Maßnahmen der Politik werden aggressiver - Liquidationswellen erschüttern Märkte
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Erwähnte Instrumente
Der Euro eröffnet heute bei 1.3580, nachdem sich gestern leichte Stabilisierungstendenzen einstellten. Der USD steht gegenüber dem JPY unverändert unter Druck und notiert aktuell bei 100.10. "Carry-Trades" sind sehr volatil und neigen weiter zur Schwäche. EUR-JPY stellt sich aktuell auf 135.60, während EUR-CHF bei 1.5425 oszilliert.
Die isolierten Maßnahmen der Politik und Zentralbanken nehmen an Schärfe zu. Gleichzeitig verfallen die Märkte weiter. Mithin bleiben die Finanzmärkte in ihrer angeschlagenen emotionalen Verfassung zunächst unbeeindruckt!
Die Fed kauft mittlerweile unbesicherte "Commercial Paper" an, um die Refinanzierung der Finanzmarktteilnehmer zu gewährleisten. Die prekäre Lage macht die Nivellierung der Standards in Richtung antiautoritärer Zentralbankpolitik fraglos derzeit erforderlich. Die Fed hatte ja auch unter Greenspan schon diese Grundausrichtung und bereitete damit wesentlich die aktuelle Krise ausgehend von den USA.
Individuelle Rettungspakete stehen in England auf der Agenda. Island hängt im Überlebenskampf am Tropf Russlands. Der IWF bessert seine Prognose über die Verluste aus der Finanzkrise auf 1,4 Billionen USD nach. Frau Merkel begründet die Maßnahmen der Bundesregierung in ihrer eigenen Manier.
Die EU wird wichtige Finanzunternehmen schützen. Wer wichtig ist, wird individuell entschieden. Das ist doch mal so richtig Vertrauen bildend. Wenigstens die "Dickschiffe" unter den Banken, die durch ihren Investmentbankingstil wesentlich für die Lage mitverantwortlich zeichnen, dürfen sich also dieser Garantie erfreuen. (Klasse!)
Das aktuelle Kernproblem am Finanzmarkt ist der Vertrauensverlust im Bankensystem. Dieser wirkt sich insbesondere am Geldmarkt aus. Der Funktionsausfall des internationalen Geldmarkts bedingt bei den Finanzintermediären zunehmende Risikoaversion und führt zu einer restriktiveren Kreditvergabe. Hier liegt also der Schlüssel zu der zunehmenden Kreditklemme, die die Realwirtschaft sukzessive aber in der Tendenz verstärkt trifft.
Mithin muss es zukünftig maßgeblich darum gehen, die Geldmärkte wiederzubeleben. Das ist die Kernzelle, die auf die übrigen Finanzmärkte stabilisierend wirken kann und ultimativ wirken muss, um eine massive Rezession oder schlimmer zu verhindern. Dabei sind unorthodoxe Maßnahmen auf temporärer Basis nicht per se auszuschließen. Eine umfassende temporäre (2 Jahre) Bankengarantie ( wer sie in Anspruch nimmt, wird verstaatlicht) auf internationaler Ebene (G-7), könnte die Situation an den Geldmärkten sukzessive entspannen. "Food for thought!"
Wirtschaftsdaten gab es gestern auch noch:
Der deutsche Auftragseingang legte per August um 3,6% überraschend stark zu. Analysten hatten einen Rückgang um 0,1% favorisiert. Vor dem Gesamthintergrund freuen wir uns über das positive Ergebnis, eine Trendwende wird hier jedoch nicht begründet. Wesentliche Marktwirkung ging von der Veröffentlichung nicht aus. Der "ABC News Money Magazine Consumer Comfort Index" sank in der Berichtswoche von -41 auf -43 Punkte. US-Verbraucherkredite gingen unerwartet per August um 7,88 Mrd. USD zurück. Erwartet war eine Zunahme um 5,2 Mrd. USD. Der Vormonatswert wurde von +4,6 Mrd. USD auf +5,24 Mrd. USD revidiert. Es ist nicht auszuschließen, dass sich hier eine Trendwende anbahnt. Das Protokoll des Offenmarktausschusses lieferte keine neuen Erkenntnisse. Themen waren zunehmende Schwäche der Wirtschaft, anziehende Finanzkrise und rückläufige Inflationsrisiken.
Auch heute stehen wieder einige Veröffentlichungen auf der Agenda. Wir werden morgen dezidiert Stellung nehmen.
Derzeit sind diese Daten kein wesentlicher Katalysator an den Finanzmärkten. Vielmehr bleibt der Markt von Zwangsliquidationen bestimmt. Aus diesen Liquidationen erfolgen derzeit massive Erschütterungen an den Finanzmärkten. Mithin sind die Märkte nicht wesentlich von Fundamentaldaten bestimmt.
Wie sagte noch der gute Kostolany: "Kaufen, wenn die Kanonen donnern!" Nun man kauft am besten Richtung Ende der Kanonade. Das Ende erscheint noch nicht erreicht, wir nähern uns aber an!
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD favorisiert. Erst ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.3750 - 80 neutralisiert den negativen Bias des Euros.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
Passende Produkte
WKN | Long/Short | KO | Hebel | Laufzeit | Bid | Ask |
---|
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.