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11:26 Uhr, 27.11.2008

Massive Abflüsse bei Investmentfonds

Frankfurt (Fonds-Reporter.de) - Wegen der Finanzkrise haben Anleger im Oktober Gelder in Rekordhöhe aus Investmentfonds abgezogen. Wie der jüngsten Absatzstatistik des BVI Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) per 31. Oktober 2008 zu entnehmen ist, verzeichneten Publikumsfonds Abflüsse in Höhe von 46,3 Milliarden Euro und Spezialfonds Entnahmen in Höhe von netto 4,9 Milliarden Euro.

Bei den Publikumsfonds haben zu den Rückflüssen insbesondere Geldmarktfonds, geldmarktnahe und Kurzläufer-Rentenfonds beigetragen. Insgesamt flossen aus diesen Fondsgruppen im Oktober fast 30 Milliarden Euro ab. Ein Grund dafür lag in der Ende September bekannt gewordenen Absicht des Gesetzgebers, steuerorientierte Geldmarktfonds schärfer zu besteuern, erläutert der BVI. Trotz der geplanten Übergangsfrist bis 2011 haben Anleger im Oktober allein bei diesen Produkten Anteile im Wert von knapp 16 Milliarden Euro zurückgegeben.

Zudem führte die hohe Verunsicherung der Fondsanleger, die durch die von der Bundesregierung ausgesprochene Garantie für Bankeinlagen entstand, in der zweiten Oktoberwoche zu einer Welle an Rückflüssen vor allem aus Geldmarkt- und geldmarktnahen Fonds. Das Mitte Oktober veröffentlichte Maßnahmenpaket der Bundesregierung zur Stabilisierung der Finanzmärkte, das auch eine Liquiditätssicherung für Geldmarktfonds und geldmarktnahe Fonds vorsieht, sorgte dann aber schnell wieder für Beruhigung. "Inzwischen hat sich die Situation normalisiert. Wir sehen auch wieder Zuflüsse. Die Verunsicherung durch die Steuerdiskussion und die Garantieerklärung der Bundesregierung hat sich deutlich gelegt", sagte BVI-Präsident Dr. Wolfgang Mansfeld.

Auch andere Publikumsfondsgruppen verbuchten aufgrund der Zuspitzung der Finanzkrise Netto- Mittelabflüsse. So haben Anleger aus Aktienfonds 4,9 Milliarden Euro, aus Mischfonds 2,1 Milliarden Euro und aus Dachfonds 1,1 Milliarden Euro abgezogen. Lediglich bei wertgesicherten Fonds hielten sich Käufe und Rückgaben im Oktober die Waage.

Offene Immobilienfonds zeigten sich in der Finanzkrise als wertstabile Anlageklasse. Dennoch kam es in Folge der Marktverwerfungen Ende Oktober innerhalb kurzer Zeit zu hohen Rückgaben, insbesondere von größeren Anlegern und Vermögensverwaltern. Insgesamt flossen im Oktober 5,1 Milliarden Euro ab.

Neben den Anteilscheinrückgaben sorgte auch der extreme Kursverfall an den Aktienmärkten für einen deutlichen Rückgang beim Fondsvermögen. Die BVI-Mitgliedsgesellschaften verwalteten per 31. Oktober 2008 in Publikumsfonds (585,4 Milliarden Euro) und Spezialfonds (639,0 Milliarden Euro) ein Gesamtvolumen von 1.224,4 Milliarden Euro.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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