Kommentar
17:28 Uhr, 07.11.2007

Mazedonien: 2008 mit 60 Prozent Kurspotenzial?

An der mazedonischen Börse ließ sich in den vergangenen 18 Monaten gutes Geld verdienen. Zuletzt ist der Markt aber auf Korrekturkurs eingeschwenkt. Zur Beantwortung der Frage, was von dieser Entwicklung zu halten ist und wie es vermeintlich mittelfristig mit den Kursen weitergehen wird, trafen wir uns in Skopje mit Ivica Karapetrov. Er gründete vor rund drei Monaten das Unternehmen MAC Asset Management. In dieser Hedge-Fonds-Firma verwaltet er seit dem 11. Juli den South East Europe Investment Fund.

Dabei handelt es sich wegen dem bisher dafür noch fehlenden rechtlichen Rahmen in Mazedonien um einen nicht öffentlich zum Vertrieb zugelassenen Fonds, der zunächst in Mazedonien investiert, später aber auch die Möglichkeit hat, an den Börsen in Serbien, Bosnien, Montenegro und Kroatien zu investieren. Karapetrov kennt den mazedonischen Aktienmarkt ausgesprochen gut und sein Investmentvehikel ist durchaus eine Alternative, um über diese Schiene die Börse in Skopje zu spielen. Wer Informationen zu den Einstiegsmöglichkeiten kann dazu unter buettner@ostboersen-report.de mehr erfahren.

Herr Karapetrov, die mazedonische Börse hat sich in diesem Jahr bisher gut geschlagen. Was sind aus Ihrer Sicht die Gründe für die Kursgewinne?

Die Kurse waren günstig und die Anleger haben den Markt nach und nach für sich entdeckt. Angelockt wurden sie dabei auch durch das anziehende Wirtschaftswachstum und die Anstrengungen, welche von offizieller Seite unternommen werden, um die Rahmenbedingungen für die Unternehmen zu verbessern. Die Regierung tut alles dafür, das Investitionsklima zu verbessern. Als die Kurse dann richtig gelaufen sind, kamen auch noch hiesige Privatanleger hinzu. Das hat den Markt zusätzlich angeschoben. Teilweise war eine regelrechte Euphorie zu spüren. Das zeigt sich auch daran, dass ich teilweise keine Aufträge mehr über meinen Broker platzieren konnte, weil wegen besetzter Telefonleitungen einfach kein durchkommen war.

Zuletzt hat aber eine heftige Abwärtsbewegung eingesetzt. Was war dafür der ausschlaggebende Faktor?

Viele der hier aktiven Fonds wie jene aus Kroatien und Slowenien sind zuletzt, auch aus Mangel an neuen Nachrichten und damit fehlenden Impulsen, zu Gewinnmitnahmen übergegangen. Auch wegen der durch die Notenbank verordneten Schließung der Makedonska Banka und den Reprivatisierungsproblemen bei Fersped haben sich einige Anleger etwas zurückgehalten. Auch sind etliche der auf den Zug aufgesprungenen Privatanleger, die noch sehr unerfahren und unwissend sind, bei den jüngsten Einbußen panisch geworden, auch weil sie auf Kredit gekauft haben, und sind ausgestiegen. Unter dem Strich handelt es sich für mich aber um reine Gewinnmitnahmen und um nichts anderes. Bald werden die Kurse auch wieder steigen. Man muss aber wissen, dass es sich um eine Schwellenländerbörse handelt, wo höheren Chancen auch höhere Risiken gegenüberstehen. Ein positiver Kursimpuls könnte von dem bald erwarteten NATO-Beitritt ausgehen, weil das dem Land mehr Stabilität verleihen wird, sowie von der Zulassung von lokalen Investmentfonds. Wenn sich meine Hoffnung auf gute Unternehmensergebnisse erfüllt, kann der MB10-Index auch 2008 durchaus wieder um 60 Prozent steigen.

Für Außenstehende ist es nicht leicht, Informationen zu bekommen. Wie verschaffen Sie sich das nötige Wissen?

Informationen zu bekommen, ist auch für uns schwierig. Denn die meisten Unternehmen sind noch immer sehr verschlossen. Sie haben das Potenzial, welche die Aktie als Anlageform einem Unternehmen bringen kann, noch nicht richtig erkannt. Man arbeitet in der Regel auch nicht aktiv daran, den Kurs der Aktien zu erhöhen. Auch möchten die Besitzer meistens möglichst die volle Kontrolle über die Gesellschaften behalten. Sie haben eher Angst vor den Aktionären und treten ihnen mit Misstrauen gegenüber. So nahm ich beispielsweise einmal an einer Hauptversammlung einer Brauereiaktie teil. Als ich dort eintraf, fragte mich der Mehrheitsaktionär erstaunt, was ich denn da überhaupt wolle. Anfänglich betrachtete er mich als eine Art Feind und nach der Veranstaltung fragte er mich völlig überrascht, warum ich bei allen Punkten der Tagesordnung zugestimmt habe. Normalerweise denkt man hier automatisch, dass Kleinanleger nur protestieren wollen und sich quer stellen. Um die Informationsdefizite zu beheben, suchen wir den direkten Kontakt zu den Unternehmen. Ich besuche beispielsweise die Firmen direkt vor Ort auf und es kann auch schon mal vorkommen, dass ich mir Informationen bei den Arbeitern und Angestellten hole, wenn der Vorstand mauert. Es gibt zwar Gesetze, die Berichtspflichten vorschreiben. Das wird bisher aber nicht immer eingehalten und lange Zeit unternahm die Aufsichtsbehörde auch nichts gegen Pflichtverletzungen. Zusammen mit anderen Fonds setzen wir uns aber in dieser Hinsicht für Verbesserungen ein und wir hoffen auf zügige Verbesserungen.

Fragt man Marktteilnehmer nach den Bewertungsniveaus, dann bekommt man oft keine richtige Antwort. Können Sie mit einer paar Zahlen Licht ins Bewertungsdunkel bringen?

Ja, wir stellen unsere eigenen Kalkulationen für sehr viele Firmen an. Und auf dieser Basis komme ich derzeit zu folgenden Ergebnissen: Beton Skopje, Investbanka Skopje, Komercijalna banka Skopje und Toplifikacija Skopje, also jene vier Unternehmen, die im höchsten Börsensegment (Superlistung) vertreten sind, kommen zusammen auf einen Börsenwert von 439 Mio. Euro. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis bewegt sich im Schnitt bei kann 30, das Kurs-Umsatz-Verhältnis auf 4,16 und das Kurs-Buchwert-Verhältnis auf 2,94. Die 35 Unternehmen, die im Official Listing vertreten sind, kommen auf eine Marktkapitalisierung von 1,6 Mrd. Euro. Das Kurs-Umsätz-Verhältnis beläuft sich auf durchschnittlich 2,76 und das Kurs-Buchwert-Verhältnis auf rund zwei. Die Bewertungsunterschiede sind hier aber beträchtlich, so dass Durchschnittsbetrachtungen wenig aussagen. So weisen vereinzelt Nebenwerte auch noch Kurs-Buchwert-Verhältnisse von unter eins und einstelligen Kurs-Gewinn-Verhältnisse auf.

Wie lauten Ihre Favoriten auf Ebene der Einzelwerte?

Unter den größeren Werten sind mir die Banken in der Regel zu teuer. Noch zuversichtlich gestimmt bin ich für den Baukonzern Beton Skopje (Ticker: BESK, 41.650 Denar). Das KGV ist hier mit 60 auf Basis der Vorjahresgewinne zwar hoch, aber der Kurs-Buchwert beträgt nur rund 1,1. Außerdem drängt das bisher in Mazedonien tätige Unternehmen nach Russland und könnte dort Aufträge an Land ziehen. Außerdem gibt es hier einen neuen Aktionär, der Beziehungen in die Ukraine hat, was auf der Geschäftsseite ebenfalls etwas bringen könnte.

Spannend finde ich auch den Röhrenproduzenten FZC 11 Oktomvri-Kumanovo (Ticker: CEVI, 5.513 Denar). Das Unternehmen steckt zwar in Schwierigkeiten, aber es handelt sich um das einzige Unternehmen seiner Art in der Region. Wenn hier ein Investor einsteigt, kann es geschäftlich schnell aufwärts gehen und gemessen an den Vermögenswerten ist dieser Titel sowieso günstig bewertet. Ebenfalls noch Potenzial billige ich Makedonija Turist Skopje (Ticker: MTUR, 8.061 Denar) zu. Diese Gesellschaft betreibt als Lizenzinhaber Hotels der Ketten Best Western und Holiday Inn. Die Gewinne dürften hier in den kommenden Jahren stabil wachsen und der Wert der Hotels, die dem Unternehmen samt den Grundstücken gehören, übersteigen nach meinen Berechnungen den Börsenwert von gut 59 Mio. Euro.

Quelle: Ostbörsen-Report

Wo sind die besten Anlagechancen in Osteuropa?
Melden Sie sich kostenlos für den Ostbörsen-Report an und erfahren Sie alle Details!

Anmeldung: www.ostboersen-report.de

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

Mehr über Jochen Stanzl
Mehr Experten