicht nach zu mehr Börsengängen führen und damit zu einer dringend nötigen Vertiefung des Aktienmarkts. Das dürfte die Stimmung globaler Investoren heben.
In den letzten Wochen beschloss Katar, Ausländern mehr Zugang zu katarischen Aktien zu geben, um das Land auf den Stand der VAE zu bringen und das Interesse institutioneller Anleger am katarischen Aktienmarkt zu steigern. Ein weiteres maßgebliches Marktereignis war die Entscheidung für Ausnahmen zu den üblichen Listing-Regelungen, damit der Leitwert Emaar seine Einkaufszentrumssparte am Dubai Financial Market (DFM) platzieren kann. Zunächst wurde auf die Notierungspflicht für 51% des Aktienkapitals verzichtet. Ferner durfte Emaar einen Marktkurs für seine Aktien ermitteln statt sie zum Buchwert zu notieren, wie bislang für DFM-notierte Unternehmen vorgeschrieben. Wir sehen in solchen Ausnahmen Vorboten einer möglichen breiteren Reform des Kotierungsreglements in Dubai. Abgesehen von den Märkten fanden wir auch das entschlossene Vorgehen der Regierung gegen die Gefahr eine Immobilienblase in Dubai ermutigend – durch höhere Besteuerung von Immobiliengeschäften und strenge Beleihungsquoten für Hypotheken. Unserer Ansicht nach sind diese regulatorischen Reformen entscheidend für die Entwicklung der Region zu einer einheitlichen, fest umrissenen Untergruppe des größeren Schwellenmarktuniversums (wie Lateinamerika, Südostasien oder die europäischen Schwellenländer).
Trotz greifbarer regulatorischer Fortschritte haben wir in den letzten Wochen einen Volatilitätsschub beobachtet, der den panarabischen Indizes einen relativen Rückstand eintrug. Doch die Korrektur war vorübergehend und unseres Erachtens gesund. Im manchen Teilbereichen des VAE- Markts waren die Bewertungen besonders ausgereizt. Vor der Hochstufung zum Schwellenmarktstatus durch MSCI war in den VAE und Katar viel Spekulationskapital auf den Markt geflossen. Doch Gewinnmitnahmen institutioneller Investoren verschreckten Privatanleger, die bei Nachschussforderungen verkauften, was drastische Markteinbrüche verursachte. Arabtec war Dubais größtes börsennotiertes Bauunternehmen und die umsatzstärkste Aktie am DFM.
Der katarische Markt litt unter Missstimmung aufgrund von Vorwürfen, dass der Zuschlag für die WM 2022 durch Schmiergelder erkauft worden sei.
Währenddessen blieben internationale Investoren aufgrund des Konflikts im Irak zurückhaltend, und die Risikoaufschläge in der Region erhöhten sich flächendeckend. Wir betonen jedoch, dass der Irak im Marktuniversum der meisten regionalen Referenzindizes nicht enthalten ist. Anders als im Irak haben sich die politischen Rahmenbedingungen in mehreren Ländern der Region gebessert. In Ägypten wurde Armeeführer Abdel Fattah al-Sisi erwartungsgemäß im Mai zum Präsidenten gewählt. Mit seiner Wahl kam die Zusage weiterer Hilfen von Ägyptens GCC-Nachbarn. Die Investoren würdigen auch die von der ägyptischen Regierung demonstrierten offenbar ernsten Absichten zum Abbau des Defizits, unter anderem durch Einschnitte bei Energiesubventionen und Einführung neuer steuerlicher Maßnahmen.
Wir beurteilen die Region wegen des Abverkaufs vom Juni keinesfalls skeptischer. Ganz und gar nicht. Der jüngste Verkaufsdruck war unseres Erachtens undifferenziert. Mit fundamental schwachen Unternehmen wurden auch hochwertige Titel nach unten gezogen. Daher nutzten wir die kürzlich erfolgte Marktkorrektur, um Papiere zuzukaufen, die unseren Anlagekriterien entsprechen. Einzelunternehmen aus diesen Märkten bieten nach unserer Überzeugung nach wie vor interessantes Potenzial.
Wir sind außerdem der Ansicht, dass GCC-Aktien generell weiter Merkmale zeigen, die Investoren ansprechen dürften. Die durchschnittlichen Dividendenrenditen in den GCC-Staaten zählen zu den höchsten der Welt. Die im Vergleich zu den Schwellenmärkten etwas höheren KGVs sind unseres Erachtens gerechtfertigt durch solide Ertragssteigerungen und das beträchtliche Wachstumspotenzial der Region außerhalb des Ölsektors. Der Internationale Währungsfonds prognostizierte im Mai, dass das GCC-Wachstum ohne Öl in diesem Jahr von 2013 erzielten 5,4% auf 5,7% steigt. Gleichzeitig verzeichneten die Staatskassen trotz der fortgesetzten Abkehr von der Kohlenwasserstoffabhängigkeit durch die GCC-Länder Überschüsse und groß angelegte, kapitalgedeckte Infrastrukturprogramme beflügelten die heimische Konjunktur. Auch ein Zinsanstieg in den USA könnte unseres Erachtens die relative Attraktivität der GCC- Länder gegenüber Schwellenmärkten erhöhen, da viele ihrer Währungen an den US-Dollar gekoppelt sind.
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