Max Otte: "Bei Gold ist es höchste Eisenbahn einzusteigen"
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Herr Otte, das Börsenjahr 2016 erweist sich bislang als äußerst schwierig. Auffällig ist die erhebliche Diskrepanz zwischen dem Markt in den USA und den europäischen Börsen bzw. dem DAX. Wie erklären Sie sich diese unterschiedliche Kursentwicklung?
Das ist richtig, aber es ist kein neues Phänomen. Das Phänomen haben wir schon seit Jahren. Das hängt damit zusammen, dass Europa wackelig ist, dass Europa unter Druck steht, auch politisch durch die USA. Nehmen Sie nur einmal die Schweizer Banken. Es ist klar, dass ein Schweizer Bankensektor nicht mehr hoch kommt, wenn er von den Amerikanern regelrecht platt gemacht wird. Es ist klar, dass eine VW nicht mehr hoch kommt, wenn in den USA größere Probleme auftreten. Es läuft ein regelrechter Wirtschaftskrieg.
Ein weiterer Punkt sind die Aktienrückkäufe in den USA. Die dortigen Unternehmen haben hohe Schulden aufgenommen für die Programme. Durch die Verringerung der ausstehenden Aktien wurden die Gewinne „künstlich“ oben gehalten. In den USA haben wir zudem viele nicht-zyklische Sektoren, zum Beispiel Konsumgüterhersteller, Technologiekonzerne, auch den Pharma-Bereich. Deutschland hat diesbezüglich eher wenig zu bieten, beispielsweise die Telekom oder eine SAP. Die meisten Sektoren wie der Maschinenbau sind dagegen stark zyklisch. Also kommt da aktuell einiges zusammen.
Am stärksten sieht man diese Diskrepanz derzeit im Automobilsektor. Die Aktie des Elektroautoherstellers Tesla wird gefeiert ohne Ende, während Aktien wie BMW oder Daimler, die weiter solide Zahlen melden, bewertungstechnisch am Boden liegen. Wie sehen Sie als Value-Investor ein Papier wie Tesla? Schauen Sie sich das an und schütteln nur mit dem Kopf?
Ehrlich gesagt schaue ich es mir gar nicht an, ich schüttele so mit dem Kopf. Aber Spaß beiseite, hinter Tesla steckt eine geballte amerikanische Staatsmacht. Elon Musk ist ein wahnsinnig guter Verkäufer. Substanz hingegen ist hier eher wenig vorhanden.
Also sind Sie Tesla-Skeptiker?
Es ist ein rein politisches Projekt. Man will in den europäischen Markt. Die amerikanische Regierung steht dahinter. Kalifornien subventioniert das Ganze sogar. Wenn Europa hingegen die eigene Industrie unterstützt, kommt sofort die Keule der angeblichen Wettbewerbsverzerrung. Es ist eine Zwangsjacke, in der wir sind, und die Amerikaner nutzen dies schamlos aus. Als Value-Investor würde ich mir Tesla bei der Bewertung sicherlich nicht ansehen.
Finden Sie die europäischen Autobauer interessant oder halten Sie sich ganz aus dem Sektor heraus?
Nein, wir haben schon einige Zykliker, zum Beispiel BMW. BMW hat eine Eigentümerfamilie, die das Management im Hinblick auf Shareholder Value kontrolliert. Die Aktie ist stark zurückgekommen und sehr moderat bewertet. Der Konzern hat immer noch Wachstumschancen.
Dass die Europäer das Navigationssystem von Nokia übernommen haben und keine Privat-Equity-Firma, war sehr wichtig. Wenn das auch noch weggewesen wäre, hätte die europäische Automobilindustrie quasi einpacken können. Aber da waren die Deutschen zum Glück klug genug, sich das zu sichern. Immerhin ein kleiner Lichtblick.
Sie sind bekannt als Fan der Edelmetalle, haben sich erst Anfang des Jahres noch einmal verstärkt bullisch zu Gold geäußert und lagen damit goldrichtig. Wie sehen Sie den Sektor nach der Rally im ersten Quartal? Könnte das die Chance sein, dass wir aus der mehrjährigen Baisse endlich herauskommen?
Gut, Sie sind Trader. Ich bin weniger trading-orientiert. Als Investor hat man Gold einfach. Ob das direkt weiter geht, kann ich nicht sagen. Aber ich halte es für durchaus wahrscheinlich, dass wir den Boden gesehen haben. Wer noch nichts in dem Sektor hat, für den wird es höchste Eisenbahn einzusteigen, und bitte nicht nach dem nächsten 10 %-Anstieg gleich wieder aussteigen! Es ist sicherlich kein schlechter Zeitpunkt, den Goldanteil im Portfolio hochzufahren.
Haben Sie das auch in Ihren Fonds getan?
Wir haben in einem Fonds Goldminenaktien, die sind ja sehr gut gelaufen sind. Wir haben den Anteil aber nicht erhöht, sondern halten das, was wir haben, weiter.
Sie haben sehr gute Kontakte in die USA. Dort ist der Präsidentschaftswahlkampf das große Thema. Was wäre Ihrer Meinung nach aus Börsensicht der beste neue Präsident und wer sollte es möglichst nicht werden?
Das kann man so nicht sagen. Donald Trump wird ja hierzulande regelrecht verteufelt. Ich habe mir seine Reden auf YouTube angesehen und fand die eher witzig. Natürlich polarisiert er. Aber das, was er sagt, ist manchmal durchaus smart. Wirtschaftspolitisch hat er sich noch kaum geäußert. Außenpolitisch hat er drei sehr kluge Dinge gesagt. 1. Er wäre nicht im Irak einmarschiert. Das kann ich sofort unterschreiben. 2. Er würde sich gut mit Putin verstehen. Das halte ich für ein absolutes Gebot der Vernunft. Und 3. Wozu ist die NATO eigentlich noch da? Das finde ich, sind sehr sehr kluge Ansätze. Denn solange wir Amerika mit der massiven Militärpräsenz in Europa haben, werden wir es nicht schaffen, Europa zu einen. Wir verlassen uns aktuell immer auf den großen Bruder.
Also wäre Trump auch für die Börsen gar nicht so schlimm?
Man weiß es nicht. Er hat ja schon Schritte zum Isolationismus, zum Protektionismus, angekündigt. Den Handel will er einschränken. Das muss man abwarten. Im wirtschaftspolitischen Bereich hat er populäre Dinge gesagt. Es gibt derzeit noch kein richtiges Programm, noch keine Richtung. Aber ob nun an der Spitze gefügige Alteliten und Berufspolitiker, wie die Clintons beispielsweise, die alles machen, was man ihnen von Seiten der Lobbyisten diktiert, besser wären, als jemand, der ein bisschen auf eigenen Füßen steht und ein paar forsche Sprüche klopft, das muss man abwarten.
Seit Monaten sind die Notenbanken das große Thema an den Börsen. In diesem Jahr merkt man doch schon deutlich, dass die Stimmung umschlägt. Die Maßnahmen werden verstärkt kritisch gesehen. In Japan ist die Notenbank mit ihren jüngsten Stimulationsversuchen kläglich gescheitert. Sehen Sie uns jetzt langsam an einem Punkt angekommen, wo das Top der Maßnahmen erreicht ist?
Ja, wir kommen definitiv in Richtung Endspiel. Man kann sich zwar immer noch einmal etwas Härteres vorstellen. Aktuell kommt das ja gerade, die Bargeldeinschränkung bzw. das Bargeldverbot. Dazu habe ich auch ein Buch geschrieben, das Ende April erscheinen wird mit dem Titel „Rettet unser Bargeld!“. Wenn das Bargeld verdrängt wird, können die Notenbanken, können die Staaten uns beliebig steuern, dann sind wir im perfekten sozialistischen Zwangsstaat drin. In diesem Fall kann der Wahnsinn auch noch weitergehen.
Trotz aller existierenden Probleme wollen die Anleger natürlich ihr Geld investieren. Was würden Sie aktuell raten und wie gehen Sie in Ihren Fonds vor?
Wir sind weiterhin stark in Aktien gewichtet. Länder sind dabei nicht so wichtig, weil die meisten Konzerne global aufgestellt sind. Sektoren sind auch nicht mehr ganz so wichtig, man muss eher innerhalb des Sektors schauen, was am interessantesten ist, also Stockpicking betreiben. Generell empfehle ich krisenstabile Geschäftsmodelle nach der Königsanalyse, die ich speziell hierfür entwickelt habe. Also langfristig stabile Geschäftsmodelle, Wachstumschancen und Konjunkturunabhängigkeit als wichtige Punkte.
Welche Werte gefallen Ihnen aktuell gut?
Unser größter Titel ist Berkshire Hathaway. Sie ist inzwischen vielleicht nicht mehr eine Aktie für die Ewigkeit, aber Warren Buffett hat seine Nachfolge perfekt gelöst. Berkshire ist nicht so einfach zu verstehen. Sie haben Aktieninvestments, haben Versicherungen und sie haben Beteiligungen. Aber sie haben auch sehr viel Cash. Sollte es zu Krisen kommen, kauft das Unternehmen zu. Aus unserer Sicht hat Berkshire rund 30 % Potenzial, aber nur 8 % Verlustrisiko, weil Buffett gesagt hat, dass er bei einem Buchwert von 1,2 fast unbegrenzt eigene Aktien zurückkaufen will. Damit ist quasi ein Boden eingezogen. Eine tolle Aktie, die wir bis zu 7, 8 % in den Fonds gewichtet haben.
Aus Deutschland gefällt uns eine BMW gut. Sicherlich ein Zykliker, der aber sehr günstig bewertet ist. Es gibt eine ordentliche Dividende, zudem ist die Familie Quandt mit an Bord, die sicherlich auch im Eigeninteresse darauf schaut, dass hier kein Schindluder getrieben wird.
Vielen Dank für das Interview!
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Elektroautos können bestenfalls eine Zwischenlösung sein. Langfristig gibt es derzeit kaum sinnvollere Ansätze als die Brennstoffzelle.Toyota geht hier mit gutem Beispiel voran.
sollten sich E-Mobile durchsetzen, wie kompensiert der Staat die Einnahmeausfälle bei der Mineralölsteuer? Diese Rechnung hab ich noch bei keiner Kostenanalyse bzgl. E-Autokauf gelesen .
Habe gelesen das die Korrektur bis 1170 gehen soll.
0.o Höchste Eisenbahn bei Gold einzusteigen? Um die Verluste voll mitnehmen zu können sobald es wieder runter geht?
Berichtssaision hat angefangen Dax steigt und wie fast immer wird Gold bestenfalls nur leicht nachgeben.
Bessere Einstiegschancen werden kommen für Gold. Jetzt ist es an der Zeit unterbewertete Aktien wie Leoni, BASF oder Merck zu kaufen um dividendenbedingte Kurssteigerungen mitzunehmen.
August/September ist Zeit um wieder bei Gold einzusteigen...
Nicht vergessen.
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