Analyse
10:10 Uhr, 05.12.2017

Meine Eindrücke vom Eigenkapitalforum

In der vergangenen Woche war ich vor Ort in Frankfurt, habe mit vielen Vorständen gesprochen und zahlreiche Präsentationen besucht. Anbei meine Eindrücke von der Smallcap-Veranstaltung des Jahres.

Erwähnte Instrumente

  • Elmos Semiconductor SE - WKN: 567710 - ISIN: DE0005677108 - Kurs: 23,015 € (XETRA)
  • DEMIRE Dt.Mittelst.R.Est.AG - WKN: A0XFSF - ISIN: DE000A0XFSF0 - Kurs: 3,775 € (XETRA)
  • InVision AG - WKN: 585969 - ISIN: DE0005859698 - Kurs: 21,875 € (XETRA)
  • GFT Technologies SE - WKN: 580060 - ISIN: DE0005800601 - Kurs: 12,195 € (XETRA)
  • adesso SE - WKN: A0Z23Q - ISIN: DE000A0Z23Q5 - Kurs: 56,520 € (XETRA)
  • Mutares SE & Co. KGaA - WKN: A2NB65 - ISIN: DE000A2NB650 - Kurs: 13,880 € (XETRA)
  • MBB SE - WKN: A0ETBQ - ISIN: DE000A0ETBQ4 - Kurs: 94,000 € (XETRA)

Letzte Woche, von Montag bis Mittwoch, fand am Frankfurter Flughafen die größte der hiesigen Kapitalmarktkonferenzen statt. Dichtes Gedränge, lange Schlangen vor den Aufzügen mit entsprechenden Wartezeiten, Stau am Mittagsbuffet, es gab das volle Programm. Dazu passten dann auch die zumeist überfüllten Präsentationsräume, selbst bei Unternehmen, die sich vor zwei Jahren wohl niemand freiwillig angeschaut hätte, sowie abgehetzte Vorstände, die drei Tage lang von Meeting zu Meeting eilen.

Dem langjährigen Besucher dürfte auch die zunehmende Anzahl ausländischer Unternehmen sowie die entsprechend hohe Anzahl ausländischer Gäste aufgefallen sein. Aus Frankreich, England und Italien war viel Publikum angereist. Zum einen um die eigenen Aktien anzupreisen, zum anderen scheint das Interesse an kleinen und mittelgroßen deutschen Firmen auch im Ausland entsprechend hoch zu sein. Der antizyklische Investor erkennt die vorsichtigen Warnzeichen dieses Ansturms.

Negativer Aspekt: Wenn sich so viele Leute gleichzeitig ein und dasselbe Unternehmen anschauen, dann ist wenig Spielraum für Überraschungen. Die unentdeckten Perlen finden man auf solchen Massenveranstaltungen wohl eher nicht mehr. Dazu ist viel eigene Research-Arbeit notwendig.

Mit rund 30 Unternehmen habe ich in diesen Tagen gesprochen, bzw. habe deren Präsentationen angeschaut. Ein paar Eindrücke möchte ich hier nun gerne teilen.

Sieben interessante Kandidaten

Voller Optimismus berichtete Anton Mindl, Vorstand der Elmos Semiconductor, über die Aussichten seines Unternehmens. Die Anzahl an Sensoren in den Fahrzeugen nimmt überproportional zu. Ob für Airbags, die Beleuchtung oder für das Einparken: Wo es früher nur eine Handvoll an Sensoren gab, da vervielfachen sich nun die Zahlen. Und die Aussichten könnten für die Zukunft kaum besser sein. Treiber wie das autonome Fahren oder die zunehmende Bedeutung des Innenraums werden für volle Auftragsbücher sorgen. Elmos sieht sich als einen erheblichen Profiteur dieser Entwicklung und will in den kommenden Jahren in diesen Bereichen Vollgas geben.

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Ein arbeitsamer Ralf Kind von Demire Real Estate sieht sich vor großen Aufgaben. Es gibt viel zu tun, um das Unternehmen profitabel für die Zukunft aufzustellen. So muss die Vermietung einzelner Objekte deutlich steigen und die Integration der Fair Value Reit steht auf der Agenda für 2018. Das Thema Fremdfinanzierung hat man 2017 erfolgreich abgehakt, nun geht es darum, insgesamt schlagkräftiger zu werden und die Mannschaft auf das nächste große Unternehmensziel einzustellen. Das lautet, die Assets auf rund 2 Mrd. EUR auszubauen, aktuell steht man bei ca. 1 Mrd. EUR.

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Invision steht vor einer großen Investitionsphase. Ist die Umplatzierung der Aktien des zuletzt ausgeschiedenen Vorstandsmitglieds durch, dieses passiert just in diesen Tagen, geht es Schlag auf Schlag. Invision will den Vertrieb massiv ausbauen, um die Cloud-Lösung zum Call-Center Management injixo massiv voranzubringen. Jeder Euro, der verdient wird, soll in den kommenden zwei Jahren wieder investiert werden. Das Umsatzwachstum soll sich massiv beschleunigen. Anschließend beginnt die Erntephase. Invision arbeitet im Cloud-Geschäft mit Rohmargen von 95 %. Gelingt dieses Vorhaben, ist perspektivisch eine Neubewertung drin. Aber auf die Ertragsseite sollten Anleger die kommenden zwei Jahre eher nicht schauen.

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GFT zeigte sich angesichts des großen Interesses am Unternehmen überrascht. Obwohl man zuletzt vor allem negative Neuigkeiten im Gepäck hatte, in Form von zwei Gewinnwarnungen, war das Interesse am Unternehmen selten größer. Auch wenn 2018 ein Übergangsjahr werden soll, der Großkunde Deutsche Bank stampft weiter seine Budgets ein, so sind die Aussichten danach doch recht positiv. Die Banken investieren in der Breite. Der Schritt ins Industriegeschäft soll den IT-Dienstleister auf zwei Beine stellen. Der antizyklische Investor horcht langsam auf, sollte aber auch einen langen Atem mitbringen. Über Nacht werden hier wohl keine Wunder geschehen.

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Wieder in der Spur nach einem kurzen Durchhänger sieht Finanzvorstand Christoph Junge die Adesso. Die Nachfrage ist riesig und Adesso peilt auch in den kommenden Jahren ein zweistelliges Wachstum an. Gelingen soll dies sowohl organisch als auch durch weitere Übernahmen. Gleichzeitig will man mit der Versicherungslösung in|sure weiter punkten. Perspektivisch kann sich Adesso vorstellen, auch für andere Branchen eigene Softwarelösungen zu erstellen und so die Marge deutlich zu erhöhen. Desto höher der Softwareanteil am Geschäft, desto besser die Marge, lautet die Formel.

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Mutares sieht sich auf einem guten Wege, 2018 die mittelfristigen Ziele von rund 1,5-2 Mrd. EUR Umsatz zu erreichen. Der Restrukturierungsspezialist hatte in den vergangenen Jahren vor allem auch mit sich selbst zu tun und passte die Strategie an. Aus den E-Commerce Abenteuern der Anfangszeit hat man sich verabschiedet. In der Industrie sieht man großes Potenzial. Die ein oder andere Perle schlummert schon heute im Portfolio. Einzig am Kapitalmarkt ist man noch zurückhaltend, was man bei der Vergangenheit des Unternehmens durchaus nachvollziehen kann. Eine rege Investitionstätigkeit ist in den kommenden Monaten zu erwarten und auch mindestens ein profitabler Exit steht auf der Agenda.

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Viel weiter ist da MBB. Die Beteiligungsgesellschaft strotzt nur so vor Kraft. Volle Kasse, hochprofitable Beteiligungen und voller Tatendrang was neue Akquisitionen angeht. Mit dem E-Auto Zulieferer Aumann hat man das Trendthema schlechthin im Portfolio. Einzig die Bewertung macht hier ein paar Sorgen. Nach Sum of the Parts sieht alles super aus, ein KGV jenseits der 40 schreckt aber doch nicht wenige ab. Erfahrungsgemäß wirtschaftet MBB sehr solide. Ich kenne das Unternehmen seit dem Börsengang. Und es gibt wohl wenig Zweifel, dass man diesen Weg nicht fortsetzen kann. Dennoch ein Musterbeispiel für die Problematik nach vielen Jahren Hausse. Gutes kostet eben (sehr) viel Geld.

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Über den Experten

Sascha Gebhard
Sascha Gebhard
Redakteur

Sascha Gebhard hat nach einer klassischen Ausbildung zum Bankkaufmann im Laufe der Jahre bei verschiedenen Banken gearbeitet. Er absolvierte neben dem Beruf die Studiengänge zum Diplom-Betriebswirt (VWA) sowie den Finanz- und Investment Ökonom (VWA). Von 2008 bis 2016 war er als Eigenhändler auf eigene Rechnung an den Finanzmärkten aktiv. Weiterhin publizierte er für verschiedene Finanzverlage und schrieb zahlreiche Fachartikel rund um das Thema Börse. Die in den jeweiligen Diensten geführten Realgeld- sowie Musterdepots konnte stets überdurchschnittliche Renditen erwirtschaften. Sein Steckenpferd ist seit jeher der deutsche Aktienmarkt, wo er bestens vernetzt ist, und eine Vielzahl an Unternehmen bereits seit mehr als 15 Jahren aktiv verfolgt. Seit 2022 ist Sascha Gebhard fester Bestandteil des Redaktionsteams von stock3. Im Premium-Service Trademate betreut er das Depot "Deutsche Aktien".

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